Alkalische Phosphatase (AP)
Die Alkalische Phosphatase (AP, ALP) gehört zu einer Gruppe von Isoenzymen (Leber-AP, die Gallenwegs-AP, die Knochen-AP (knochenspezifisch auch Ostase) und die Dünndarm-AP), die viele verschiedene Stoffwechselvorgänge im Körper begleiten.
Die im Serum gemessenen Werte der alkalische Phosphatase stammen vor allem aus dem Knochen und den Hepatozyten (Leberzellen).
Da bei Cholestase (Gallenstau) die alkalische Phosphatase vermehr ins Blut gelangt, zählt der Laborparameter auch zu den Cholestaseenzymen. Zur Differentialdiagnose muss allerdings die Aktivität anderer Cholestaseenzyme bestimmt werden, die nicht auch osteogener Herkunft sein können (bspw. γ-GT (Synonyme: γ-GT (Gamma-GT) oder indirektes Bilirubin).
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
Vorbereitung des Patienten
- Nicht nötig
Störfaktoren
- Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen) vermeiden! Diese führt bei starker Hämolyse zur Abnahme der alkalischen Phosphatase.
Normwerte für Kinder – alter Referenzbereich
Alter | Normwerte in U/L (alter Referenzbereich) |
< 10. Lebenstag (LT) | 110-450 |
10.-30. LT | 110-580 |
1.-6. Lebensmonat (LM) | 140-720 |
6.-12. LM | 120-700 |
12.-18. LM | 110-650 |
19.-24. LM | 110-590 |
2.-9. Lebensjahr (LJ) | 110-500 |
9.-15. LJ | 130-700 |
Normwerte für Kinder – neuer Referenzbereich
Alter | Normwerte in U/L (neuer Referenzbereich) |
1. LT | < 250 |
2.-5. LT | < 231 |
6.LT- 6. LM | < 449 |
7.-12. LM | < 462 |
1.-3. LJ | < 281 |
4.-6. LJ | < 269 |
7.-12. LJ | < 300 |
13.-17. LJ ♀ | < 187 |
13.-17. LJ ♂ | < 390 |
Normwerte Frauen
Alter | Normwerte in U/l (alter Referenzbereich) | Normwerte in U/l (neuer Referenzbereich) |
< 50. LJ oder Normgewicht |
55-147 | 35-104 |
> 50. LJ oder Übergewicht |
60-170 | 35-104 |
Normwerte Männer
Normwerte in U/l (alter Referenzbereich) | Normwerte in U/l (neuer Referenzbereich) |
70-175 | 40-104 |
Indikationen
- Verdacht auf Lebererkrankungen
- Verdacht auf Knochenveränderungen wie Knochenmetastasen
- Verdacht auf Osteoporose oder Osteomalazie (Knochenerweichung)
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
Hepatische Ursachen
- Akute Hepatitis (Leberentzündung)
- Cholangitis (Gallenwegsentzündung)
- Cholestase (Gallenstau)
- Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)
- Chronische Hepatitis (Leberentzündung)
- Lebermetastasen
- Lebertumoren
- Leberzirrhose – bindegewebiger Umbau der Leber mit resultierender Funktionseinschränkung
- Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) – chronische Entzündung der extra- und intrahepatischen (außerhalb und innerhalb der Leber gelegenen) Gallengänge
- Toxische/Medikamentöse Leberschädigung (s. u. "Hepatotoxische Medikamente"
- Stauungsleber
- Steatosis hepatis (Fettleber)
Leberwerterhöhungen und ihre Differentialdiagnosen [mod. n. 1]
GPT/ALT | GOT/AST | γ-GT | AK | Differentialdiagnosen |
↑↑ | ↑↑ | ↑ | (↑) |
Hepatisches Bild
|
↑ | ↑ | ↑↑ | ↑↑ | Cholestatisches Bild
|
↑ | ↑ | ↑↑ | ↑ |
Nutritiv-toxisch
|
↑ | ↑ | (↑) | ↑ |
Toxisch
|
Legende
-
GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase)/ ALT (Alanin-Aminotransferase)
-
GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase)/ AST (Aspartat-Aminotransferase)
-
γ-GT (γ-Glutamyltransferase)
-
AP (alkalische Phosphatase)
Endokrine Ursachen
- Akromegalie – Vergrößerung der Körperendglieder nach Ende des Wachstums meist durch Hirntumoren bedingt
- Hypovitaminose D (Mangel des Vitamin D; z. B. Osteomalazie)
- Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion)
- Morbus Cushing – Erkrankung, bei der von der Hirnanhangsdrüse zu viel ACTH produziert wird, wodurch es zu einer vermehrten Stimulation der Nebennierenrinde und als Folge davon zu einer übermäßigen Cortisolproduktion kommt
Gynäkologische Ursachen
- Schwangerschaft (3. Trimenon/Schwangerschaftsdrittel): physiologisch
Ossäre (knochenbedingte) Ursachen
- Frakturen (Knochenbrüche)
- Knochenmetastasen (osteoklastische; Osteoklasten → Osteolyse/Knochenauflösung)
- Knochentumoren wie das Osteosarkom
- Morbus Paget (Ostitis deformans) – Knochenerkrankung, die mit stark gesteigertem Knochenumbau einhergeht
- Osteomalazie (Knochenerweichung)
- Osteoporose
- Renale Osteodystrophie – Knochenveränderungen, die bei chronischer Niereninsuffizienz auftreten
Medikamentöse Ursachen
- Antiepileptika
- Chlorpromazin
- Hormone
- Gestagene
- Östrogene
- Thiamazol
Weitere Ursachen
- Niereninsuffizienz
- Nierenzellkarzinom (Nierenkrebs)
- Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs – eine idiopathische erhöhte alkalische Phosphatase kann ein frühes Alarmzeichen für ein Pankreaskarzinom sein.
- Sarkoidose – Systemerkrankung, die vor allem die Lymphknoten und die Lunge betrifft
Interpretation erniedrigter Werte
- Anämie (Blutarmut)
- Achondroplasie – erblich bedingte Erkrankung, die zu Kleinwuchs und Fehlbildungen wie Knochenverbiegungen führt
- Proteinmangel (Eiweißmangel)
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Hypophosphatämie (Phosphatmangel)
- Hypophosphatasie (HPP; Synonyme: Rathbun-Syndrom, Phosphatasemangelrachitis; Phosphatasemangel-Rachitis) – seltene, genetisch bedingte, derzeit nicht heilbare Knochenstoffwechselstörung, die sich vor allem im Skelettaufbau manifestiert; defekte Knochen- und Zahnmineralisation, frühzeitiger Verlust von Milch- und bleibenden Zähnen
- Hypophysärer Zwergwuchs – durch eine Störung in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) bedingt
- Zinkmangel
Weitere Hinweise
- Die alkalische Phosphatase ist vorwiegend membrangebunden.
- Sie ist nicht leberspezifisch (Isoenzyme in Leber, Knochen, Niere, Darm, Plazenta).
- Die Halbwertszeit beträgt 1-7 Tage.
Literatur
- Holstege A: Erhöhte Leberwerte. Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(22): 1640-1646 doi: 10.1055/s-0042-100041