Untergewicht – Einleitung

Untergewicht bezeichnet einen Zustand, bei dem das Körpergewicht unterhalb eines Body-Mass-Index (BMI) von 18,5 kg/m2 liegt. Diese Einteilung erfolgt nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Untergewicht kann auf unzureichende Nahrungsaufnahme, chronische Krankheiten oder andere gesundheitliche Störungen zurückzuführen sein und ist mit einem erhöhten Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme verbunden.

Synonyme und ICD-10: Abnorme Gewichtsabnahme; abnormer Gewichtsverlust; Dystrophie durch abnorme Gewichtsabnahme; Gewichtsverlust; ungewöhnliche Gewichtsabnahme; Unklare Gewichtsabnahme; ICD-10-GM R63.4: Abnorme Gewichtsabnahme

Das Untergewicht wird nach den Kriterien des ICD-11 mit einem BMI < 18,5 kg/m2 bei Erwachsenen und ein Unterschreiten der fünften Altersperzentile bei Kindern und Jugendlichen definiert.

Ob Sie untergewichtig sind, können Sie mithilfe des BMI errechnen. Der BMI errechnet sich aus Ihrem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat Ihrer Körpergröße.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat für Erwachsene eine Einteilung des Körpergewichtes nach BMI vorgenommen:

  • Untergewicht: BMI < 18,5
  • Normalgewicht: BMI 18,5-24,9
  • Übergewicht: BMI 25,0-29,9
  • Adipositas Grad I: BMI 30-34,9
  • Adipositas Grad II: BMI 35-39,9
  • Schwere Adipositas Grad III: BMI über 40

Altersabhängige Definition eines wünschenswerten BMI:

Altersgruppe BMI-
Untergrenze**
BMI-
Obergrenze**
Idealgewicht
(Mann)
Idealgewicht
(Frau)
19-24 Jahre 19 24
22
20
25-34 Jahre 20 25
22-22,5
20-21,5
35-44 Jahre 21 26
23-23,5
22-22,5
45-54 Jahre 22 27
24-24,5
23-23,5
55-64 Jahre 23 28
24,5-24,9
24-24,5
≥ 65 Jahre 24 29
24,9
24,9

**National Research Council (NRC) [1]

Formen der Erkrankung

Untergewicht kann nach verschiedenen Kriterien unterschieden werden:

  • Nach Schweregrad
    • Mildes Untergewicht: BMI knapp unter 18,5 kg/m2
    • Moderates Untergewicht: BMI zwischen 16 und 17 kg/m2
    • Schweres Untergewicht: BMI unter 16 kg/m2
  • Nach Ursache
    • Primäres Untergewicht: Bedingt durch Essstörungen wie Anorexia nervosa oder durch genetische Veranlagung.
    • Sekundäres Untergewicht: Entsteht infolge von Erkrankungen wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Krebs, Stoffwechselstörungen oder Infektionen.

Ursachen

Untergewicht kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden:

  • Ernährungsbedingte Ursachen: Unzureichende Nahrungsaufnahme, häufig im Zusammenhang mit Essstörungen wie Anorexia nervosa.
  • Metabolische Ursachen: Erkrankungen wie Hyperthyreose oder Diabetes mellitus, die den Stoffwechsel beschleunigen und zu Gewichtsverlust führen.
  • Gastrointestinale Ursachen: Störungen wie Malabsorption, Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen.
  • Onkologische Ursachen: Gewichtsverlust aufgrund von Tumorerkrankungen, die den Stoffwechsel beeinflussen und den Appetit verringern können.
  • Infektiöse Ursachen: Chronische Infektionen wie Tuberkulose oder HIV, die zu einer erheblichen Gewichtsabnahme führen können.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.

Häufigkeitsgipfel
: Untergewicht tritt besonders häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie bei älteren Menschen auf. Jugendliche sind oft essgestört, während Senioren durch Mangelernährung betroffen sind [3].

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): In Deutschland liegt die Prävalenz von Menschen mit einem BMI unter 18,5 bei etwa 2,3 % der Bevölkerung, was ungefähr 2 Millionen Menschen entspricht [3]. Wenn die altersabhängige Definition eines wünschenswerten BMI berücksichtigt wird, wäre die Prävalenz um ein Mehrfaches höher.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Menschen mit Untergewicht sind besonders anfällig für zahlreiche Folgeerkrankungen, die oft die Altersprozesse beschleunigen. Ein erhöhtes Risiko besteht insbesondere für kardiovaskuläre Erkrankungen. Untergewicht kann zudem zu einer Reihe von Mangelerscheinungen und einem geschwächten Immunsystem führen, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht. Langfristig kann Untergewicht zu einer Schwächung der Muskel- und Knochenmasse führen, was das Risiko für Osteoporose (Knochenschwund) und Frakturen (Knochenbrüche) erhöht.

Prognose

  • Menschen mit Untergewicht haben eine geringere Lebenserwartung, da Untergewicht die Entstehung zahlreicher Folgeerkrankungen verursacht, die zum großen Teil Altersprozesse beschleunigen.
  • Besonders gefährdet für kardiovaskuläre (das Herz- und Gefäßsystem betreffende) Erkrankungen sind Dünne mit viel Bauchfett.
    Dünne Frauen (BMI < 22,5) mit einem besonders hohen Bauchfettanteil (WHR* > 0,85) haben eine 2,4-fach höhere Sterberate als Frauen mit gleichem BMI, aber wenig Bauchfett (WHR* < 0,77).
    Mit einem BMI von 22,3 bis 25,1 war die Sterberate 1,6-fach, mit einem BMI über 25,2 um den Faktor 1,5 erhöht [2].
  • Untergewichtige (BMI: < 21) ab dem 40. Lebensjahr haben im Vergleich zu gleichaltrigen Normalgewichtigen (Body-Mass-Index (BMI): 21-25 kg/m2) ein um ca. vier Jahre verkürztes Leben: unterhalb eines BMI von 25 kg/m2 nahm das Risiko um 9 % pro 5 kg/m2 zu (Hazard Ratio: 0,81; 0,80-0,82 für den Anstieg um 5 kg/m2); das niedrigste Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) hatten Patienten mit einem BMI von 25 kg/m2 [4].

*Waist-hip ratio (WHI) = Taille-Hüft-Index. Ob Sie ein sogenannter Apfel- oder Birnentyp sind, können Sie mit dem Test "Taille-Hüft-Verhältnis" selbst feststellen.

Literatur

  1. National Research Council (USA): Diet and Health. Implications for Reducing Chronic Disease Risk. National Academy Press, Washington D.C. (1989)
  2. Zhang X, Shu XO, Yang G, Li H, Cai H, Gao YT, Zheng W: Abdominal adiposity and mortality in Chinese women. Arch Inern Med 2007 May;167(9):886-92
  3. Statistisches Bundesamt (Wiesbaden), Ergebnisse der Mikrozensus-Befragung im Mai 2003
  4. Bhaskaran K et al.: Association of BMI with overall and cause-specific mortality: a population-based cohort study of 3·6 million adults in the UK. Lancet Diabetes & Endocrinology published:October 30, 2018 doi:https://doi.org/10.1016/S2213-8587(18)30288-2