Marasmus – Einleitung

Marasmus ist eine der schwersten Formen der Mangelernährung und wird auch als Protein-Energie-Malnutrition (PEM) bezeichnet. Es entsteht als Folge einer chronischen quantitativen Mangelernährung, bei der sowohl Kalorien als auch Proteine über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend zugeführt werden. Dies führt zu einem erheblichen Verlust an Körpergewicht und Muskelmasse.

Synonyme und ICD-10: Abmagerung; Mangelernährung; Marasmus; Marasmus - Mangelernährung; ICD-10-GM E41: Alimentärer Marasmus

Charakteristische Laborbefunde

  • Hypoalbuminämie: Erniedrigte Albuminwerte im Serum, was auf eine schwere Mangelernährung hinweist.
  • Anämie (Blutarmut): Meist normozytäre, normochrome Anämie aufgrund von Proteinmangel und verminderter Synthese von Blutzellen.
  • Erniedrigte Elektrolyte: Besonders Natrium, Kalium und Magnesium können durch die Mangelernährung vermindert sein.
  • Hypoglykämie: Erniedrigter Blutzuckerspiegel, häufig als Folge der extremen Unterernährung.
  • Verminderte Kreatininwerte: Niedrige Kreatininwerte durch den Abbau von Muskelmasse.

Formen der Erkrankung

  • Alimentärer Marasmus: Klassische Form, die hauptsächlich durch extreme Nahrungsmittelknappheit hervorgerufen wird. Betroffen sind meist Kinder unter 5 Jahren in Entwicklungsländern.
  • Sekundärer Marasmus: Kann in Industrieländern bei Essstörungen wie Anorexia nervosa auftreten, wo eine bewusste und anhaltende Vermeidung von Nahrung zur extremen Abmagerung führt.

Ursachen

  • Chronische Unterernährung: Hauptursache in Entwicklungsländern, bedingt durch Nahrungsmittelknappheit und Armut.
  • Essstörungen: In westlichen Ländern ist Marasmus vor allem bei Essstörungen wie Anorexia nervosa zu finden.
  • Chronische Krankheiten: Lange bestehende Erkrankungen wie Krebs, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder Tuberkulose können ebenfalls zu Marasmus führen, da der Energiebedarf erhöht ist und gleichzeitig die Nahrungsaufnahme beeinträchtigt wird.

Differentialdiagnosen

  • Kwashiorkor: Eine weitere Form der Protein-Energie-Malnutrition, bei der der Proteinmangel im Vordergrund steht, was zu Ödemen und Leberverfettung führt, im Gegensatz zum allgemeinen Abbau von Körpermasse bei Marasmus.
  • Anorexia nervosa: Psychiatrische Erkrankung, die ebenfalls zu extremem Gewichtsverlust führt, jedoch mit einer typischen psychologischen Komponente verbunden ist.
  • Kachexie: Stark ausgeprägter Gewichtsverlust und Muskelabbau, oft im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten wie Krebs, aber ohne spezifischen Mangel an Proteinen und Kalorien.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: In Entwicklungsländern sind Jungen und Mädchen gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel:
Vorwiegend bei Kindern unter 5 Jahren, insbesondere in Regionen mit hoher Armut und Nahrungsmittelknappheit.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Hoch in Regionen mit extremen Nahrungsmittelknappheiten; in Industrieländern selten und meist in Zusammenhang mit Essstörungen oder chronischen Erkrankungen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Marasmus führt zu einem fortschreitenden Abbau von Muskelmasse und Fettgewebe, was zu extremer Abmagerung und Schwäche führt. Kinder sind besonders anfällig für Infektionen aufgrund eines geschwächten Immunsystems.

Prognose

  • Die Prognose hängt stark von der rechtzeitigen Intervention ab. Bei frühzeitiger und angemessener Ernährungstherapie, die eine schrittweise Steigerung der Kalorien- und Proteinzufuhr beinhaltet, kann sich das Kind erholen und ein altersgerechtes Körpergewicht und Wachstum erreichen. Unbehandelt kann Marasmus jedoch lebensbedrohlich sein.