Mangelernährung – Operative Therapie
Die Mangelernährung ist ein komplexes Krankheitsbild, das durch eine unzureichende Nährstoffaufnahme oder -verwertung entsteht und gravierende Folgen für den gesamten Organismus hat. Die operative Therapie richtet sich primär nach den auslösenden Ursachen, die einer chirurgischen Intervention zugänglich sind.
1. Operative Behandlung der Grunderkrankung
Mangelernährung resultiert häufig aus malignen Erkrankungen (bösartigen Tumorerkrankungen), gastroenterologischen Krankheitsbildern (Erkrankungen des Verdauungstrakts) oder mechanischen Hindernissen im Verdauungstrakt (Blockaden, die die Nahrungsaufnahme erschweren).
Eine operative Therapie kann erforderlich sein bei:
- Tumorbedingten Passagehindernissen (durch Tumoren verursachte Engstellen im Verdauungstrakt), z. B. bei einem Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs) oder Magenkarzinom (Magenkrebs)
- Chirurgische Resektion (operative Entfernung des Tumors)
- Bypass-Operationen (Umgehungsoperationen) bei nicht resezierbaren Tumoren (nicht operativ entfernbaren Tumoren)
- Stenteinlagen (Einsetzen eines Röhrchens zur Offenhaltung der Speiseröhre oder des Darms) zur Wiederherstellung der Passage
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) (langfristige entzündliche Erkrankungen des Darms), z. B. Morbus Crohn mit intestinalen Stenosen (Verengungen im Darmtrakt)
- Resektion nekrotischer oder stenosierter Darmsegmente (operative Entfernung von abgestorbenem oder verengtem Darmgewebe)
- Anastomosenbildung (chirurgische Verbindung von Darmabschnitten) zur Verbesserung der Nährstoffaufnahme
- Mechanische Ursachen der Dysphagie (Schluckstörung, die die Nahrungsaufnahme erschwert)
- Ösophagusdivertikel (Ausstülpungen der Speiseröhre) – Operative Entfernung oder Myotomie (Durchtrennung der Speiseröhrenmuskulatur zur Erleichterung des Schluckens)
- Achalasie (krankhafte Bewegungsstörung der Speiseröhre, die den Transport von Nahrung erschwert) – Laparoskopische Heller-Myotomie (minimal-invasives Verfahren zur Durchtrennung der Speiseröhrenmuskulatur zur Verbesserung der Nahrungspassage)
- Schwere Refluxösophagitis (schwere Entzündung der Speiseröhre durch Rückfluss von Magensäure) – Fundoplicatio (chirurgische Verstärkung des Magenschließmuskels zur Vermeidung von Reflux, also Säurerückfluss)
2. Anlage einer perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG, künstlicher Mageneingang durch die Bauchdecke)
Wenn eine orale Nahrungsaufnahme (Ernährung über den Mund) nicht mehr möglich ist oder stark eingeschränkt bleibt, kann eine PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie, künstlicher Mageneingang durch die Bauchdecke) erforderlich sein.
Indikationen für eine PEG
- Schluckstörungen (Dysphagie), die eine orale Ernährung unmöglich machen
- Nach Schlaganfall (zerebrovaskuläres Ereignis mit neurologischen Ausfällen)
- Bei fortgeschrittenen neurologischen Erkrankungen (z. B. Amyotrophe Lateralsklerose (ALS, degenerative Erkrankung der Nervenzellen) oder Morbus Parkinson (Schüttellähmung))
- Langfristige Ernährungssicherung bei Tumorerkrankungen
- Z. B. bei nicht operablen Speiseröhren- oder Kehlkopfkarzinomen (Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich)
- Schwere gastrointestinale Erkrankungen (chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts), die eine normale Nahrungsaufnahme verhindern
- Kurzdarmsyndrom (Zustand nach Darmresektion mit eingeschränkter Nährstoffaufnahme)
- Langfristige Magenentleerungsstörungen, z. B. Gastroparese (teilweise Lähmung der Magenmuskulatur)
Durchführung der PEG-Anlage
- Endoskopisch geführte Anlage des Zugangs mit einer speziellen Sonde
- Der künstliche Zugang ermöglicht eine künstliche Ernährung (enterale Ernährung, also über den Verdauungstrakt statt über die Vene)
Fazit
Die operative Therapie der Mangelernährung (Unterernährung) richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Tumorerkrankungen, mechanische Schluckstörungen oder chronische Darmerkrankungen können chirurgisch behandelt werden, um eine Verbesserung der Nährstoffaufnahme zu ermöglichen. In schweren Fällen, in denen die orale Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist, stellt die PEG-Anlage (künstlicher Mageneingang) eine effektive Möglichkeit zur langfristigen Ernährungssicherung dar.