Karies – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein im Rahmen der medizinischen Diagnostik von Karies dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie häufig Zahnerkrankungen, insbesondere Karies?
  • Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen, die die Zahnhartsubstanz beeinflussen könnten (z. B. genetisch bedingte Zahnschmelzstörungen wie Amelogenesis imperfecta)?
  • Leiden Familienmitglieder unter chronischen Erkrankungen, die Ihre Mundgesundheit negativ beeinflussen (z. B. Diabetes mellitus, Xerostomie (Mundtrockenheit) durch Autoimmunerkrankungen)?

Soziale Anamnese

  • Welchen Beruf üben Sie aus?
  • Gibt es in Ihrem Alltag oder Beruf psychosoziale Belastungen, die Ihre Mundhygiene oder Ernährung negativ beeinflussen könnten?
  • Haben Sie regelmäßigen Zugang zu zahnärztlicher Versorgung?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie Zahnschmerzen? Falls ja:
    • Wo genau schmerzt es?
  • Sind die Schmerzen dauerhaft, oder treten sie nur bei bestimmten Auslösern auf (z. B. bei heißem, kaltem, süßem oder saurem Essen)?
  • Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
    • 0-2: kein/kaum Schmerz
    • 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
    • 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen
    • 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
    • 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*Haben Sie empfindliche Zähne, insbesondere beim Verzehr von kalten oder süßen Speisen?
  • Haben Sie Verfärbungen an Ihren Zähnen bemerkt (z. B. weiße Flecken, braune Stellen oder schwarze Punkte)?
  • Sind Ihnen raue oder poröse Stellen an den Zähnen aufgefallen?
  • Haben Sie Schwierigkeiten beim Kauen oder bemerken Sie, dass Speisen an bestimmten Stellen im Zahn hängen bleiben?
  • Leiden Sie unter Mundgeruch, der trotz regelmäßiger Zahnpflege bestehen bleibt?
  • Seit wann bestehen die Beschwerden?
  • Haben sich die Symptome verschlimmert oder verändert?
  • Sind Ihnen Schwellungen oder Rötungen am Zahnfleisch aufgefallen?
  • Haben Sie Zahnfleischbluten bemerkt, insbesondere beim Zähneputzen?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Mundhygiene:
    • Achten Sie auf eine gründliche Mundhygiene (z. B. tägliches Zähneputzen, Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten)?
    • Verwenden Sie fluoridhaltige Zahnpasta oder Mundspülungen?
    • Wie oft wechseln Sie Ihre Zahnbürste?
    • Wann war Ihr letzter Zahnarztbesuch?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Konsumieren Sie häufig zuckerhaltige oder kohlenhydratreiche Lebensmittel (z. B. Süßigkeiten, Softdrinks, Fruchtsäfte, gesüßter Kaffee oder Tee)?
  • Essen oder trinken Sie häufig säurehaltige Produkte (z. B. Obstsäfte, Energydrinks, Essig)?
  • Haben Sie Essgewohnheiten wie ständiges Snacken, die eine Dauerbelastung der Zähne fördern könnten?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:

    • Leiden Sie unter chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, die Ihre Mundgesundheit beeinträchtigen könnten?
    • Haben Sie Erkrankungen, die die Speichelproduktion verringern (z. B. Sjögren-Syndrom, Depressionen, Nebenwirkungen von Medikamenten)?
    • Bestehen bekannte Erkrankungen des Zahnfleischs (z. B. Parodontitis), die die Entstehung von Karies begünstigen könnten?
  • Operationen:
    • Wurden in der Vergangenheit Zahnbehandlungen, wie Wurzelbehandlungen, Füllungen oder Kronen, durchgeführt?
    • Haben Sie Zahnprothesen, Implantate oder kieferorthopädische Apparaturen (z. B. Zahnspangen)?

Medikamentenanamnese 

Bei Anwendung von salivationshemmenden (speichelhemmenden) Medikamenten über lange Zeiträume kommt es zu einer starken Zerstörung der Zahnhartsubstanzen. Es sind circa 400 solcher Medikamente bekannt. Medikamente aus folgenden Gruppen können salivationshemmend wirken.

  • Antiadiposita, Anorektika
  • Antiarrhythmika
  • Anticholinergika
  • Antidepressiva
  • Antiepileptika, Sedativa
  • Antihistaminika
  • Antihypertonika
  • Antiparkinsonmittel
  • Antipsychotika (Neuroleptika)
  • Anxiolytika
  • Ataraktika
  • Diuretika
  • Hypnotika
  • Muskelrelaxantien
  • Sedativa
  • Spasmolytika

Umweltanamnese

  • Sind Sie in Ihrem Beruf oder Wohnumfeld schädigenden Substanzen ausgesetzt, die Ihre Zahnhartsubstanz schädigen könnten (z. B. Säuren oder Chemikalien)?
  • Haben Sie Zugang zu sauberem Trinkwasser mit ausreichendem Fluoridgehalt?

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.