Wasting – Einleitung

Wasting beschreibt einen gleichzeitigen und ungewollten Verlust von Muskulatur (Körperzellmasse) und Körpergewicht, der durch unzureichende Nährstoffzufuhr (Makro- und Mikronährstoffe) oder infolge schwerer Erkrankungen verursacht wird. Diese Zustände führen zu einer erheblichen Verschlechterung der körperlichen Verfassung des Betroffenen.

Synonyme und ICD-10: Wasting-Syndrom; Auszehrung; Auszehrungs-Syndrom; Mangelernährung; ICD-10-GM E46: Nicht näher bezeichnete Energie- und Eiweißmangelernährung; ICD-10-GM M62.50 Muskelschwund und -atrophie, andernorts nicht klassifiziert: Mehrere Lokalisationen) 

Charakteristische Laborbefunde

  • Erniedrigte Albuminwerte: Hinweis auf eine reduzierte Proteinsynthese.
  • Verminderte Präalbuminwerte: Deutet auf eine akute Mangelernährung hin.
  • Hypoproteinämie: Niedrige Gesamteiweißwerte im Serum.
  • Elektrolytstörungen: Kalium, Natrium und Magnesium können aufgrund unzureichender Nährstoffaufnahme gestört sein.
  • Erniedrigte Lymphozytenzahl: Bei Immunsuppression oder Mangelernährung.

Formen der Erkrankung

  • Wasting-Syndrom bei Lebererkrankungen: Oft beobachtet bei chronischen Lebererkrankungen wie Zirrhose, aufgrund der verminderten Nährstoffverwertung und -aufnahme.
  • Wasting-Syndrom bei AIDS (HIV-Auszehrungssyndrom): Charakterisiert durch einen ungewollten Gewichtsverlust von mindestens 10 % des Körpergewichts über 6 Monate bei gleichzeitig chronischer Diarrhö (Durchfall) und/oder Fieber ohne nachweisbare Erreger. Diese Form ist typisch für das fortgeschrittene Stadium von AIDS.
  • Wasting-Syndrom bei Intensivpatienten: Tritt bei schwer erkrankten Patienten auf, die auf Intensivstationen behandelt werden, häufig in Verbindung mit Multiorganversagen oder lang anhaltender Immobilität.

Ursachen

  • Schwere chronische Erkrankungen: Z. B. AIDS, chronische Lebererkrankungen, chronische Niereninsuffizienz (dauerhafte Nierenschwäche).
  • Lang anhaltende Mangelernährung: Unzureichende Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen, sei es durch inadäquate Ernährung oder durch Erkrankungen, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen.
  • Immunsuppression: Insbesondere bei HIV-Infektion oder anderen Immundefekten.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen, abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung.

Häufigkeitsgipfel:
Abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung; HIV-bedingtes Wasting-Syndrom tritt überwiegend im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Rückläufig in Industrieländern aufgrund verbesserter antiretroviraler Therapien; weltweit jedoch noch relevant bei unzureichender Behandlung von AIDS und anderen chronischen Erkrankungen.

Inzidenz
(Häufigkeit von neue Erkrankungen): Durch die Verbesserung der antiretroviralen Therapie seit 1996 ist das HIV-Wasting-Syndrom in den Industrieländern selten geworden.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Das Wasting-Syndrom führt zu fortschreitender körperlicher Schwäche und erhöht die Anfälligkeit für Infektionen und andere Komplikationen. Der Verlauf hängt stark von der Grunderkrankung ab und kann bei schwerwiegenden Erkrankungen wie AIDS oder chronischen Lebererkrankungen rasch fortschreiten.

Prognose

  • Die Prognose ist abhängig vom Erfolg der Behandlung der Grunderkrankung und der Wirksamkeit von Ernährungsinterventionen. Bei rechtzeitiger und adäquater Therapie kann die Prognose verbessert werden, jedoch bleibt das Wasting-Syndrom eine ernsthafte Komplikation, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensqualität hat.