Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie)
Die Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung (Röntgenmammographie) der weiblichen, gegebenenfalls aber auch der männlichen Mamma (Brust). Es ist zurzeit (noch) das wichtigste bildgebende Verfahren in der Mammadiagnostik (Brustdiagnostik).
Zur Brustkrebs-Diagnostik wird heute im Regelfall eine digitale Vollfeld-Mammographie (digitale Mammographie) durchgeführt – ggf. erfolgt eine Kombination mit der digitalen Brust-Tomosynthese (TBT; s. u. Verfahren bzw. "Weitere Hinweise").
Die mammographische Früherkennung ist die einzige Methode mit gesicherter Reduktion der Brustkrebsmortalität (Brustkrebssterberate).
Die Brust ist ein Symbol für die Weiblichkeit und für die meisten Frauen ist sie für ihr Selbstwertgefühl von tragender Bedeutung.
Das Mammakarzinom (Brustkrebs) ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Mehr als 47.000 Frauen erkranken jährlich an Brustkrebs. Über 17.000 Frauen sterben pro Jahr an den Folgen der Erkrankung.
Eine Mammographie wird aus unterschiedlichen Gründen durchgeführt: Sie dient zur Abklärung unklarer Befunde, zum Beispiel wenn ein Knötchen oder eine Verhärtung ertastet wurde, deren Ursache nicht eindeutig ist. Bei Frauen mit einem hohen Risiko für Brustkrebs können regelmäßig Mammographien durchgeführt werden, um bösartige Veränderungen in einem heilbaren Stadium zu erkennen.
Jede Veränderung der Brust sollte Anlass zu einer Überprüfung geben!
Mögliche Auffälligkeiten sind unter anderem Veränderungen der Brustwarze, neu auftretende Größendifferenzen der Brüste zueinander, Eindellungen der Brust, Einziehungen der Mamille (Brustwarze), anhaltende Rötungen oder einseitige Absonderungen aus einer Brustwarze (Galaktorrhoe). Aufgabe der Mammographie ist die Darstellung von Präkanzerosen (Krebsvorstufen) in Form von Mikroverkalkungen.
Beurteilbare Strukturen in der Mammographie
- Drüsengewebe und Fettverteilung: Bewertung der Dichte und Verteilung des Drüsen- und Fettgewebes, was für die Interpretation von Bildern und die Erkennung von Anomalien entscheidend ist.
- Mikrokalzifikationen: Kleine Kalkablagerungen, die oft ein früher Hinweis auf Brustkrebs sein können. Ihre Form, Anordnung und Dichte sind wichtige Indikatoren.
- Tumoren und Läsionen: Die Identifikation von Tumoren, ihre Form, Größe und Ränder (glatt, lobuliert oder unscharf) bieten wichtige Hinweise auf die Natur der Läsion, ob gutartig oder bösartig.
- Architektonische Verzerrungen: Unregelmäßigkeiten in der Struktur des Brustgewebes, die auf einen möglichen Tumor hindeuten können.
- Lymphknoten: Vergrößerte axilläre Lymphknoten können ein Hinweis auf eine mögliche metastatische Erkrankung sein.
Nachfolgend werden die Indikationen zur Screening-Mammographie und zur kurativen Mammographie dargestellt.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Nahe Verwandte – Mutter, Schwestern, Tanten – mit einem Mammakarzinom
- Frauen mit erhöhtem Mammakarzinomrisiko aufgrund von Genveränderungen (BRCA1- und BRCA2-Genen)
- ab dem 25. Lebensjahr oder 5 Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter betroffener Angehöriger
- ab dem 40. Lebensjahr im Abstand von 1-2 Jahren
- In Abhängigkeit vom Lebensalter:
- Frauen ab dem 50. - 69. Lebensjahr alle zwei Jahre; 2024/7: Anhebung der Altersgrenze auf 75 Jahre/alle zwei Jahre (Krebsfrüherkennungsmaßnahmen (KFEM)/Mammographie-Screening: Leistung der gesetzlichen Krankenkassen)
- Frauen ab dem 40. - 49. Lebensjahr eine „Kann“-Empfehlung (Grad C; United States Preventive Services Task Force (USPSTF)) in Abhängigkeit von Familienanamnese und Präferenzen der Frau; eine Metaanalyse unterstützt diese Entscheidung [5]
- Aktuell: Frauen ab 40 Jahren bis einschließlich zum 74. Lebensjahr alle zwei Jahre wird die Früherkennung mittels Mammographie oder digitaler Brust-Tomosynthese (DBT, 3D-Mammographie) empfohlen [30].
- Frauen ab dem 45. - 54. Lebensjahr jährlich und danach alle zwei Jahre bis zum 74. Lebensjahr (US-Leitlinie) [4] (Historie)
- Frauen, bei denen beim Abtasten eine Mastopathie (proliferative und regressive Veränderungen des Brustdrüsengewebes, z. B. knotig-cystische Brustdrüsen) festgestellt wurde
- Jede unklare Veränderung der Mamma – Knoten, Schwellung, Schmerzhaftigkeit, Eindellungen der Brust (bei erhobenen Armen), Galaktorrhoe (krankhafter Brustmilchausfluss) (= kurative Mammographie)
- Zustand nach Mammakarzinom (Brustkrebserkrankung; Nachsorge)
Beachte: Experten raten davon ab, bei niedrigem Risiko seltener ein Mammographie-Screening durchzuführen. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass bei fast 567.000 Mammographien (55 %), bei denen keine Risikofaktoren der Frauen bekannt waren, 2.347 Krebserkrankungen festgestellt wurden – das waren 41 % der insgesamt diagnostizierten Tumoren [.23].
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) kommt zu dem Ergebnis, dass die Teilnahme an einem Mammografiescreening-Programm auch für Frauen ab 45 Jahren mit mehr Nutzen als Risiken verbunden ist [28].
Hinweis: Wenn in der Familiengeschichte Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) bei Verwandten vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert wurde, steigt das Risiko für ein früh auftretendes Mammakarzinom auf das 1,7-fache. Die Autoren der Studie empfehlen die Brustkrebsfrüherkennung für diese Personengruppe schon vier Jahre eher zu beginnen als üblich – also bereits im Alter von 46 statt 50 Jahren [21].
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Es gibt keine absoluten Kontraindikationen; selbst eine Schwangerschaft ist keine absolute Kontraindikation.
- Vor dem 35. Lebensjahr, insbesondere aber vor dem 20. Lebensjahr sollte eine Mammographie wegen der Strahlenbelastung nur bei strengster Indikationsstellung (dringender Verdacht auf ein Mammakarzinom) durchgeführt werden. In solchen Fällen sollte versucht werden, die Diagnose mittels einer Mammasonographie bzw. einer Mamma-MRT zu stellen.
Vor der Untersuchung
Bitte achten Sie darauf, dass Sie vor der Mammographie keine Desodorantien bzw. Antitranspirantien ("Schweißhemmer") benutzen. Diese enthalten häufig Zutaten wie Aluminium, die sich auf dem Röntgenbild als weiße Flecken darstellen können.
Eine Vorsorge-Mammographie sollte abgesagt werden, wenn die Brüste geschwollen bzw. schmerzhaft sind.
Ein idealer Termin für eine Vorsorgeuntersuchung ist die erste Zyklushälfte (14 Tage ab Ende der Regel), da die Kompression der Brüste (notwendig bei der Mammographie) dann weniger schmerzhaft und eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist.
Gymnastik vor der Mammographie hilft, die Schmerzhaftigkeit der Mammographie während und nach der Untersuchung zu reduzieren; am besten wirken dabei Steckübungen mit den Armen [14].
Das Verfahren
Gemäß den Qualitätskriterien der EU-Richtlinien für optimierte Brustkrebs-Diagnostik wird heute im Regelfall eine digitale Vollfeld-Mammographie (digitale Mammographie) durchgeführt. Dabei werden die Röntgenphotonen vom Festkörperdetektor (Kristall), der als Empfänger dient, ohne Umweg über sichtbares Licht direkt in Elektrizität umgewandelt. Die im Detektor erfassten Daten werden digital an einen Computer weitergegeben und in Graustufen umgerechnet. So entsteht ein Bild wie beim konventionellen Röntgen mit den unten nachfolgend aufgeführten Vorzügen:
- Geringere Strahlenbelastung (ca. 40 %; schonendes Verfahren auch bei jungen Frauen)
- Keine Fehlbelichtungen
- Bessere Nachbearbeitung der Bilder möglich, z. B. Markieren und Messen (z. B. Tumorgrößendarstellung in mm-Größe), Zoomen (Vergrößerung)
- Fensterung, d. h. Anzeigen eines bestimmten Bereichs im Bild mit Vergrößerung etc.
Pro Brust werden jeweils zwei Röntgenaufnahmen angefertigt. Die Brust wird einmal von oben nach unten (craniocaudaler Strahlengang (cc) und einmal schräg von innen unten nach außen oben (mediolateraler schräger Strahlengang (mlo) komprimiert und geröntgt. Die Kompression verringert nicht nur Bewegungsunschärfen bei der Aufnahme, sondern erhöht gleichzeitig den Kontrast und die Erkennbarkeit kleinster Strukturen. Zudem verringert eine gute Kompression die Strahlenbelastung, und zwar bei Kompression um 1 cm auf etwa die Hälfte.
Die Selbstkompression der Brustdrüse durch die Patientin führte in Untersuchungen zu höheren Druckwerten und verursachte sogleich geringere Schmerzen [16].
Befundmuster in der Mammographie: Herdbefunde werden beurteilt nach Form, Kontur, Strahlendichte, Art der Kalzifikationen (typisch gutartig; suspekt) und Verteilungsmuster.
Mögliche Befunde in der Mammographie
- Benigne (gutartige) Befunde:
- Zysten: Flüssigkeitsgefüllte Säcke, die in der Regel als gutartig eingestuft werden.
- Fibroadenome: Solide, gutartige Tumoren, die häufig bei jüngeren Frauen vorkommen.
- Gutartige Verkalkungen: Häufig vorkommend, insbesondere in Bereichen früherer Verletzungen oder Operationen.
- Maligne (bösartige) Befunde:
- Invasives Duktalkarzinom: Der häufigste Typ des Brustkrebses, der sich in den Milchgängen bildet und das umgebende Gewebe infiltrieren kann.
- Duktales Carcinoma in situ (DCIS): Ein frühes Stadium des Brustkrebses, das auf die Milchgänge beschränkt ist.
- Lobuläres Carcinoma in situ (LCIS) und invasives lobuläres Karzinom: Krebs, der in den Läppchen der Brust beginnt.
- Spezielle Befundmuster:
- BI-RADS Klassifikation: Ein standardisiertes System zur Beschreibung von mammographischen Befunden und zum Vorschlagen von Managementstrategien.
- Architektonische Verzerrung und asymmetrische Dichteanhebungen: Hinweise, die weitere Untersuchungen erfordern könnten, einschließlich zusätzlicher bildgebender Verfahren oder Biopsien.
- Intervallkarzinome: Tumoren, die zwischen den regulären Screening-Intervallen auftreten und oft aggressiver sind. (Gutartige)
Das American College of Radiology (ACR) hat die BI-RADS-Klassifizierung (Breast Imaging – Reporting And Data System) entwickelt, um die Beschreibung von Veränderungen und die therapeutische Konsequenz zu standardisieren [s. u. ACR BI-RADS-Atlas der Mammadiagnostik/Leitlinien].
BI-RADS-Klassifizierung | Interpretation und Empfehlung |
BI-RADS-0 | Diagnostik unvollständig; eine Komplettierung der Diagnostik, z. B. durch Zielaufnahmen, Vergrößerungsaufnahmen, Sonographie, Magnetresonanztomographie (MRT) etc. ist erforderlich |
BI-RADS-1 | Keine erwähnenswerten Veränderungen, unauffälliger Befund |
BI-RADS-2 | Die beschriebenen Veränderungen sind sicher gutartig. Keine Abklärung erforderlich |
BI-RADS-3 | Die gefundene Veränderung ist höchstwahrscheinlich gutartig (Wahrscheinlichkeit: 98 %). Um die Stabilität der Veränderung sicherzustellen, bedarf es einer Kontrolluntersuchung im kurzen Intervall (6 Monate). Ergibt sich bei der Kontrolluntersuchung nach 6 Monaten keine Befundveränderung, erfolgt eine weitere Kontrolle in 6 Monaten. Bleibt die Veränderung über 24 Monate konstant, erfolgt eine Rückstufung auf BI-RADS-2 |
BI-RADS-4 |
Es findet sich eine suspekte Veränderung, welche keinen charakteristischen, aber einen möglichen Hinweis auf Malignität (Bösartigkeit) aufweist.
|
BI-RADS-5 | Hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Mammakarzinoms/Brustkrebs (in mindestens 95 % der Fälle sollte ein Karzinom bestätigt werden). Eine chirurgische Intervention ist unbedingt erforderlich, wobei vorab eine präoperative histologische (feingewebliche) Abklärung mittels Stanznadelbiopsie oder Vakuumbiopsie erfolgen sollte. |
BI-RADS-6 | Histologisch (feingeweblich) gesichertes Mammakarzinom, vor einer definitiven Therapie |
Die ACR-Klassifizierung beschreibt die Beschaffenheit des Drüsengewebes/Brustbeurteilbarkeit:
ACR-Klassifizierung | Beschreibung |
ACR 1 | (nahezu) komplette Involution (Rückbildung des Drüsenkörpers), d. h. die Brust besteht nahezu ausschließlich aus Fettgewebe (Drüsenanteil < 25 %), d. h. |
ACR 2 | fortgeschrittene Involution, d. h. verstreute fibroglanduläre Verdichtungen (Drüsenanteil 25-50 %) |
ACR 3 | mittelgradige Involution, d. h. überwiegend dichte Brust (Drüsenanteil 51-75 %); 1 bis 2 cm große Läsionen können übersehen werden |
ACR 4 | Extreme Dichte (Drüsenanteil > 75 %; Läsionen > 2 cm können übersehen werden |
Beachte: Die Sensitivität der Mammographie ist bei ACR 3 und 4 deutlich herabgesetzt.
Nebenbefund Kalkablagerungen in den Brustarterien: Diese gehen altersjustiert mit einem erhöhten Risiko für Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und Apoplex (Schlaganfall) einher. Des Weiteren wurden Todesfälle – bezogen auf 1000 Personenjahre – aufgrund solcher Ereignisse bei Frauen mit Kalkablagerungen rund dreifach häufiger beobachtet (1,7 versus 0,6) [25].
Weitere Hinweise
- Mammasonographie (Brustultraschall)
- Bei jungen Frauen mit dichtem Brustgewebe ist die Mammasonographie aussagekräftiger als die Röntgenuntersuchung – die Mammasonographie erkennt bis zu 90 % der Tumoren, die Mammographie lediglich 50 %.
Der zusätzliche Einsatz der Mammasonographie – zusätzlich zur Mammographie – ergibt eine zusätzliche Aussagesicherheit von etwa 20 %:
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) - Bei Frauen mit dichtem Brustgewebe führt Brustkrebsscreening, bei dem zusätzlich zur Mammographie eine Ultraschalluntersuchung der Brust durchgeführt wird, zu einer höheren Tumorfindungsrate: Die Kombination aus Mammographie plus Ultraschall führt dazu, dass pro 1.000 Frauen 3 Brustkrebsfälle mehr entdeckt werden als durch Mammographie allein. Ob dieses mit einem Überlebensvorteil einhergeht, werden zukünftige Untersuchungen zeigen müssen [27].
- Bei jungen Frauen mit dichtem Brustgewebe ist die Mammasonographie aussagekräftiger als die Röntgenuntersuchung – die Mammasonographie erkennt bis zu 90 % der Tumoren, die Mammographie lediglich 50 %.
- Hohe mammographische Dichte des Drüsenkörpers/Brustdichte (hohe Dichte (Kategorie 3): mehr Drüsen- und Bindegewebe als Fettgewebe; extrem hohe Dichte (Kategorie 4): fast vollständig Drüsen- und Bindegewebe): ist bei Frauen ab einem Alter von 65 Jahren – und auch ab 75 – mit einem erhöhten Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, assoziiert [22].
- Mammographie-Screening
- Das Mammographie-Screening führt zu Überdiagnosen (u. a. falsch positive Diagnosen). Eine Studie schätzt die Rate an Überdiagnosen auf ca. 25 Prozent [1].
- Beim Mammographie-Screening in Deutschland im Jahre 2012, bei dem ca. 2.800.000 Frauen untersucht wurden, davon ca. 700.000 Erstuntersuchung, wurden ca. 131.000 (4,6 %) zur Abklärung einer Auffälligkeit wieder eingestellt. Bei ca. 35.000 Frauen (1,2 %) wurde eine Biopsie (Gewebeprobe) erforderlich. Bei jeder zweiten Frau bestätigte sich dabei der Verdacht auf ein Mammakarzinom (17.300 Mammakarzinom-Diagnosen), das entspricht ca. 6 Fälle eines Mammakarzinoms auf 1.000 untersuchte Frauen. Ca. 19 % der entdeckten Karzinome waren nicht invasiv [3].
- Bei den im Rahmen des zweijährigen Mammographiescreenings auffallenden Krebsvorstufen ist das duktale Carcinoma in situ mit einem hohen Malignitätsgrad der häufigste Tumor. Dieses ist sehr bedeutsam, da dieser Tumor biologisch sehr aggressiv ist und das höchste Risiko zum Übergang in ein invasives Karzinom trägt [13]
- Eine norwegische Studie zeigte, dass durch die Einführung eines organisierten Mammographie-Screening signifikant mehr niedrigmaligne Tumoren aufgespürt, wurden, der Anteil der Frauen, die bei der Diagnose einen Grad-III- oder -IV-Tumor haben, sank jedoch nicht [9].
- Intervallkarzinome
- Nach falsch positiven Mammographiescreening-Ergebnissen ist bei diesen Frauen im Screeningintervall zwischen zwei Mammographien im Vergleich zu Frauen mit negativem Untersuchungsergebnis die Wahrscheinlichkeit an ein Mammakarzinom zu erkranken verdreifacht [12].
- In einer kanadischen Studie wurden die Daten von ca. 69.000 Frauen im Alter zwischen 50 und 64 Jahren mit mehr als 212.500 Screeningrunden analysiert: insgesamt wurden 1687 Brustkrebsdiagnosen gestellt, davon 750 im Screening und 206 im Intervall, d. h. 0 bis 24 Monate nach einem normalen Screeningsbefund. Die Intervallkarzinome waren häufiger höhergradige und Östrogenrezeptor-negative Tumoren als im Screening; die krebsspezifische Mortalität der Intervallkarzinome war 3, 5-fach erhöht [20].
Fazit: Ggf. großzügigere Einsatz der Magnetresonanztomographie. Eine ergänzende MRT-Untersuchung bei Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe kann die Rate an Intervallkarzinomen senken [18].
- Ein jährliches Mammographie-Screening im Alter von 40 Jahren führte je 100.000 untersuchten Frauen zu 125 durch das Screening/Strahlenbelastung bedingten Mammakarzinomen, wovon 16 zum Tod der Patientin führen. Gleichzeitig würden mithilfe des Screenings 968 Brustkrebs-Todesfälle vermieden.
Ein jährliches Mammographie-Screening im Alter von 50 Jahren halbiert diese Risiken; eine zweijährliche Untersuchungsfrequenz reduziert das Risiko um weitere 50 % [6]. - Für Frauen, bei denen eine familiäre Vorbelastung unterschiedlicher Ausprägung vorliegen: Ermittlung eines risikoadaptierten Anfangsalter für die Brustkrebsfrüherkennung unter Berücksichtigung der Anzahl der erkrankten Verwandten ersten und zweiten Grades und dem Erkrankungsalter der Verwandten ersten Grades [17].
- Laut dem Merkblatt, das seit 2010 Frauen mit der Einladung zum Mammographie-Screening verschickt wird, welches vom IQWiG überarbeitet wurde, werden von 1.000 Frauen, die 10 Jahre lang am Screening teilnehmen, ein bis zwei vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt [7].
- Laut einem Cochrane Review konnte mittels Mammographie-Screening die Anzahl der Frauen, die an Brustkrebs sterben, gesenkt werden (2.000 Frauen ohne versus mit Screening: 11 versus 10). Allerdings hatte dies keinen Einfluss auf die Gesamtzahl der Frauen, die an Krebs starben [16].
- 20 Kohorten-Studien sowie 20 Fall-Kontrollstudien aus Europa, Australien und Nordamerika bestätigen den Nutzen einer Mammographie für die Altersgruppe von 50-69 Jahren. Gemäß der Studie der International Agency for Research on Cancer (IARC) können Frauen, die in diesem Alter regelmäßig am Mammographie-Screening teilnehmen, ihr Risiko, an ein Mammakarzinom zu sterben, um etwa 40 % senken [2].
- B3-Läsion mit Atypie: Bei 3.200 Atypie-Patientinnen beträgt die kumulative Brustkrebsinzidenz ein Jahr nach Diagnose 0,95, nach drei Jahren 14,2 und nach sechs Jahren 45,0 pro 1000 Frauen [29]. Fazit: Der Nutzen eines jährlichen Screenings unmittelbar nach einer Atypie-Diagnose sollte überprüft werden.
- Überdiagnosen: Einer von sieben Befunden im Mammographie Screening (15,5 %) geht mit einer Überdiagnose einher [24].
- Nebenbei: Kalkablagerungen in den Brustarterien (BAC), die in Screening-Mammographien auffallen, korrelierten mit dem koronaren Kalk-Score und sagten das kardiovaskuläre Risiko besser voraus als andere Risikofaktoren [8].
- Eine digitale Brust-Tomosynthese (DBT) erzeugt im Gegensatz zur herkömmlichen digitalen Mammographie (2D) eine Serie von 1 mm lückenlosen Schichten durch die ganze Brust (3D-Darstellung), wodurch Strukturen ohne Überlagerungen besser herausgearbeitet werden können; zusätzlich zur 2D-Mammographie lässt sich möglicherweise die Rate an Kontrolluntersuchungen reduzieren [10].
- Mit der digitalen Brust-Tomosynthese werden laut Expertenaussagen ca. 34 % mehr Mammakarzinome im Vergleich zum derzeitigen Standard-Mammographie-Screening entdeckt.
- Die European Society of Breast Imaging hält dazu fest: "Die DBT verbessert die Krebserkennung und verringert die Rückrufrate." EUSOBI sieht in Übereinstimmung mit 30 nationalen Fachgesellschaften diese Methode als das künftige Routineverfahren zum Mammographie-Screening [11].
- In der ToSyMa-Studie wurde die Kombination aus Digitaler Brust-Tomosynthese (DBT) und digitaler 2D-Mammographie mit dem bisherigen Screening-Standard verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Erkennungsrate für ein invasive Mammakarzinom mit der digitalen Brust-Tomosynthese plus 2D-Mammographie signifikant höher war als mit digitaler Mammographie allein [26].
- Hinweis zur Strahlenbelastung: Strahlendosis bei einer Tomosynthese ist um zehn bis 20 Prozent höher als bei der Mammographie, liegt aber deutlich unter dem Grenzwert.
- Brustläsionen der Kategorie BI-RADS-3 (s. o. Tabelle: BI-RADS-Klassifizierung/Interpretation und Empfehlung): In einer Studie mit mehr als 45.000 Frauen wurden rund 58 % der Krebserkrankung bei oder unmittelbar nach der 6-monatigen Nachuntersuchung diagnostiziert. Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass ein Follow-up nach 6 Monaten für diese Patientengruppe wichtig ist [19].
- Kontrastmittelverstärkte Mammographie (CEM): Diese bietet Vorteile bei der Brustkrebsdiagnostik gegenüber der Mammographie bei Frauen mit sehr dichtem Drüsengewebe (Brustdichtetyp ACR C und D). Nach peripher-venöser Applikation eines iodhaltigen Kontrastmittels (iKM) kommt es zu einer verbesserten Darstellung intramammärer Tumoren.
Eine qualitätsgesicherte Mamma-MRT reduziert die Indikationen für eine CEM auf Konstellationen, in denen die MRT nicht einsetzbar ist. - Magnetresonanztomographie (MRT) der Mamma (Mamma-MRT): Eine ergänzende MRT-Untersuchung bei Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe kann die Rate an Intervallkarzinomen senken [18].
Hinweis: Intervallkarzinome sind Karzinome, die zwischen der Index-Mammographie und dem geplanten Nachsorgeintervall auftreten.
Das Lebenszeitrisiko, aufgrund der regelmäßigen Teilnahme am Mammographie-Screening an einem Malignom (Krebs) zu erkranken, lag für ein Screening-Programm in Malta mit 42,21 Fällen je Million Teilnehmerinnen. In Malta wird bei Frauen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, die am Screening teilnehmen, alle drei Jahre eine Mammographie durchgeführt (= 4 Screeningdurchgänge). In den USA lag das Langzeitrisiko bei 1.099,67 Malignomfällen je Million. Hierbei handelte es sich um das Screening-Programm, das vom National Cancer Comprehensive Network der USA für Hochrisikopatientinnen empfohlen wird. Bei diesen Patienten wird ab dem 25 Lebensjahr bis zum Alter von 75 Jahren jährlich eine Mammographie durchgeführt (= 51 Screeningdurchgänge) [16].
In Deutschland soll das Lebenszeitrisiko 71,45 Krebsfälle je Million betragen.
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