Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis) – Anamnese
Die Anamnese stellt neben der Befunderhebung einen wichtigen Baustein in der Diagnostik einer Sialadenitis dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie gehäuft auftretende Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen (z. B. Sjögren-Syndrom), Tumorerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen?
- Sind Ihnen Erbkrankheiten innerhalb Ihrer Familie bekannt, insbesondere Erkrankungen, die die Speicheldrüsen betreffen?
Soziale Anamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aktuell aus?
- Sind Sie in Ihrem Beruf möglicherweise gesundheitsschädigenden Einflüssen ausgesetzt, wie Chemikalien, Staub oder Strahlenbelastung?
- Besteht durch Ihren Beruf eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen (z. B. häufige Kontakte zu Menschen mit infektiösen Erkrankungen)?
- Gibt es derzeit besondere Belastungen in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld (psychischer Stress, familiäre Konflikte)?
- Denken Sie aufgrund der Beschwerden darüber nach, beruflich kürzerzutreten oder frühzeitig in Rente zu gehen?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Leiden Sie unter Mundtrockenheit oder Schwierigkeiten beim Schlucken trockener Nahrung?
- Haben Sie Probleme mit der Speichelproduktion, Mundtrockenheit oder trockene, brennende Augen?
- Sind Sie häufig müde oder abgeschlagen?
- Haben Sie Fieber, Schüttelfrost oder andere grippeähnliche Symptome?*
- Haben Sie Veränderungen an Ihrer Haut bemerkt (z. B. Rötungen, Schwellungen)?
- Wann haben diese Beschwerden begonnen, und wie haben sie sich seitdem verändert?
- Schmerzlokalisation und -charakter:
- Haben Sie Schmerzen im Bereich der Wangen, unterhalb des Kiefers oder vor dem Ohr?
- Sind die Schmerzen einseitig oder beidseitig?
- Sind die Schmerzen lokal begrenzt oder strahlen sie aus (z. B. Richtung Ohr, Hals oder Kopf)?
- Wie beschreiben Sie Ihre Schmerzen (stechend, drückend, ziehend, pulsierend, brennend)?
- Sind die Schmerzen dauerhaft vorhanden oder treten sie schubweise auf?
- Schmerzanamnese:
- Werden die Schmerzen stärker beim Kauen, Sprechen oder Schlucken?
- Haben bestimmte Speisen (z. B. saure, scharfe oder feste Nahrungsmittel) Einfluss auf Ihre Schmerzen?
- Lassen die Schmerzen nach, wenn Sie Ruhe einhalten, warme Umschläge verwenden oder bestimmte Medikamente einnehmen?
- Gibt es bestimmte Situationen, Wetterveränderungen oder Tageszeiten, in denen sich die Schmerzen verschlimmern oder verbessern?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie ungewollt an Gewicht zu- oder abgenommen? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Haben Sie Appetitlosigkeit oder Veränderungen Ihres Appetits bemerkt?
- Wie viel Flüssigkeit trinken Sie durchschnittlich pro Tag (in Litern)?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen?
- Allergien
- Bluterkrankungen
- Endokrinopathien (Krankheitsbilder, die durch eine gestörte Funktion der Hormondrüsen oder die fehlerhafte Wirkung der Hormone ausgelöst werden) mit allgemeinem Einfluss auf die Speicheldrüsen
- Diabetes mellitus
- Osmotische Diurese
- Primär biliäre Cholangitis (PBC, Synonyme: nichteitrige destruierende Cholangitis/Gallenwegsentzündung; früher primär biliäre Zirrhose)
- Diabetes mellitus
- Erkrankung des rheumatischen Formenkreises
- Sjögren-Syndrom bzw. Sicca-Syndrom
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE) – Autoimmunerkrankung, bei der es zur Bildung von Autoantikörpern kommt. Sie zählt zu den Kollagenosen
- Polymyositis – systemische entzündliche Erkrankung der Skelettmuskeln
- Sklerodermie – Erkrankung, die mit einer lederartigen Bindegewebsverhärtung der Haut einhergehen
- Rheumatoide Arthritis (RA) – chronisch entzündliche Multisystemerkrankung, die sich meist in Form einer Synovialitis (Gelenkinnenhautentzündung) manifestiert
- Primäres Fibromyalgie-Syndrom – weitverbreitetes Syndrom, welches zu chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen führen kann
- Virusinfektionen
- Parotitis epidemica (Mumps)
- Cytomegalie-Viruserkrankung
- Coxsackie
- Influenza (Grippe)
- Hepatitis C
- HIV-Infektion
- Spezifische Infektionen
- Tuberkulose
- Sarkoidose (Synonyme: Morbus Boeck; Morbus Schaumann-Besnier) – systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung (Haut, Lunge und Lymphknoten)
- Störungen des Wasserhaushalts (Dehydratation/Flüssigkeitsmangel)
- erniedrigte Trinkmenge
- erhöhter Wasserverlust
- Polyurie (krankhaft erhöhte Urinausscheidung) [Diabetes insipidus]
- Osmotische Diurese (Harnausscheidung) (Diabetes mellitus)
- Erbrechen
- Diarrhoe (Durchfall)
- Blutverlust
- Hyperhidrose (gesteigertes Schwitzen)
- Verbrennungen
- Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems)
- Hatten Sie Operationen im Bereich des Kopfes oder Halses?
- Haben Sie jemals eine Strahlentherapie erhalten, insbesondere im Kopf-Hals-Bereich?
- Sind bei Ihnen Allergien bekannt, insbesondere gegen Medikamente, Lebensmittel oder Umweltstoffe?
Medikamentenanamnese
Salivationshemmende (den Speichelfluss reduzierende) Medikamente können die Gesundheit der Speicheldrüsen beeinträchtigen. Etwa 400 solcher Medikamente mit xerogenen (Mundtrockenheit verursachenden) Eigenschaften sind bekannt. Sie gehören folgenden Gruppen an:
- Antiadiposita
- Antiarrhythmika
- Anticholinergika
- Antidepressiva
- Antiepileptika
- Antihistaminika
- Antihypertonika
- Antiparkinsonmittel
- Antipsychotika (Neuroleptika)
- Anoretika
- Anxiolytika
- Ataraktika
- Diuretika
- Hypnotika
- Muskelrelaxantien
- Sedativa
- Spasmolytika
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.