Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) – Diagnostik

Die Craniomandibuläre Dysfunktion ist bislang relativ unbekannt. Dieser Sachverhalt führt dazu, dass Beschwerden, die auf CMD hinweisen, häufig nicht als solche erkannt werden. Umso wichtiger ist eine umfassende Diagnostik, die verschiedene Methoden kombiniert, um die komplexen Zusammenhänge zu erfassen. Die Diagnostik von CMD gliedert sich in Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), körperliche Untersuchung, Labordiagnostik und die Anwendung spezifischer medizintechnischer Verfahren. Diese Bausteine bilden die Grundlage für eine präzise Erkennung und Zuordnung der Symptomatik und ermöglichen eine weiterführende Behandlung.

Anamnese

Die Anamnese stellt einen wesentlichen ersten Schritt in der Diagnostik dar. Hierbei werden detaillierte Fragen zu bestehenden Beschwerden, früheren Kiefergelenksverletzungen, psychosozialen Belastungen, Schlafstörungen, Stress und möglichen Triggerfaktoren gestellt. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Symptomatik zu erfassen, einschließlich möglicher Begleiterkrankungen und familiärer Dispositionen.

Körperliche Untersuchung

Im Anschluss erfolgt die klinische Untersuchung, die vor allem Inspektion (Betrachtung), Palpation (Abtasten) und Auskultation (Abhören) umfasst. Hierbei wird das Bewegungsausmaß des Kiefergelenks geprüft, die Kaumuskulatur und benachbarte Strukturen wie Wirbelsäule und Nackenmuskulatur werden abgetastet und auf Druckschmerz, Verhärtungen oder Fehlstellungen hin untersucht. Der Zustand der Zahnkontakte (Okklusion) sowie mögliche Fehlhaltungen des gesamten Körpers werden ebenfalls analysiert.

Labordiagnostik

Die Labordiagnostik ergänzt die klinische Diagnostik und beinhaltet Untersuchungen wie das kleine Blutbild, Differentialblutbild und Entzündungsparameter (CRP, BSG). Je nach Befund werden spezifische Parameter, wie der Rheumafaktor (RF), zur weiteren differentialdiagnostischen Abklärung herangezogen, um systemische Erkrankungen als Ursache auszuschließen.

Medizingerätediagnostik

Die medizintechnische Diagnostik umfasst bildgebende Verfahren und spezielle Messmethoden. Sie dient dazu, komplexe Funktionsstörungen im Kieferbereich und deren Auswirkungen auf das craniomandibuläre System darzustellen.

  • Klinische Funktionsanalyse: Die klinische Funktionsanalyse ist unverzichtbar für die Erkennung von Störungen im Craniomandibulären System. Diese umfasst folgende Untersuchungsmethoden: Inspektion (Ansehen), Palpation (Abtasten) und Auskultation (Abhören). Damit können Veränderungen an den Zahnhartsubstanzen, der Okklusion (Zahnkontakte), den Parodontien (Zahnhalteapparat), der Kau- und Hilfsmuskulatur sowie den Kiefergelenken erkannt werden.
  • Instrumentelle Funktionsanalyse: Bei Verdacht auf Fehlfunktionen der Okklusion (Zahnkontakte) wird eine instrumentelle Funktionsanalyse durchgeführt. Diese erfolgt an Gipsmodellen und gibt Aufschluss über die Belastung der Muskulatur und die Bewegungsmuster der Kiefergelenke.
  • Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren sind unverzichtbar, um strukturelle und funktionelle Veränderungen exakt darzustellen. Hierzu zählen:
    • Röntgenaufnahmen (Transkranielle Röntgentechnik, Panoramaschichtaufnahmen, Laterale Tomographie
    • Computertomographie (CT) – für eine hochauflösende Darstellung knöcherner Strukturen
    • Magnetresonanztomographie (MRT) – zur detaillierten Abbildung der Weichteile und der Muskulatur
    • Sonographie (Ultraschall) – zur Darstellung der Weichteile im Kieferbereich
    • Arthrographie (Darstellung des Gelenkinneren mit Kontrastmittel) – zur Beurteilung der Kiefergelenke
    • Arthroskopie – für direkte Einsichten in das Kiefergelenk

Konsiliarische Verfahren

Die Ursachen von CMD sind nicht immer auf den zahnmedizinischen Bereich beschränkt. Daher können auch psychische und orthopädische Faktoren eine Rolle spielen. Diese werden durch konsiliarische Untersuchungen bei entsprechenden Fachärzten (z. B. Psychologen, Orthopäden) weiter abgeklärt. Eine 3D-Wirbelsäulenvermessung kann hierbei helfen, mögliche Fehlhaltungen der Wirbelsäule, Beckenrotationen oder muskuläre Dysbalancen darzustellen, die das craniomandibuläre System beeinflussen.