Darmkrebs (Kolonkarzinom) – Einleitung

Das Kolonkarzinom, auch als kolorektales Karzinom bekannt, ist eine maligne Neoplasie des Kolons (Dickdarm) oder Rektums (Mastdarm). In 86 % der Fälle handelt es sich um ein Adenokarzinom. Bösartige Erkrankungen des Appendix (Wurmfortsatz) zählen ebenso zu den kolorektalen Karzinomen.

Synonyme und ICD-10: Adenokarzinom des Kolons; CRC; Coloncarcinom; Colonkarzinom; Kolonkarzinom; Colorectal carcinoma; Colorectale Karzinome; Colorectales Karzinom; Colorektale Karzinome; Colorektales Karzinom; KRC; KRK; Kolonkarzinom; Kolorektalkarzinom; Rectumkarzinom; Rektumkarzinom; kolorektales Karzinom (CRC); ICD-10-GM C18.-: Bösartige Neubildung des Kolons

Hinweis: Krebserkrankungen des Dünndarms kommen dagegen nur sehr selten vor.

Das Kolonkarzinom ist die dritthäufigste maligne (bösartige) Erkrankung weltweit. 

Formen des Kolonkarzinoms

Kolonkarzinome können nach ihrem histologischen Bild, ihrer Lokalisation im Darm und ihrem molekularen Profil unterschieden werden. Diese Unterscheidungen sind entscheidend für die Diagnose, Prognose und Therapie der Erkrankung.

Histologische Klassifikation

Die histologische Klassifikation basiert auf der mikroskopischen Untersuchung des Tumorgewebes. Die meisten Kolonkarzinome sind Adenokarzinome, aber es gibt auch andere, seltenere histologische Subtypen:

  • Adenokarzinom
    • Muzinöses Adenokarzinom: Enthält reichlich Schleim und hat eine schlechtere Prognose als das klassische Adenokarzinom.
    • Siegelringzellkarzinom: Eine aggressive Form mit charakteristischen siegelringförmigen Zellen, die eine schlechte Prognose hat.
    • Medulläres Karzinom: Seltener Subtyp, oft mit einer besseren Prognose assoziiert.
  • Plattenepithelkarzinom: Selten, ähnelt dem Karzinom, das in anderen Körperregionen auftritt, die von Plattenepithelzellen ausgekleidet sind.
  • Kleinzelliges Karzinom: Eine sehr aggressive Form, die typischerweise eine schlechte Prognose hat.
  • Undifferenziertes Karzinom: Zeigt keine spezifischen Merkmale der Differenzierung, hat eine sehr schlechte Prognose.

Lokalisation

Die Lokalisation des Tumors im Kolon beeinflusst die Symptome, die Diagnose und die Prognose. Kolonkarzinome werden in drei Hauptkategorien unterteilt:

  • Rechtsseitiges Kolonkarzinom
    • Befindet sich im aufsteigenden Teil des Dickdarms.
    • Häufig Symptome wie Anämie (Blutarmut), Gewichtsverlust und eine allgemeine Schwäche aufgrund von chronischem Blutverlust.
    • Tumoren sind oft größer bei Diagnose, da sie seltener Obstruktionssymptome verursachen.
  • Linksseitiges Kolonkarzinom
    • Befindet sich im absteigenden Teil des Dickdarms.
    • Typische Symptome sind Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, Blut im Stuhl und Obstruktionssymptome.
  • Rektumkarzinom
    • Befindet sich im letzten Abschnitt des Darms, dem Rektum (Mastdarm).
    • Symptome umfassen rektale Blutungen, Tenesmen (schmerzhafter Stuhldrang) und Veränderungen der Stuhlgewohnheiten.

Molekulares Profil

Die molekulare Charakterisierung von Kolonkarzinomen hat wichtige therapeutische und prognostische Implikationen. Basierend auf genetischen und epigenetischen Veränderungen, können Kolonkarzinome weiter unterteilt werden:

  • Mikrosatelliten-instabilitäts-positives (MSI) Karzinom
    • Hat eine bessere Prognose und spricht besser auf bestimmte Immuntherapien an.
    • Häufig assoziiert mit Lynch-Syndrom (hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom).
  • Mikrosatelliten-stabiles (MSS) Karzinom
    • Hat eine schlechtere Prognose im Vergleich zu MSI-positiven Tumoren.
    • Ist die häufigere Form von Kolonkarzinomen.
  • KRAS-, NRAS- und BRAF-Mutationen
    • KRAS- und NRAS-Mutationen sind häufig und beeinflussen die Wirksamkeit von EGFR-Inhibitoren.
    • BRAF-Mutationen sind mit einer schlechteren Prognose assoziiert.
  • CpG-Insel-Methylator-Phänotyp (CIMP)
    • Charakterisiert durch eine hohe Methylierung von CpG-Inseln im Genom.
    • Assoziiert mit spezifischen klinischen und pathologischen Merkmalen.

Subtypen basierend auf Differenzierungsgrad

  • Hochdifferenziert: Zellen ähneln weitgehend normalen Zellen und zeigen weniger aggressives Wachstum.
  • Mäßig differenziert: Zellen haben einige Eigenschaften von normalen Zellen verloren.
  • Schlecht differenziert: Zellen sind stark verändert und das Wachstum ist aggressiver.

Diese Klassifikationen und Unterteilungen sind entscheidend für die individuelle Therapieplanung und Prognosebestimmung bei Patienten mit Kolonkarzinom. Eine genaue Diagnose ermöglicht eine gezielte Therapie, die auf die spezifischen Eigenschaften des Tumors abgestimmt ist.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen; im Alter sind Frauen öfter als Männer betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend nach dem 50. Lebensjahr auf (90 %), selten auch schon vor dem 40. Lebensjahr. Der Erkrankungsgipfel liegt bei 65 Jahren.

Prävalenz und Inzidenz

  • Das Kolonkarzinom ist in Deutschland bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung.
  • Durchschnittsalter bei Erstdiagnose: ca. 73-74 Jahre in Deutschland.
  • Die Prävalenz kolorektaler Karzinome (CRC) ist in den USA bei Patienten im Alter von 45 bis 49 Jahren ähnlich hoch wie bei 50-Jährigen [3].
  • Jährlich erkranken in Deutschland ca. 61.000 Personen an einem Kolonkarzinom.
  • Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) in Europa schwankt zwischen 20 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (Griechenland) und 40 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (Deutschland).

Die Inzidenz des Analkarzinoms liegt für Frauen bei ca. 1,9 von 100.000 bzw. 1,1 von 100.000 für Männer (in Deutschland) [1].

Verlauf und Prognose

Verlauf

Das Kolonkarzinom entwickelt sich langsam über Jahre bis Jahrzehnte. Anfangs verspüren die Betroffenen in der Regel keine Symptome. Es bilden sich zunächst Adenome, gutartige drüsenbildende Tumoren der Dickdarm- oder Rektumschleimhaut, die als Vorstufe des Kolonkarzinoms gelten. Diese Adenome können sich zu malignen Tumoren entwickeln, wobei das Risiko mit zunehmender Größe des Adenoms steigt. Der Adenomgipfel tritt etwa 10 Jahre vor dem Ausbruch eines Karzinoms auf. Durch regelmäßige Koloskopien können Adenome frühzeitig erkannt und entfernt werden, was eine präventive Maßnahme gegen die Entwicklung eines Kolonkarzinoms darstellt.

Kolonkarzinome können rezidivierend auftreten. Je später ein Kolonkarzinom entdeckt wird, desto größer ist das Risiko für ein Rezidiv. Die Wahrscheinlichkeit für ein Lokalrezidiv liegt bei 10-30 %, daher ist eine regelmäßige Nachsorge nach Beendigung der Therapie entscheidend. Patienten mit linksseitigen Kolonkarzinomen haben sowohl Vorteile beim krebsspezifischen Überleben als auch beim Gesamtüberleben im Vergleich zu Patienten mit rechtsseitigen Tumoren [2].

Prognose

Die Prognose eines Kolonkarzinoms ist stark abhängig vom Stadium der Erkrankung bei Diagnose. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt ca. 90-95 % bei Patienten im Stadium I und II. Im Stadium III, bei dem Lymphknotenmetastasen vorhanden sind, sinkt die Überlebensrate auf etwa 50 %. Im Stadium IV, wenn Fernmetastasen aufgetreten sind, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate nur noch bei ca. 10 %.

Die Letalität des Kolonkarzinoms (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt bis zu 50 %. Seit 2019 steht das Kolonkarzinom bei Tumorsterbefällen bei Männern im Rang drei und bei Frauen im Rang vier. Das Kolonkarzinom hat eine signifikante Mortalität und erfordert daher eine intensive und kontinuierliche medizinische Nachsorge sowie eine frühzeitige Erkennung und Behandlung.

Literatur

  1. Buttmann-Schweiger N, Kraywinkel K. Reporting of colorectal cancer (ICD-10 C18-C21): Decline in colorectal cancer incidence does not apply to temporal anal cancer trends in Germany. Oncol Res Treat 2016; 39(suppl 1) VII–191, ID 0330 Seite 69
  2. Ulanja MB et al.: Survival trends for left and right sided colon cancer using population-based SEER database: A forty-five-year analysis from 1975 to 2019. Cancer Medicine 2024; https://doi.org/10.1002/cam4.7145
  3. Levin TR et al.: Colorectal Cancer Screening Completion and Yield in Patients Aged 45 to 50 Years: An Observational Study Annals of Internal Medicine 22 October 2024 https://doi.org/10.7326/M24-0743

Leitlinien

  1. Patientenleitlinie: Früherkennung von Darmkrebs; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. Juli 2015. Leitlinienprogramm Onkologie
  2. S3-Leitlinie: Kolorektales Karzinom. (AWMF-Registernummer: 021 - 007OL), Januar 2019 Kurzfassung Langfassung
  3. Patientenleitlinie: Darmkrebs im frühen Stadium; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. April 2019. Leitlinienprogramm Onkologie
  4. Patientenleitlinie: Darmkrebs im metastasierten Stadium; Ratgeber für Patientinnen und Patienten. Juni 2019. Leitlinienprogramm Onkologie