Zahnfleischentzündung (Gingivitis) – Operative Therapie
Gingivitis bezeichnet eine entzündliche Veränderung des Zahnfleischs (Gingiva), die durch Plaque (Zahnbelag) hervorgerufen wird. Sie ist eine reversible Erkrankung, die unbehandelt in eine Parodontitis übergehen kann. In seltenen Fällen erfordert eine Gingivitis operative Maßnahmen, insbesondere bei therapieresistenten oder schweren Formen.
Indikationen für eine operative Therapie
- Chronische therapieresistente Gingivitis trotz konservativer Maßnahmen wie mechanischer Plaqueentfernung und Mundhygieneinstruktion.
- Lokalisierte Hyperplasien (z. B. infolge von Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder systemischen Erkrankungen).
- Verdacht auf abszedierende Gingivitis oder Nekrotisierende Ulzerierende Gingivitis (NUG) mit Gewebszerstörung.
- Bedarf an ästhetischen oder funktionellen Korrekturen bei Gewebeüberschuss.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Akute entzündliche Erkrankungen der Gingiva ohne vorherige medikamentöse oder konservative Behandlung.
- Systemische Erkrankungen, die eine Wundheilung beeinträchtigen (z. B. unkontrollierter Diabetes mellitus).
- Blutgerinnungsstörungen oder Einnahme von Antikoagulanzien ohne vorherige Anpassung der Medikation.
- Schwangerschaft – operative Maßnahmen sollten in der Regel auf die Zeit nach der Geburt verschoben werden.
Operative Verfahren
- Gingivektomie (Entfernung von überschüssigem Zahnfleisch)
- Indikation: Lokalisierte Gingivahyperplasie (Zahnfleischwucherung), Taschenbildung ohne Knochenverlust.
- Ziel: Entfernung des entzündeten oder hyperplastischen Gewebes zur Wiederherstellung einer physiologischen Gingivakontur.
- Vorgehen:
- Anästhesie (lokal) des betroffenen Bereichs.
- Exzision der Gingiva mit Skalpell oder Laser entlang der vorgesehenen Schnittlinie.
- Glättung der Gewebeoberflächen und Koagulation (bei Lasernutzung).
- Abdeckung mit einem parodontalen Verband zum Schutz der Wunde.
- Gingivoplastik (Modellierung der Gingiva)
- Indikation: Ästhetische Korrekturen oder Präparation der Gingiva für restaurative Maßnahmen.
- Ziel: Wiederherstellung der natürlichen Gingivakonturen.
- Vorgehen:
- Entfernung entzündlicher oder überschüssiger Gewebeanteile.
- Modellierung des Zahnfleischs, um eine natürliche Zahnkontur zu erhalten.
- Lappenoperation (Flap Surgery)
- Indikation: Fortgeschrittene Gingivitis mit Verdacht auf subgingivale Ablagerungen (Bereich, der unterhalb des Zahnfleischsaumes oder auch die Zahnfleischtasche ist), die durch Scaling (Entfernung des Zahnsteins mittels Ultraschall-Reinigung auf der Zahnkrone und der Wurzeloberfläche) und Root Planing (Wurzelglättung) nicht erreichbar sind.
- Ziel: Zugang zur subgingivalen Zahn- und Wurzeloberfläche zur vollständigen Entfernung von Plaque und Zahnstein.
- Vorgehen:
- Bildung eines Mukoperiostlappens (Schleimhaut-Knochenhaut-Lappen) durch Inzision (Einschnitt) der Gingiva.
- Reinigung der betroffenen Bereiche.
- Nahtverschluss und Anbringen eines Schutzverbandes.
- Lasertherapie
- Indikation: Chronische oder therapieresistente Gingivitis, Gewebsmodellierung.
- Ziel: Minimalinvasive Entfernung von entzündetem Gewebe und bakterienbelasteter Plaque.
- Vorgehen:
- Nutzung eines Dioden- oder Erbiumlasers zur Gewebeablation.
- Reduktion bakterieller Belastung durch thermische Effekte.
Postoperative Nachsorge
- Schmerzlinderung: Analgetika nach Bedarf, in der Regel Ibuprofen.
- Hygiene: Sanfte Mundspülungen mit antiseptischen Lösungen (z. B. Chlorhexidin 0,12 %) zur Infektionsprophylaxe.
- Kontrollen: Regelmäßige Nachuntersuchungen zur Beurteilung der Wundheilung und Vermeidung von Rezidiven.
- Mundhygieneinstruktionen: Schulung der Patienten zur Verbesserung der häuslichen Mundhygiene.
Komplikationen
- Infektion: Trotz antiseptischer Maßnahmen ist eine lokale Infektion möglich.
- Wundheilungsstörungen: Besonders bei Patienten mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus.
- Gingivarezessionen: Übermäßige Gewebeentfernung kann zu ästhetischen Beeinträchtigungen führen.
- Narbenbildung: Selten, aber möglich bei umfangreichen Gewebeentfernungen.