Unterernährung – Prävention

Zur Prävention der Unterernährung muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung:
    • Rohköstler: Einseitige Ernährung mit überwiegend rohen Lebensmitteln kann zu einem Mangel an Kalorien, Proteinen und essenziellen Mikronährstoffen führen.
    • Orthorexia nervosa: Der übermäßige Fokus auf „reine“ oder „gesunde“ Ernährung kann die Vielfalt der Nahrungsmittel einschränken und Mangelzustände verursachen.
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe): Ein Defizit an Vitaminen (z. B. Vitamin B12, D) und Mineralstoffen (z. B. Eisen, Zink) verschlechtert den allgemeinen Ernährungsstatus.
    • Appetitlosigkeit: Chronischer Appetitverlust, häufig durch psychische Belastungen, Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
    • Nahrungsverweigerung: Freiwillige oder unfreiwillige Verweigerung der Nahrungsaufnahme, z. B. bei Essstörungen, neurologischen oder psychischen Erkrankungen.
  • Genussmittelkonsum:
    • Alkohol (chronischer Konsum): Reduziert die Nährstoffaufnahme und erhöht den Energiebedarf des Körpers. Zudem führt Alkoholmissbrauch zu Leberschäden, die den Stoffwechsel negativ beeinflussen.
  • Körperliche Aktivität:
    • Übermäßige Aktivität: Leistungssport oder stark erhöhter Energieverbrauch ohne adäquate Zufuhr können Unterernährung begünstigen.
    • Mangel an Aktivität im Alter: Reduzierter Energiebedarf bei gleichzeitiger schlechter Nahrungsqualität kann Mangelzustände fördern.
  • Psycho-soziale Situation:
    • Armut: Begrenzt den Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln und gesunder Ernährung.
    • Einsamkeit: Besonders bei älteren Menschen führt soziale Isolation häufig zu einer unzureichenden Nahrungsaufnahme.
    • Bildungsmangel: Fehlendes Wissen über ausgewogene Ernährung verstärkt das Risiko für Mangelernährung.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährungsmaßnahmen:
    • Ausgewogene Ernährung: Sicherstellung einer ausreichenden Zufuhr von Kalorien, Proteinen, Fetten und Mikronährstoffen.
    • Energieanreicherung: Verwendung von kalorienreichen Lebensmitteln wie Nüssen, Samen, Avocado und Vollfett-Milchprodukten.
    • Supplementierung: Gabe von Vitamin D, Eisen, Zink und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) bei nachgewiesenem Mangel.
    • Regelmäßige Mahlzeiten: Förderung einer stabilen Nahrungsaufnahme, insbesondere bei älteren Menschen oder Menschen mit eingeschränktem Appetit.
  • Bewegungsförderung:
    • Moderates Krafttraining: Aufbau und Erhalt von Muskelmasse zur Steigerung des Grundumsatzes.
    • Tägliche Aktivität: Förderung leichter körperlicher Betätigung, insbesondere bei älteren Menschen.
  • Psycho-soziale Unterstützung:
    • Ernährungsberatung: Erstellung individueller Ernährungspläne durch Ernährungsmediziner.
    • Soziale Interventionen: Unterstützung durch Mahlzeitendienste, Nachbarschaftshilfen und regelmäßige Kontakte zur Vermeidung von Einsamkeit.
  • Gesundheitliche Vorsorge:
    • Früherkennung: Regelmäßige Screenings auf Untergewicht und Mangelernährung in Risikogruppen (z. B. ältere Menschen, Patienten mit chronischen Erkrankungen).
    • Behandlung von Grunderkrankungen: Adäquate Therapie von Erkrankungen, die Appetitverlust oder Resorptionsstörungen verursachen.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, bestehende Anzeichen von Unterernährung frühzeitig zu behandeln, um Komplikationen zu verhindern.

  • Diagnostik und Monitoring:
    • Regelmäßige Gewichtskontrollen und Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI).
    • Blutuntersuchungen zur Erkennung von Mängeln an Mikronährstoffen (z. B. Eisen, Vitamin D).
    • Messung der Muskelmasse und des funktionellen Status (z. B. Handkraftmessung).
  • Therapie bei Unterernährung:
    • Hochkalorische und proteinreiche Ernährung (oral oder enteral).
    • Verwendung von Trinknahrungen oder speziellen Nahrungsergänzungsmitteln.
    • Medikamentöse Appetitanregung bei persistierendem Appetitverlust.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die Rehabilitation und die Vermeidung von Rückfällen.

  • Langfristige Ernährungsstrategien:
    • Individuell angepasste Ernährungstherapie, abgestimmt auf die Bedürfnisse des Patienten.
    • Regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Ernährungsplans.
  • Rehabilitation:
    • Aufbau von Muskelmasse durch physikalische Therapie und gezieltes Training.
    • Unterstützung bei der Wiederherstellung des sozialen Wohlbefindens, z. B. durch Gruppentherapien.
  • Psychosoziale Maßnahmen:
    • Unterstützung durch Psychologen und Sozialarbeiter bei zugrunde liegenden psychischen oder sozialen Problemen.
    • Schulung von Angehörigen zur Erkennung und Unterstützung bei Unterernährung.