Radikuläre Zyste – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Radikuläre Zysten sind odontogene Zysten, die durch einen chronischen, entzündlichen Reiz bei einer apikalen Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats an der Wurzelspitze) entstehen. Diese entzündliche Reaktion aktiviert Epithelreste des Malassez, die in der Embryonalentwicklung zurückgeblieben sind und bei entsprechender Reizung zur Proliferation (Zellvermehrung) neigen.

Formen und Lokalisationen

  • Laterale radikuläre Zyste
    Diese Form entsteht bei Vorliegen eines endodontischen Seitenkanals, der den Entzündungsreiz seitlich an der Zahnwurzel lokalisiert. Die Zyste entwickelt sich in diesem Fall seitlich an der Wurzelkontur.
  • Interradikuläre Milchzahnzysten
    Bei Milchzähnen kann sich eine radikuläre Zyste im Bereich der interradikulären Wurzelkanäle (zwischen den Wurzeln gelegen) bilden. Diese entsteht durch eine Infektion in den Wurzelkanälen und führt zu einer Zystenlokalisation zwischen den Zahnwurzeln.

Pathophysiologische Mechanismen

  • Aktivierung der Malassez-Epithelreste
    Epithelzellnester, die während der Embryonalentwicklung als Malassez-Epithelreste zurückbleiben, werden durch entzündliche Mediatoren stimuliert. Diese Aktivierung und die nachfolgende Proliferation des Epithels bilden die Grundlage für die Entstehung der Zyste.
  • Stimulation durch Entzündungsmediatoren und Endotoxine
    Entzündungsmediatoren und bakterielle Endotoxine (toxische Bestandteile von Bakterienmembranen) wirken als starke Reize für die Epithelreste und regen Fibroblasten zur weiteren Gewebeproliferation (Gewebewachstum) an. Dies führt zur Bildung einer epithelienausgekleideten Zystenhöhle.
  • Fehlen von Mikroorganismen im Zysteninhalt
    Trotz der engen anatomischen Nähe zwischen dem infizierten Zahn und der Zyste bleibt der Zysteninhalt häufig über lange Zeit frei von Mikroorganismen. Die entzündliche Reaktion und das Zystenwachstum werden hauptsächlich durch die ausgeschütteten Mediatoren und nicht direkt durch bakterielle Invasionen des Zystenraums verursacht.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Radikuläre Zysten entstehen infolge chronischer entzündlicher Prozesse an der Zahnwurzel, insbesondere bei apikaler Parodontitis. Die Aktivierung und Proliferation von Malassez-Epithelresten spielen eine zentrale Rolle in der Entstehung dieser Zysten. Der Zysteninhalt bleibt in der Regel steril, was für die klinische Behandlung wichtig ist. Eine endodontische Therapie des betroffenen Zahns oder, bei größeren Zysten, ein chirurgischer Eingriff ist oft erforderlich, um das Fortschreiten der Zystenbildung zu kontrollieren und den umliegenden Kieferknochen zu schützen.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung – Prädisposition wird diskutiert (ggf. mehrere radikuläre Zysten)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Unzureichende Fluoridzufuhr (z. B. durch fluoridiertes Speisesalz)
    • Häufige zucker- bzw. kohlenhydratreiche Zwischenmahlzeiten bzw. Mahlzeiten
  • Mundhygiene
    • Unzureichend
    • Mangelnde Fluoridzufuhr (durch Zahnpflegeprodukte)
  • Zahnarztbesuch
    • Unzureichende Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrollen

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Apikales ("zahnwurzelwärts“) Granulom (entzündungsbedingte, knotenartige Gewebeneubildung)
  • Caries profunda (lat. tiefe Zahnkaries)
  • Avitaler Zahn ("toter Zahn")

Weitere Ursachen

  • Wurzelfüllung, insuffiziente (unzureichend)
  • Zahnrestauration, insuffiziente