Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) – Weitere Therapie

Die Behandlung der craniomandibulären Dysfunktion (CMD) erfordert oft einen multimodalen, interdisziplinären Therapieansatz, der neben der zahnärztlichen Therapie auch allgemeine, physikalische, psychotherapeutische sowie komplementäre Maßnahmen integriert. Diese zusätzlichen Therapien zielen darauf ab, die Beschwerden zu lindern, die zugrunde liegenden Funktionsstörungen zu korrigieren und das langfristige Therapieergebnis zu stabilisieren.

Allgemeine Maßnahmen

  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Stressreduktion durch gezieltes Stressmanagement, Entspannungsverfahren (z. B. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training) und psychoedukative Maßnahmen.
    • Unterstützung durch eine Psychotherapie bei emotionalen oder beruflichen Belastungen.
    • Aufbau eines gesunden Lebensstils mit geregeltem Schlafrhythmus und ausgewogener Ernährung.
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche und zahnärztliche Kontrolluntersuchungen zur Überwachung des Therapieerfolges und zur frühzeitigen Anpassung des Behandlungskonzeptes.
  • Spezialisierte CMD-Kontrollen mit Funktionsanalyse, um Fehlbelastungen oder Rückfälle rechtzeitig zu erkennen.

Sportmedizin

  • Krafttraining (Muskeltraining) und Rückenschule
    • Gezielte Trainingsprogramme zur Stabilisierung der Wirbelsäule und des Schulter-Nacken-Bereichs, da eine schlechte Körperhaltung CMD-Symptome verstärken kann.
    • Erstellung eines individuellen Fitness- und Trainingsplans unter Berücksichtigung der funktionellen Einschränkungen und der Ergebnisse eines medizinischen Gesundheitschecks.

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

Die physikalischen Maßnahmen sollen im Rahmen der Therapie der Craniomandibulären Dysfunktion Schmerzlinderung verschaffen, d. h. Muskel-Skelett-Schmerzen lindern, Entzündungen reduzieren und Funktionsstörungen verbessern. Sie finden meist parallel zur zahnärztlichen Behandlung statt. Folgende Maßnahmen finden Anwendung in der CMD-Therapie:

  • Manuelle Therapie
    • Korrektur von Fehlstellungen und Blockaden im Bereich des Kiefergelenks und der Halswirbelsäule.
    • Techniken zur Mobilisation und Dehnung der Kaumuskulatur.
  • Thermotherapie: Anwendung von Wärme (z. B. Fangopackungen, Wärmekissen) zur Verbesserung der Durchblutung und Linderung muskulärer Verspannungen.
  • Rotlichttherapie und Kurzwellentherapie: Tiefenwirksame Wärmebehandlungen zur Förderung der Geweberegeneration und Reduktion von Entzündungsprozessen.
  • MagnetfeldtherapieAnwendung niederfrequenter Magnetfelder zur Schmerzreduktion und Verbesserung der Zellregeneration bei muskulären und gelenkbezogenen CMD-Symptomen.
  • Elektrostimulationstherapie (TENS-Therapie):
    • Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) ist eine elektromedizinische Reizstromtherapie, die vor allem bei chronischen Muskel- und Gelenkschmerzen angewendet wird.
    • Anwendung: Niederfrequente Stimulation der Kau-, Kopf- und Halsmuskulatur zur Schmerzlinderung und Entspannung.
  • Elektrophorese: Kombination aus Galvanostrom und Medikamenten zur gezielten Schmerzlinderung und Reduktion von Entzündungen.

Erweiterte physiotherapeutische Maßnahmen:

  • Die CMD wird häufig durch Haltungsfehler, muskuläre Dysbalancen und Verspannungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich verstärkt. Folgende Therapeuten sollten in die Behandlung eingebunden werden:
    • Osteopathen: Ganzheitliche Ansätze zur Mobilisation und Behandlung des Kiefergelenks und der umgebenden Strukturen.
    • Kraniosakral-Therapeuten: Sanfte manuelle Techniken zur Behandlung der Schädel- und Wirbelsäulenstrukturen.
    • Chiropraktiker: Manuelle Korrektur von Gelenkblockaden.
    • Masseure: Therapeutische Massage zur Muskelentspannung.

Psychotherapie

Starke emotionale Belastungen und Stress führen bei vielen Patienten zu Parafunktionen wie Zähneknirschen und Kieferpressen. Daher ist eine begleitende psychotherapeutische Behandlung oft notwendig.

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Zur Bewältigung von Stress und zur Veränderung dysfunktionaler Verhaltensmuster.
  • Biofeedback-Therapie: Hilft den Patienten, die Anspannung der Kaumuskulatur bewusst wahrzunehmen und zu kontrollieren.
  • Entspannungsverfahren: Progressive Muskelentspannung, Atemtherapie und Achtsamkeitsübungen zur Reduktion von muskulären Verspannungen und Bruxismus.

Komplementäre Behandlungsmethoden

Nachfolgend werden die wichtigsten komplementären Behandlungsmethoden und ihre Bedeutung für CMD kurz erläutert:

  • Akupunktur – dient dazu, Blockaden zu lösen und Energien zum Fließen zu bringen. Bei der Behandlung von CMD wird Akupunktur zur Linderung von Kopf- und Gesichtsschmerzen eingesetzt. 
  • Phytotherapie – dient im Rahmen einer CMD-Therapie zur Schmerzbehandlung. Cayennepfeffer, Pfefferminze oder Johanniskraut werden neben anderen Substanzen zur Behandlung von Schmerzpatienten eingesetzt.
  • Homöopathie – Im Unterschied zur Schulmedizin wird die Krankheit nicht durch den Einsatz von Arzneimitteln, die die Symptome bekämpfen, sondern durch kleinste Mengen von Stoffen, die in hoher Dosis selbst ähnliche Symptome erzeugen, behandelt. Die Homöopathie gehört zu den Verfahren der alternativen Medizin.
  • Kinesiologie ganzheitliches diagnostisches Verfahren, welches mithilfe von Muskeltests Störungen im Organismus diagnostiziert und behandelt
  • Craniosakral-Therapie – Zunächst wird der Körperzustand ermittelt und anschließend mit sanftem Druck und Massagen die Störungen und Beschwerden des Körpers behoben. Man unterscheidet zwei Arten der craniosacralen Therapie: 
    • Die strukturelle Behandlung befasst sich mit Knochen, Gelenken, Wirbeln und aus zahnärztlicher Sicht besonders mit dem Kiefer und Kiefergelenk.
    • Als zweite Möglichkeit existiert die Somato-emotionale Entspannung. Hier versucht der Behandler, traumatische Erlebnisse, die im Körper gespeichert sind, obgleich diese psychischer oder körperlicher Art sind, durch eine Daueranspannung aufzuspüren und zu lösen.

Schulungsmaßnahmen

  • Rückenschule bzw. Rückengymnastik: Schulung zur Verbesserung der Haltung und Vorbeugung von Fehlbelastungen im Alltag.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de