Periimplantitis – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Periimplantitis ist eine fortschreitende Entzündung des knöchernen Implantatlagers, begleitet von einem Knochenverlust um das Implantat. Eine initiale und reversible Entzündung, die nur das Weichgewebe betrifft, wird als periimplantäre Mukositis (Entzündung der Mundschleimhaut) bezeichnet. Die Erkrankung wird hauptsächlich durch eine mikrobielle Besiedelung mit anaeroben Bakterien verursacht.
Primäre pathophysiologische Mechanismen
- Mikrobielle Besiedelung und Biofilmbildung
Die primäre Ursache für die Periimplantitis ist die Ansiedlung pathogener Keime auf der Implantatoberfläche, insbesondere unterhalb des Zahnfleischsaums (subgingival). Parodontopathogene Keime, die für Erkrankungen des Zahnhalteapparates verantwortlich sind, können von benachbarten natürlichen Zähnen auf das Implantat übertragen werden. Auch bei zahnlosen Patienten ist eine persistente Besiedelung mit diesen Bakterien möglich. Auf rauen Implantatoberflächen setzt sich vermehrt Biofilm (Plaque) ab, was das Fortschreiten der Entzündung begünstigt.
Sekundäre pathophysiologische Mechanismen
- Risikofaktoren und begünstigende Bedingungen
Die Progression der Periimplantitis wird durch verschiedene Risikofaktoren unterstützt, darunter:- Schlechte Mundhygiene: Unzureichende Pflege führt zur Ansammlung von Plaque und Bakterien.
- Parodontale Vorerkrankungen: Patienten mit früheren Parodontalerkrankungen sind anfälliger für periimplantäre Entzündungen.
- Rauchen: Nikotin reduziert die Blutversorgung und beeinträchtigt die Immunabwehr.
- Systemische Erkrankungen: Diabetes mellitus und andere systemische Erkrankungen können die Abwehrkraft des Gewebes senken und Entzündungsprozesse fördern.
Klinisches Bild
- Leitsymptome
- Schwellung und Rötung des periimplantären Gewebes
- Bluten bei Berührung (Sondierung)
- Verlust des Stützgewebes und Knochenrückgang um das Implantat
- Fortgeschrittene Symptome
- Schmerzempfindlichkeit und Sekretabsonderung
- Mobilität des Implantats in schweren Fällen
- Verlust des Implantats bei weiterem Fortschreiten
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Periimplantitis ist eine ernsthafte entzündliche Erkrankung, die durch eine Besiedelung der Implantatoberfläche mit anaeroben Bakterien verursacht wird. Durch die Ansammlung von Biofilm wird eine Immunantwort aktiviert, die zu einem fortschreitenden Knochenverlust führt. Parodontale Vorerkrankungen, unzureichende Mundhygiene und weitere Risikofaktoren wie Rauchen oder systemische Erkrankungen verstärken das Risiko für eine Periimplantitis und beeinflussen den Krankheitsverlauf. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um den Implantaterhalt zu sichern und das Risiko für einen Implantatverlust zu minimieren.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Lebensalter – zunehmendes Alter
Verhaltensbedingte Ursachen
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) – gilt, wie auch bei der Entstehung einer Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates/Parodont), als wesentlicher Risikofaktor
- Psychosoziale Situation
- Chronischer Stress (Dauerstress) – fördert proinflammatorische Zytokine (entzündungsfördernde Botenstoffe)
- Mundhygiene
- Plaqueakkumulation (Ansammlung von bakteriellen Belägen) durch eine den erhöhten Anforderungen eines Implantats nicht angepasste Hygiene
Krankheitsbedingte Ursachen
- Bakterielle Infektion
- Bruxismus – Knirschen und Pressen
- Diabetes mellitus
- Immunsuppression
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Parodontitis
- an verbliebenen Zähnen
- beim zahnlosen Patienten als Vorerkrankung
- Speichel
- Zusammensetzung
- Fließrate
- Viskosität
Medikamente
- Bisphosphonate (Medikamente zur Behandlung der Osteoporose)
- Salivationshemmende Medikamente (Medikamente, die den Speichelfluss hemmen)
Röntgenstrahlen
- Radiatio (Strahlentherapie) – Bestrahlungen im Kopf- und Halsbereich
Operationen
- Intraoperative Schädigung des Implantatbetts
- Thermisches Trauma (wärmebedingte Verletzungen)
- Mechanisches Trauma
- Intraoperative ( "während eines chirurgischen Eingriffs") Fehlpositionierung des Implantats
- Wunddehiszenzen (wundenbedingtes Auseinanderweichen von zusammengehörigen Gewebestrukturen) nach Augmentation (Verfahren zum Aufbau knöcherner Substanzdefekte durch Knochentransplantate/-Ersatzmaterialien)
Weitere Ursachen
- Implantatspezifische Faktoren
- Mangelhafte Hygienefähigkeit des Implantats
- Fehlerhafte Suprakonstruktion
- Okklusale (im Kauflächenbereich) Überlastung
- Freiliegende strukturierte (raue) Implantatoberflächen nach physiologischer periimplantärer Knochenresorption
- Gelockertes Sekundärteil
- Mikrofrakturen (kleinste Spalten und Risse in der Knochenmasse)
- Überlastung während der Einheilphase
- Überlastung nach der Einheilphase
- Überschüsse von Befestigungszement