Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) – Operative Therapie
Operative Therapie der Craniomandibulären Dysfunktion (CMD): Zahnärztliche Eingriffe und MKG-chirurgische Verfahren im Vergleich
Die operative Therapie der CMD unterscheidet sich zwischen zahnärztlichen Maßnahmen und Eingriffen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie). Die Wahl des Therapieweges hängt von der Schwere der Erkrankung, dem zugrunde liegenden pathologischen Mechanismus und der Spezialisierung der Fachrichtung ab. Eine umfassende Diagnostik und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind essenziell.
Zahnärztliche operative Therapie
Die zahnärztliche operative Therapie fokussiert sich auf funktionell orientierte, minimalinvasive Eingriffe und unterstützt die konservativen Therapien.
Indikationen
- Diskusverlagerung ohne Irreposition – Bei eingeschränkter Gelenkfunktion ohne strukturelle Schäden.
- Milde degenerative Veränderungen – Frühstadien der Arthrose, die nicht auf konservative Maßnahmen ansprechen.
- Okklusionsstörungen (Bissfehlfunktionen) – Korrekturen zur Wiederherstellung der normalen Bisslage.
- Chronische Muskelüberlastung – Operative Unterstützung der Schienentherapie.
Kontraindikationen
- Psychogene Störungen – Beschwerden, die primär psychosomatisch bedingt sind.
- Akute Entzündungen – Lokale Infektionen oder systemische Entzündungen (z. B. Rheuma) stellen eine temporäre Kontraindikation dar.
- Unzureichende konservative Vorbehandlung – Operative Maßnahmen sind nur nach Ausschöpfen nicht-invasiver Optionen indiziert.
- Komplexe Kiefergelenkveränderungen – Diese bedürfen oft einer Überweisung zur MKG-Chirurgie.
Typische Verfahren
- Arthrozentese (Gelenkspülung): Entfernung entzündlicher Stoffwechselprodukte und Verbesserung der Gleitfähigkeit.
- Minimalinvasive Arthroskopie: Behandlung entzündlicher oder funktioneller Veränderungen.
- Okklusionschirurgie: Eingriffe zur Beseitigung von Störungen durch prothetische oder restaurative Maßnahmen.
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie)
Die MKG-Chirurgie umfasst komplexere operative Eingriffe bei fortgeschrittenen oder strukturell bedingten CMD-Fällen.
Indikationen
- Diskusverlagerung mit Irreposition – Wenn konservative und minimalinvasive Therapien versagen.
- Schwere Arthrose oder Arthritis – Degenerative oder entzündliche Veränderungen mit Funktionseinschränkung und Schmerzen.
- Kiefergelenkfrakturen – Posttraumatische Schäden mit anhaltender Dysfunktion.
- Pathologische Veränderungen – Tumore, Zysten oder Ankylosen (Gelenksteife), die das Gelenk betreffen.
- Fehlstellungen der Kiefer – Strukturelle Fehlbisse, die chirurgische Korrekturen erfordern.
Kontraindikationen
- Systemische Kontraindikationen – Schwere internistische Erkrankungen (z. B. Gerinnungsstörungen, instabile Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
- Psychogene Ursachen – Wenn die Beschwerden primär psychischer Natur sind, sollte eine psychotherapeutische Behandlung priorisiert werden.
- Fortgeschrittenes Alter oder Wachstumsphase – Eingriffe sind im hohen Alter oder bei Kindern (unvollständiges Kieferwachstum) kritisch zu beurteilen.
- Schwangerschaft – Operative Eingriffe werden bei schwangeren Patientinnen nur in Ausnahmefällen durchgeführt.
Typische Verfahren
- Komplexe Arthroskopie: Diagnostik und Behandlung schwerwiegender intraartikulärer Schäden.
- Diskusrekonstruktion oder -entfernung: Bei irreparablen Schäden des Diskus.
- Kiefergelenkprothesen: Ersatz durch biokompatible Materialien bei irreversiblen Schäden.
- Osteotomien (Kieferumstellungen): Korrektur struktureller Fehlbisse und Wiederherstellung der Funktion.
- Rekonstruktive Eingriffe: Aufbau nach Tumorentfernung oder schwerer Traumata (Verletzungen).
Gemeinsame Nachsorge
Nach operativen Eingriffen ist eine abgestimmte Nachsorge essenziell, um das Therapieergebnis zu optimieren:
- Physiotherapie und Bewegungstraining – Förderung der Mobilität und Gelenkfunktion.
- Schienentherapie – Stabilisierung der Bisslage und Verhinderung von Rezidiven.
- Medikamentöse Begleitung – Einsatz von NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) oder Muskelrelaxantien.
- Interdisziplinäre Kontrolle – Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, MKG-Chirurg und Physiotherapeut.
Fazit
- Zahnärztliche operative Maßnahmen: Minimalinvasive Eingriffe bei funktionellen Störungen und leichten strukturellen Veränderungen.
- MKG-chirurgische Eingriffe: Behandlung komplexer, struktureller oder pathologischer Veränderungen des Kiefergelenks.
- Kontraindikationen: Müssen in beiden Fachbereichen individuell geprüft und berücksichtigt werden.