Vorsorgeplan für die Schwangere

Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft (GKV-Leistungen)

Untersuchung Intervall / Zeitpunkt Besonderheiten
Allgemeine körperliche Untersuchung Alle 4 Wochen bis zur 32. SSW, danach alle 2 Wochen Anamnese, Gewicht, Blutdruck, äußere und ggf. vaginale Untersuchung/Scheidenuntersuchung, Labor (s. u.)
Laboruntersuchungen (B/U): Regelmäßig Hb (B), Glucose (U), Protein (U), Erythrozyten (B), ggf. Sediment bei auffälligem Befund [KBV]
Pap-Test und Kolposkopie (Darmspiegelung) Erstuntersuchung (falls nicht aktuell erfolgt) Zytologie, ggf. Inspektion der Cervix (Gebärmutterhals)
Infektionsdiagnostik Bei Erstuntersuchung Blutgruppe, Rhesusfaktor, Antikörpersuchtest, Röteln-AK*, Lues-Suchreaktion, HIV-Test (freiwillig), HBs-Antigen**, ggf. Toxoplasmose
Chlamydien-Screening In den ersten Wochen Abstrich (PCR oder Antigen-Nachweis)
Bestimmung des fetalen Rhesusfaktors Frühestens ab 12. SSW Bei Rhesus-negativen Schwangeren
Gestationsdiabetes (GDM)-Screening 24.-27. SSW 50-g-Glukosetest (Screening), bei pathologischem Wert 75-g-oGTT
Anti-D-Prophylaxe 28.-30. SSW Nur bei Rhesus-negativen Schwangeren mit Rhesus-positivem Fetus
Sonographien (Basisultraschall) 9.-12., 19.-22., 29.-32. SSW Beurteilung fetaler Entwicklung und Lage, Plazenta (Mutterkuchen), Fruchtwassermenge
Cardiotokogramm (CTG) Ab 36. SSW bei jeder Untersuchung Überwachung von Wehentätigkeit und fetaler Herzfrequenz (kindliche Herzfrequenz)
Pränataldiagnostik (nur bei Indikation) Abhängig vom Verfahren Chorionzottenbiopsie (10.-12. SSW), Amniozentese (14.-16. SSW), Fetalblutentnahme (> 20. SSW); bei Risiko z. B. maternales Alter (mütterliches Alter) ≥ 35, auffälliger Ultraschall etc.

* Keine Röteln-Antikörperkontrolle bei dokumentierter doppelter MMR-Impfung.
** HBs-Antigen-Screening: seit 30.06.2023 im 1. Trimenon verpflichtend, nicht mehr im 3.

Empfohlene Impfungen bei Kinderwunsch / in der Schwangerschaft (STIKO, 2025)

Vor der Schwangerschaft (idealerweise vor Konzeption (Empfängnis) abschließen)

  • Morbilli (Masern) (L)
  • Parotitis epidemica (Mumps) (L)
  • Rubella (Röteln) (L)
  • Varizellen (L)
  • HPV-Impfung (bis 17. LJ empfohlen, aber für Ungeimpfte mit Kinderwunsch sinnvoll)
  • Standardimpfungen (Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis)

In der Schwangerschaft empfohlene Totimpfstoffe

Impfstoff 1.–3. Monat 4.–8. Monat 9.–10. Monat Bemerkung
Influenza (T) + + + Standard ab 2. Trimenon, bei Risikopatientinnen auch im 1. Trimenon
Pertussis (T) + + + Empfohlen ab 28. SSW, möglichst 28.-32. SSW (Nestschutz für das Neugeborene)
Tetanus/Diphtherie (T) + + + Auffrischung nur bei fehlendem Schutz
Poliomyelitis (T) + + + Bei Reiseindikation
Hepatitis A/B (T) (+) (+) (+) Nur bei Indikation
FSME, Tollwut, Typhus, Cholera, Pneumokokken, Meningokokken (T) (+) (+) (+) Nur bei hohem Expositionsrisiko (z. B. Reise, berufliche Indikation)
Gelbfieber (L) Nur bei zwingender Indikation; Kontraindikation in der Schwangerschaft

Nicht zugelassene bzw. kontraindizierte Impfstoffe (Lebendimpfstoffe):

  • Morbilli (Masern)
  • Parotitis epidemica (Mumps)
  • Rubella (Röteln)
  • Varizellen
  • Gelbfieber
  • Tuberkulose (BCG)

Legende

  • B: Blut
  • U: Urin
  • L: Lebendimpfstoff – Kontraindiziert in der Schwangerschaft
  • T: Totimpfstoff – in der Schwangerschaft anwendbar
  • (+): Nur bei medizinischer Indikation oder erhöhtem Expositionsrisiko
  • +: Anwendung unbedenklich

Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in der Schwangerschaft

Leistungen außerhalb der GKV-Erstattung – für medizinisch gesunde, beschwerdefreie Schwangere ohne Indikation

Labormedizinische Zusatzleistungen

Untersuchung Besonderheiten
„Gesundheitscheck für die Schwangere“ Individuelle Risikoanalyse und Erstellung eines personalisierten Vorsorgeplans
Ernährungsberatung und -analyse Beratung bei Gewichtsschwankungen, Mangelernährung, vegetarischer/veganer Ernährung
Toxoplasmose-Antikörper (IgG/IgM) Bei Toxoplasmose-seronegativen Schwangeren: Wiederholung alle 8 Wochen empfohlen [nur bei Risiko indiziert von GKV erstattungsfähig]
Cytomegalievirus (CMV) IgG/IgM-Testung – wichtig bei Kontakt zu Kleinkindern (z. B. Kita), derzeit keine GKV-Leistung
B-Streptokokken-Screening (35.-37. SSW) Vaginal-/rektaler Abstrich, um neonatale Sepsis zu verhindern (S3-Leitlinie empfiehlt, GKV-Leistung geplant, aber Stand 2025 noch IGeL)
Parvovirus-B19 und Ringelröteln (IgG/IgM) Bei beruflichem oder familiärem Risiko – aktuell keine GKV-Leistung
Vitamin-D-Spiegel (25-OH-D3) Nur bei konkretem Risikoverdacht über GKV abrechenbar (z. B. Adipositas, Malabsorption)
Ferritin GKV-Leistung nur bei auffälligem Hb-Wert oder Risikofaktoren
Schilddrüsendiagnostik (TSH, fT3, fT4, TPO-AK) Bei Risikopatientinnen GKV-Leistung – bei Wunsch ohne Indikation als IGeL

Genetische Zusatzdiagnostik (keine GKV-Leistung ohne Indikation)

Untersuchung Besonderheiten
AFP, ß-HCG, Estriol (Triple-Test) Screening auf Trisomie 21, Neuralrohrdefekte – ersetzt durch NIPT
Nichtinvasive Pränataldiagnostik (NIPT) Test auf Trisomie 13, 18, 21 über zellfreie fetale DNA im mütterlichen Blut – GKV nur bei medizinischer Indikation
Plazenta-assoziierte Marker (PAPP-A, PLGF etc.) Teil des erweiterten Ersttrimesterscreenings – keine GKV-Leistung

Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen (ohne Indikation = IGeL)

Untersuchung Besonderheiten
Erweiterte Fehlbildungsdiagnostik (DEGUM II/III) Bei Spezialisten mit höherer Auflösung; keine GKV-Leistung ohne Indikation
Nackentransparenzmessung (NT-Messung) Bestandteil des erweiterten Ersttrimesterscreenings (11.-14. SSW)
Dopplersonographie Untersuchung der uteroplazentaren Perfusion – GKV-Leistung nur bei Risiko
3D-/4D-Ultraschall Ästhetisch-emotional orientierte Leistung ohne medizinischen Zusatznutzen