Zahnnervenentzündung (Pulpitis) – Einleitung

Eine Pulpitis, umgangssprachlich als Zahnnervenentzündung bezeichnet, ist eine Entzündung der Zahnpulpa (Zahnmark), die in der Regel als Reaktion auf starke Irritationen auftritt. Die Zahnpulpa besteht aus gut vaskularisiertem (blutversorgtem) und innerviertem (nervenversorgtem) Bindegewebe im Inneren des Zahnes. Diese Irritationen können mikrobieller Natur sein, wie beispielsweise durch unbehandelte Karies, chemisch-toxisch, etwa durch zahnärztliche Materialien, oder physikalischer Art, wie durch Bruxismus (Zähneknirschen) verursacht.

Synonyme und ICD-10: Zahnnervenentzündung; ICD-10-GM K04.0: Pulpitis

Die Karies stellt die häufigste Ursache einer irreversiblen (unumkehrbaren) Pulpitis dar.

Formen der Pulpitis

Akute Pulpitis

  • Reversible Pulpitis
    • Symptome: Empfindlichkeit auf Kälte, Wärme und Süßes; der Schmerz klingt nach Entfernung des Reizes ab.
    • Prognose: Die Pulpa kann sich nach Beseitigung der Ursache (z. B. Kariesentfernung) erholen.
  • Irreversible Pulpitis
    • Symptome: Anhaltende, spontane Schmerzen, die oft auf den Kiefer ausstrahlen; schmerzverstärkend bei Wärme, Linderung durch Kälte.
    • Prognose: Die Pulpa ist dauerhaft geschädigt und benötigt eine endodontische Behandlung (Wurzelkanalbehandlung).
Chronische Pulpitis
  • Chronische hyperplastische Pulpitis (Pulpapolyp)
    • Symptome: Schmerzarm, es bildet sich granulomatöses Gewebe in der Pulpaöffnung, oft sichtbar als Pulpapolyp.
    • Prognose: Endodontische Behandlung oder Zahnextraktion (Entfernung eines Zahnes ohne operativen Eingriff) erforderlich.
  • Chronische ulzeröse Pulpitis
    • Symptome: Schmerzarm bis schmerzlos, entzündetes Gewebe in der Pulpaöffnung.
    • Prognose: Endodontische Behandlung (Wurzelbehandlung) erforderlich.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel:
 Am häufigsten tritt Pulpitis bei Erwachsenen mittleren Alters auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Pulpitis ist eine häufige Erkrankung und tritt bei einem Großteil der Bevölkerung im Laufe des Lebens auf, insbesondere bei Personen mit unbehandelter Karies oder anderen Zahnschäden.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Eine Pulpitis verläuft in verschiedenen Stadien, die von reversibel (umkehrbar) bis irreversibel (unumkehrbar) reichen. Die Entzündung beginnt in der Regel als reversible Pulpitis, bei der die Zahnpulpa (Zahnmark) gereizt, aber bislang nicht dauerhaft geschädigt ist. In diesem Stadium kann die Entzündung ausheilen, wenn die Reizursache entfernt wird, beispielsweise durch die Behandlung einer Karies oder den Schutz der Pulpa vor chemischen oder physikalischen Einflüssen.

Ohne Behandlung kann die Entzündung jedoch fortschreiten und in eine irreversible Pulpitis übergehen. Bei dieser Form ist die Pulpa so stark geschädigt, dass sie nicht mehr heilen kann. Symptome wie anhaltende Zahnschmerzen, die auf Wärme oder Kälte reagieren, deuten oft auf eine irreversible Pulpitis hin.

Prognose

Die Prognose einer Pulpitis hängt stark vom Stadium der Erkrankung und der zeitnahen Behandlung ab. In der reversiblen Phase kann die Pulpitis durch die Entfernung der Reizursache und entsprechende zahnärztliche Maßnahmen vollständig ausheilen. Bei rechtzeitiger und adäquater Behandlung ist die Prognose in diesem Stadium gut.

Hat die Pulpitis jedoch ein irreversibles Stadium erreicht, ist eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich, um den betroffenen Zahn zu erhalten und die Schmerzen zu lindern. Diese Behandlung zielt darauf ab, die entzündete und infizierte Pulpa zu entfernen, den Wurzelkanal zu desinfizieren und zu füllen.

In Fällen, in denen die Infektion bereits den Knochen erreicht oder der Zahn stark zerstört ist, kann eine Extraktion (Entfernung) des Zahnes notwendig werden. Daher ist es wichtig, Pulpitiden frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen und den Zahn zu erhalten.

Prävention und Prophylaxe

Zur Vermeidung einer Pulpitis sind Prophylaxe und Prävention entscheidend. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen, eine gründliche Mundhygiene sowie der rechtzeitige Einsatz von Schutzmaßnahmen gegen physikalische und chemische Reize können das Risiko einer Pulpitis deutlich reduzieren. Durch frühzeitige Intervention und vorbeugende Maßnahmen kann die Gesundheit der Zahnpulpa bewahrt und die Notwendigkeit umfangreicher Behandlungen vermieden werden.