Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) – Gelenkbezogene Ursachen

Gelenkbezogene Fehlfunktionen betreffen in erster Linie die Strukturen des Kiefergelenks (Articulatio temporomandibularis) und können durch verschiedene entzündliche, degenerative oder strukturelle Veränderungen verursacht werden. In der Regel spielen diese Faktoren jedoch selten eine isolierte Rolle bei der Entstehung einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) und treten häufig in Kombination mit anderen Ursachen auf.

Entzündliche Prozesse im Kiefergelenk

Entzündliche Veränderungen in den Geweben des Kiefergelenks können zu erheblichen Funktionseinschränkungen und Schmerzen führen. Diese treten häufig als Folge einer mechanischen Überlastung oder eines Traumas auf. Zu den häufigsten entzündlichen Veränderungen zählen:

  • Capsulitis (Gelenkkapselentzündung): Entzündung der Gelenkkapsel, die das Kiefergelenk umgibt. Charakteristisch sind Schmerzen bei Bewegung und bei Palpation der Gelenkkapsel.
  • Synovitis (Entzündung der Gelenkinnenhaut): Entzündung der Synovialmembran, die die Gelenkflüssigkeit produziert. Eine Synovitis führt häufig zu einer Schwellung und Bewegungseinschränkung des Gelenks.
  • Entzündung der bilaminären Zone: Dieser Bereich hinter dem Diskus (Knorpelscheibe im Kiefergelenk) ist besonders anfällig für Entzündungen und kann durch übermäßige Bewegungen oder Verlagerungen des Diskus gereizt werden.
  • Entzündung des retrokondylären Polsters: Entzündung des Gewebes hinter dem Gelenkkopf (Kondylus), das bei übermäßiger Belastung (z. B. Bruxismus) geschädigt werden kann.

Diskopathien und Kondylusverlagerung

Veränderungen der Position oder Struktur des Diskus (Bandscheibe) im Kiefergelenk können die normale Gelenkfunktion erheblich stören. Zu den häufigsten Formen zählen:

  • Diskopathie (Bandscheibenschaden): Fehlpositionierung oder Verschleiß der Knorpelscheibe im Kiefergelenk, die als Puffer zwischen dem Kondylus (Gelenkkopf) und der Gelenkgrube (Fossa mandibularis) fungiert. Dies kann zu Schmerzen und Knackgeräuschen beim Öffnen und Schließen des Mundes führen.
  • Kondylusverlagerung: Der Gelenkkopf (Kondylus) des Unterkiefers verlagert sich aus seiner natürlichen Position, was zu einem unphysiologischen Bewegungsmuster des Kiefers führt. Dies ist oft die Folge von muskulären Dysbalancen oder von Fehlkontakten der Zähne (Okklusionsstörungen).

Morphologische Veränderungen und degenerative Prozesse

Strukturveränderungen des Kiefergelenks sind meist degenerativer Natur und können knöcherne oder knorpelige Strukturen betreffen:

  • Knöcherne Veränderungen: Abnutzung oder Neubildung von Knochengewebe im Bereich des Gelenkköpfchens oder der Gelenkgrube (z. B. durch Osteoarthrose), die zu schmerzhaften Bewegungsstörungen führen.
  • Knorpelige Veränderungen: Abbau oder Schädigung des Gelenkknorpels, was zu Reibung und Funktionsverlust des Gelenks führen kann.

Systemische Erkrankungen mit Gelenkbeteiligung

Verschiedene systemische Erkrankungen können das Kiefergelenk ebenfalls in Mitleidenschaft ziehen und so zu einer CMD führen:

  • Psoriasis (Schuppenflechte): Autoimmunerkrankung, die auch die Gelenke befallen kann (Psoriasis-Arthritis). Das Kiefergelenk kann entzündlich verändert sein.
  • Polyarthritis rheumatica: Entzündliche rheumatische Erkrankung, die mehrere Gelenke betrifft und oft mit Morgensteifigkeit und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Das Kiefergelenk kann betroffen sein, insbesondere bei ausgeprägten Krankheitsverläufen.

Zusammenfassung

Rein gelenkbezogene Ursachen für CMD sind relativ selten. Vielmehr ergibt sich das komplexe Bild einer CMD häufig aus der Kombination verschiedener Faktoren, wie muskulären Dysbalancen, Okklusionsstörungen und entzündlichen Veränderungen im Gelenk. Eine sorgfältige klinische Untersuchung und eine ganzheitliche Diagnostik sind daher entscheidend für eine adäquate Therapieplanung.