Parodontitis – Prävention
Zur Prävention der Parodontitis muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mangelernährung – Energie- und proteinarme (eiweißarme) Ernährung schwächt die Immunabwehr und erhöht das Risiko für Parodontitis.
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an Vitamin C, Vitamin D, Zink und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Anfälligkeit für Parodontitis.
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) [1, 2]
- Drogenkonsum
- Amphetamine (indirektes Sympathomimetikum): Ecstasy (3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin, MDMA), Crystal Meth (Methamphetamin) oder Methylphenidat – Diese verursachen Mundtrockenheit und Karies, die das Risiko für Parodontitis erhöhen.
- Cannabis (Haschisch und Marihuana) – Assoziation mit der Zahl der gerauchten "Joints" und der Cannabis-Abhängigkeit [3]
- Psycho-soziale Situation
- Emotionaler Stress – Stress erhöht die Entzündungsneigung und schwächt das Immunsystem, was Parodontitis begünstigt.
- Unzureichende Mundhygiene – Eine mangelnde Pflege der Zähne ist ein zentraler Faktor bei der Entstehung von Parodontitis.
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – Adipositas ist durch proinflammatorische Zytokine (entzündungsfördernde Botenstoffe) mit einer erhöhten Entzündungsbereitschaft assoziiert und stellt einen Risikofaktor dar [4]
Medikamente
- Ciclosporin (Cyclosporin A) – Medikament zur Immunsuppression
- Hormonelle Kontrazeptiva – Hormonpräparate zur Empfängnisverhütung
- Hydantoin-Derivate wie Dantrolene (Muskelrelaxantien), Phenytoin (Antiepileptika)
- Dihydropyridin (Calciumkanalblocker/Calciumantagonist; Blutdruckmittel)
- Nifedipin (Calciumantagonist vom Dihydropyridin-Typ)
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Schwermetallvergiftungen (u. a. Blei)
Weitere Risikofaktoren
- Schwangerschaft
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Mundhygiene
- Regelmäßiges Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta, mindestens zweimal täglich.
- Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten zur Entfernung von Plaque und Speiseresten.
- Professionelle Zahnreinigung
- Regelmäßige Prophylaxesitzungen beim Zahnarzt zur Entfernung von Zahnstein und Plaque, insbesondere an schwer zugänglichen Stellen.
- Ernährung
- Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Vitamin C, Vitamin D, Calcium und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) fördert die Zahngesundheit und stärkt das Zahnfleisch.
- Tabakentwöhnung
- Verzicht auf Tabakkonsum senkt das Risiko für Parodontitis und verbessert die Heilung nach parodontalen Eingriffen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Anzeichen von Parodontitis frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Früherkennung durch regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen zur Erkennung von Zahnfleischbluten, Schwellungen oder Zahnfleischtaschen.
- Initialtherapie
- Professionelle Entfernung von Plaque und Zahnstein oberhalb und unterhalb des Zahnfleischrandes (Scaling).
- Anleitung zur verbesserten Mundhygiene mit individuell angepassten Hilfsmitteln.
- Antientzündliche Maßnahmen
- Anwendung von Chlorhexidin-haltigen Mundspüllösungen oder Gelen zur Reduktion der Bakterienlast.
- Ernährungsberatung
- Unterstützung bei der Optimierung der Ernährung zur Förderung der Zahngesundheit und Stärkung des Immunsystems.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen bei bestehender Parodontitis zu vermeiden und das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen.
- Parodontaltherapie
- Tiefenreinigung der Zahnfleischtaschen durch Scaling und Wurzelglättung.
- Chirurgische Maßnahmen wie Lappenoperationen zur Beseitigung tiefer Zahnfleischtaschen.
- Regenerative Maßnahmen
- Einsatz von Schmelzmatrixproteinen oder Knochenersatzmaterialien zur Wiederherstellung des Zahnhalteapparates.
- Langzeitbetreuung
- Regelmäßige Nachsorge und Recall-Termine zur Sicherung des Behandlungserfolgs und Prävention von Rückfällen.
- Psychosoziale Unterstützung
- Unterstützung bei der Umsetzung von Verhaltensänderungen, insbesondere der Tabakentwöhnung und der Optimierung der Mundhygiene.
Literatur
- Deutsches Krebsforschungszentrum. Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- Meier MH et al.: Associations Between Cannabis Use and Physical Health Problems in Early Midlife. A Longitudinal Comparison of Persistent Cannabis vs Tobacco Users. JAMA Psychiatry. 2016 Jul 1;73(7):731-40. doi:10.1001/jamapsychiatry.2016.0637
- Nascimento GG, Leite FR, Do LG et al.: Is weight gain associated with the incidence of periodontitis? A systematic review and meta-analysis. J Clin Periodontol 2015 Jun;42(6):495-505. doi: 10.1111/jcpe.12417. Epub 2015 Jun 2.
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III - Die deutsche Implementierung der S3-Leitlinie „Treatment of Stage I–III Periodontitis“ der European Federation of Periodontology (EFP). (AWMF-Registernummer: 083 - 043), Dezember 2020 Langfassung