Hautkrebsvorsorge

Das Hautkrebs-Screening (HKS; Hautkrebsvorsorge) dient dem rechtzeitigen Erkennen von malignen (bösartigen) Tumoren der Haut in einem heilbaren Stadium. Es gilt als Krebsfrüherkennungsmaßnahme (KFEM).

Hautkrebserkrankungen

Die Inzidenz (Häufigkeit) für Hautkrebs hat in den vergangenen Jahrzehnten in der westlichen Welt sehr stark zugenommen. Dies ist vor allem auf die verstärkte Sonnenexposition zurückzuführen. Eine jährliche Vorsorgeuntersuchung ist sehr zu empfehlen, da Hautkrebs, wenn er frühzeitig diagnostiziert wird, heilbar ist. Seit dem 1. Juli 2008 hat jeder gesetzlich versicherte Patient ab 35 Jahren alle 2 Jahre Anspruch auf das sogenannte Hautkrebs-Screening.

Hautkrebs ist eine Erkrankung, bei der sich bösartige Zellen der Haut ungehindert vermehren und ihre direkte Umgebung zerstören sowie auch den gesamten Körper befallen können.

Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs ist die übermäßige UV-Bestrahlung durch Sonnenlicht und Sonnenbank.

Hauttyp II nach Fitzpatrick (germanischer Typ: helle Haut, blonde Haare) ist mehr als doppelt so häufig von Hautkrebs betroffen. In einer Studie kam die blaue Irisperipherie (Iris = Regenbogenhaut im Auge) bei Hautkrebspatienten signifikant häufiger vor als bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe (48 Prozent versus 22 Prozent). Das galt auch für die blaue Iriskrause (Collarette) (23 Prozent versus 9 Prozent). Die häufigsten mit Hautkrebs assoziierten Irismuster waren: blaue Peripherie mit hellbrauner Collarette und Flecken, gefolgt von blauer Peripherie, blauer Collarette und Flecken [2].

Eine weitere Risikogruppe sind Rothaarige, diese scheinen auch ohne ultraviolette Strahlen häufiger maligne Melanome zu entwickeln.

Der Krebsart nach werden im Wesentlichen das maligne Melanom, das Basalzellkarzinom (BZK; Basaliom) und das Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut (Synonyme: kutanes Plattenepithelkarzinom (SCC); Spinaliom; spinozelluläres Karzinom; Stachelzellkrebs) unterschieden.

Der sogenannte „Schwarze Hautkrebs“ – das maligne Melanom – macht etwa drei Viertel der Fälle von Hautkrebs aus. Die anderen Formen des Hautkrebses werden "Weißer Hautkrebs" genannt. Der weiße Hautkrebs bildet in den seltensten Fällen Metastasen (Tochtergeschwülste) und kann, so er rechtzeitig erkannt wird, gut und sicher behandelt werden.

Malignes Melanom

In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Neuerkrankungen an bösartigen Hauttumoren in Europa fast verdoppelt.
Etwa 2-3 % der Deutschen sind jährlich neu betroffen. Etwa 1 % der Krebstodesfälle gehen auf das maligne Melanom zurück.


Das maligne Melanom ist der gefährlichste Hautkrebs, da er häufig Tochtergeschwülste, so
genannte Metastasen in anderen Organen bildet.

Das malignes Melanom ist ein Tumor der Melanozyten (pigmentbildende Zellen der Haut), der sowohl spontan als auch auf dem Boden eines melanozytären Nävus (Muttermal) entstehen kann.

Beschreibung eines Melanoms:
Braune bis schwarze, in manchen Fällen auch blaue oder rötlich-braune Pigmentablagerungen. Warnzeichen sind Vergrößerung, Farbänderung sowie das Jucken von Leberflecken (von Leberflecken gehen 40 % der Erkrankungen aus) oder Veränderungen von Hautpartien sein, die dunkler erscheinen, d. h. pigmentiert sind. Die Beurteilung erfolgt nach der ABCDE-Regel.

A Asymmetrie
B Begrenzung
C "color variation" (inhomogene Farbe)
D Durchmesser
E Erhabenheit/Evolution (Entwicklung)

Es tritt überwiegend an den belichteten Körperstellen – Gesicht, Dekolleté und Händen –, aber auch an anderen Stellen auf. Maligne Melanome ähneln Muttermalen (Nävi). Diese Nävi müssen regelmäßig kontrolliert und bei auffälliger Veränderung entfernt werden.

Die beim Melanom-Screening entdeckten Melanome waren gemäß einer Analyse aus Australien verglichen mit den von Patienten selbst bemerkten Tumoren mit einer niedrigeren Gesamtmortalität, jedoch nicht mit einem geringeren melanomspezifischen Sterberisiko assoziiert [4].

Die beim Melanom-Screening entdeckten Melanome waren gemäß einer Analyse aus Australien verglichen mit den von Patienten selbst bemerkten Tumoren mit einer niedrigeren Gesamtmortalität (Gesamtsterberate), jedoch nicht mit einem geringeren melanomspezifischen Mortalität assoziiert [4].

Aktinische (solare) Keratose

Eine aktinische Keratose (Lichtkeratose; raue Lichtschwielen) ist eine Verhornungsstörung der Haut. Sie ist durch Sonnenstrahlung – oder Solarium – bedingt (chronische Lichtschädigung) und tritt daher besonders bei Menschen auf, die häufig dieser Strahlung ausgesetzt sind. Betroffen sind überwiegend hellhäutige Menschen ab dem 50. Lebensjahr.

Beschreibung einer aktinischen Keratose:
Die aktinischen Keratose stellt sich unterschiedlich da. Anfangs handelt es sich nur um eine millimetergroße, raue, unscharf begrenzte Hautveränderung, die farblich ins Rötliche reicht. Fortgeschrittene Formen verfärben sich aufgrund der Hyperkeratose weißlich, werden dicker und breiten sich aus. Später zeigen sich die Veränderungen als warzig-höckerige Hautwucherungen, die mit dem Untergrund fest verwachsen sind. Sie fühlen sich rau an, wie grobes Sandpapier.

In einigen Fälle kann sich aus einer aktinischen Keratose das Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut entwickelnMan spricht daher bei aktinischen Keratosen auch von Präkanzerosen (Krebsvorstufen).

Plattenepithelkarzinom der Haut 

Das Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut (Synonyme: kutanes Plattenepithelkarzinom (SCC); Spinaliom; spinozelluläres Karzinom; Stachelzellkrebs)  ist mit 50 von 100.000 Frauen und 100 von 100.000 Männern, die jährlich neu erkranken, weitverbreitet. Es wird durch Strahlung ausgelöst – sowohl Sonnenstrahlung als auch Strahlung in Solarien. Dieser Tumor neigt zu Blutungen und bildet häufig Krusten und derbe Knoten.

Man unterscheidet folgende Arten von Plattenepithelkarzinom:
 

  • Verhorntes Plattenepithelkarzinom 
    Es entsteht bevorzugt auf chronisch entzündeter sowie auf chemisch oder durch Strahlung geschädigter Haut sowie auf straffen Narben (Gesicht, Mund und Lippen, Arme)
  • Unverhorntes Plattenepithelkarzinom 
    Das unverhornte Plattenepithelkarzinom entsteht auf den Schleimhäuten des Körpers, also im Bereich von Vagina, Harnröhre, After, Zunge, Speiseröhre und den Bindehäuten. Es wird neben der Strahlung ausgelöst durch chemische Gifte wie Tabakrauch oder Arsen sowie durch HPV (Humane Papilloma Viren).
  • Dedifferenziertes Plattenepithelkarzinom (eine Sonderform)
    Dieses entsteht aus der aktinischen Keratose und entwickelt sich sehr schnell.

Beschreibung des Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut:  Das PEK wächst meistens zunächst völlig unauffällig. Dabei bilden sich breite und nur wenig erhabene hautfarbene Flecken, die mit der Zeit verhornen. Der sich später ausbildende Tumor hat eine gelbliche bis braune Farbe. Häufig ist er verkrustet und die Umgebung kann entzündlich gerötet sein. Innerhalb des Tumors, der nicht schmerzhaft ist, können sich auch Ulzera (Geschwüre) bilden.

Das Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut wird chirurgisch entfernt. Wichtig ist immer, dass der Tumor „im Gesunden“ abgetragen wird. Das bedeutet, dass nicht nur der Tumor, sondern auch ein Teil des umliegenden Gewebes entfernt wird, um sicherzugehen, dass keine Tumorreste zurückbleiben. Um einen Lymphknotenbefall auszuschließen, müssen diese ebenfalls untersucht werden. Mitunter ist eine Strahlentherapie erforderlich. 

Morbus Bowen

Beim Morbus Bowen handelt es sich um ein In-situ-Plattenepithelkarzinom der Haut und Übergangsschleimhäute.

Es wird als intraepidermales Carcinoma in situ bezeichnet und gilt als Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms (PEK; spinozelluläres Karzinom; früher: Spinaliom, Stachelzellkrebs). Histologisch ist der Morbus Bowen ein intradermales Karzinom. Er kann in ein invasives, dann meist in ein bowenoid differenziertes (pleomorphes gering differenziertes) PEK (Bowenkarzinom) übergehen.

Befindet sich diese Präkanzerose im Bereich der Schleimhäute, so spricht man mit von der Erythroplasie Queyrat.

Eine spontane (von selbst) Rückbildung des Morbus Bowen kommt nicht vor. Der Verlauf ist immer chronisch, sodass die komplette chirurgische Entfernung des Herdes erforderlich ist.

In ca. einem Drittel der Fälle erfolgt bei der Erythroplasie Queyrat eine Progression (Fortschreiten) in ein invasives spinozelluläres Karzinom (Plattenepithelkarzinom).

Basalzellkarzinom 

Der Basalzellkarzinom (BZK; Basaliom) – trat früher insbesondere an sonnenexponierten Hautstellen bei eher älteren Menschen auf. Mittlerweile sind auch jüngere Menschen davon betroffen.

Dieser Krebs bildet keine Metastasen, kann jedoch sehr tief in die Haut einwachsen und darunter liegendes Gewebe schädigen. Die Sterblichkeit liegt bei etwa 1% der Betroffenen. Die Haut besteht aus mehreren Schichten. Die unterste Hautschicht, aus der die neuen Hautzellen nach oben wachsen, wird als Basalzellschicht bezeichnet. In ihr liegen die sogenannten Basalzellen, die beim Basalzellkarzinom erkrankt sind.

Es gibt unterschiedliche Formen von Basalzellkarzinomen mit diversen äußeren Erscheinungsformen:

  • Noduläres (knotiges, solides) Basalzellkarzinom
    Typisch sind gelbe bis gräulich-rötliche Knoten, die oftmals Krusten bilden und auf denen Gefäßnetze (Teleangiektasien) erkennbar sind. Mitunter ist ein großer Knoten von vielen kleinen Knötchen perlenschnurartig umgeben.
  • Oberflächliches Basalzellkarzinom – Rumpfhautbasaliom
    Dieses Basalzellkarzinom ist eher flach und von Schüppchen bedeckt, am Rand sind feine Knoten zu einem Saum aneinander gereiht.
  • Pigmentiertes Basalzellkarzinom 
    Es tritt entweder in knotiger Form auf oder flach und erinnert durch seine starke Pigmentierung mitunter ans maligne Melanom, daher ist eine genaue Diagnosestellung hier dringend erforderlich.
  • Sklerosierend wachsendes Basalzellkarzinom 
    Sklerosierende Basalzellkarzinome sind durch narbenartiges Gewebe gekennzeichnet.
  • Exulzerierend wachsendes Basalzellkarzinom 
    Bei diesem geschwürartigen Basalzellkarzinom kommt es zu keiner Ausbreitung in tiefer liegende Gewebeschichten.
  • Destruierend wachsendes Basalzellkarzinom 
    Hierbei kommt es zur Zerstörung von Geweben, da der Krebs in die Tiefe wächst und so auch tief liegende Gewebe, wie beispielsweise Knochen, zerstören kann.

Basalzellkarzinome werden in der Regel chirurgisch entfernt (im Gesunden) oder falls es sich um ein Niedrigrisiko-BZK handelt mittels Laser abgetragen. 

Das Verfahren

Die Hautkrebsvorsorgeuntersuchung beinhaltet folgende Punkte:

  • Gründliche Anamnese (Krankengeschichte)
  • Komplette Inspektion der Haut: Dazu gehört auch die Betrachtung der Kopfhaut, der Mundschleimhaut, der Lippen, des Zahnfleisches und der äußeren Genitalien sowie aller Intertrigines (Bereiche, wo sich Hautfalten gegenseitig berühren: z. B. äußeren Gehörgang, Halsfalten, Achselhöhlen, submammär (unterhalb der Brust), Nabel, Bauchfalten, Rima ani Gesäßspalte/ etc.)
  • Untersuchung mit dem Auflichtmikroskop (Dermatoskop): Hier können z. B. mithilfe eines Videodermatoskops verdächtige Hauterscheinungen auf einem Monitor vergrößert werden.
  • Fotodokumentation: Bilder von Muttermale am gesamten Körper, aber vor allem an lichtexponierten Körperstellen (z. B. Gesicht, Kopfhaut, Hals oder Arme) werden digital archiviert. Die Katalogisierung erleichtert den Vergleich von eventuell aufgetretenen Veränderungen bei einer späteren Untersuchung.
  • Hautprofil: Der Patient wird über die Beschaffenheit und Empfindlichkeit seiner Haut aufgeklärt.
  • Individuelle Vorsorgemaßnahmen: Der Patient wird über Möglichkeiten aufgeklärt, Hautkrebs zu vermeiden. Hierzu gehört das Verwenden von Sonnenschutzmitteln, das Vermeiden von Solarien und das Verhindern von Sonnenbränden.

Die Hautkrebsvorsorge ist erforderlich bei folgenden Personen:

  • Ausgeprägte und häufige Sonnenbrandreaktionen in der Kindheit und Jugend
  • Über längere Zeit Aussetzung intensiver Sonnenstrahlung – zum Beispiel bei Personen, die sich überwiegend im Freien aufhalten
  • Hellhäutige und rothaarige Menschen
  • Mit einer hohen Anzahl von Pigmentmalen (Patienten mit mehr als 40 Pigmentmalen tragen ein 7- bis 15-fach erhöhtes Hautkrebsrisiko)
  • Einen oder mehrere Fälle von Hautkrebs in der Familie
  • Häufige Arbeiten mit Arsen oder Teer
  • Aussetzung starker radioaktiver Strahlen – zum Beispiel nach einer Strahlentherapie
  • Einnahme von Immunsystem-hemmenden Medikamenten aufgrund einer Organtransplantation

Der Hautkrebs-Check (= visuelle, standardisierte Ganzkörperinspektion (Ganzkörperuntersuchung; GKU) der gesamten Haut einschließlich des behaarten Kopfes und aller Körperhautfalten) ist für gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr, alle 2 Jahre, kostenfrei.

Beachte: Führen Sie auch eine routinemäßige Selbstuntersuchung der Haut ("skin self examination", SSE) durch.

Ihr Nutzen

Hautkrebs ist eine stetig zunehmende und gefährliche Erkrankung, an der jährlich viele Patienten erkranken. Sie können sich durch eine regelmäßige Hautkrebsvorsorge sowohl vor dem Krebs als auch vor seinen ernsten Folgen schützen.

Auffällige und krebsverdächtige Veränderungen können so rechtzeitig erkannt und entfernt werden.

Die Mortalitätsraten (Sterberate) von Patienten mit Melanomen, die am Hautkrebs-Screening in Deutschland teilgenommen hatten, hatten eine niedrigere Sterberate gegenüber Patienten ohne Screening [3].

Literatur

  1. Reinhold U: Hautkrebsprävention: Früherkennung und Vorbeugung. Schlütersche 2006
  2. Grigore M et al.: The iris signal: blue periphery, tan collaret and freckles pattern – strong indicators for epidermal skin cancer in South‐Eastern Europe. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; online 10. März https://doi.org/10.1111/jdv.14929
  3. Datzmann T et al.: Patients benefit from participating in the German skin cancer screening program? A large cohort based study on administrative data. BJD 2021; https://doi.org/10.1111/bjd.20658
  4. Watts CG et al.: Association Between Melanoma Detected During Routine Skin Checks and Mortality JAMA Dermatol. Published online November 3, 2021. doi:10.1001/jamadermatol.2021.3884

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prävention von Hautkrebs. (AWMF-Registernummer: 032 - 052OL), März 2021 Kurzfassung Langfassung