Unterernährung – Einleitung
Unterernährung beschreibt einen Zustand, bei dem die Energiespeicher des Körpers aufgebraucht sind, weil der Mensch chronisch weniger Kalorien zu sich nimmt, als er täglich verbraucht. Es handelt sich um eine quantitative Form der Mangelernährung, bei der dem Körper nicht genügend Nährstoffe zur Verfügung stehen, um seine grundlegenden Funktionen aufrechtzuerhalten.
Synonyme und ICD-10: Mangelernährung; Unterernährung – Mangelernährung; ICD-10-GM E46: Nicht näher bezeichnete Energie- und Eiweißmangelernährung
Ursachen
Unterernährung kann durch verschiedene Faktoren bedingt sein, die je nach geografischem und sozialem Kontext variieren:
- Mangel an Nahrungsmitteln: Vor allem in ärmeren Regionen der Welt, in denen der Zugang zu ausreichender und ausgewogener Ernährung eingeschränkt ist.
- Essstörungen: In westlichen Ländern tritt Unterernährung häufig bei Personen mit Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) auf.
- Krankheiten: Chronische Erkrankungen, die die Nahrungsaufnahme, Verdauung oder Resorption beeinträchtigen (z. B. Krebs, HIV/AIDS, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)).
- Unkenntnis: Fehlende Kenntnisse über die optimale Zusammensetzung der Nahrung, die zu einer unausgewogenen Ernährung führen.
Differentialdiagnosen
- Fehlernährung: Eine qualitativ unzureichende Ernährung, bei der bestimmte Nährstoffe in der Nahrung fehlen, auch wenn die Kalorienzufuhr ausreichend ist.
- Malabsorption: Eine Störung der Nährstoffaufnahme im Darm, die zu Mangelzuständen führen kann, obwohl ausreichend Nahrung aufgenommen wird.
- Sarkopenie: Verlust an Muskelmasse und -kraft, häufig im Alter, kann begleitend zu Unterernährung auftreten.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: In vielen Entwicklungsländern, insbesondere in Asien und Südamerika, sind Frauen und Mädchen häufiger von Unterernährung betroffen, da sie oft weniger verdienen und geringeren Zugang zu Ressourcen haben.
Häufigkeitsgipfel: Vor allem Kinder sind in den ärmeren Regionen der Welt betroffen, was zu einer hohen Sterblichkeitsrate führt.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Weltweit leiden etwa 850 Millionen Menschen an Unterernährung.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Frühstadium: Zunächst kommt es zu Gewichtsverlust, Schwäche und Müdigkeit. Die Körperreserven an Fett und Muskelmasse werden abgebaut, um den Energiebedarf zu decken.
- Fortgeschrittenes Stadium: Langfristige Unterernährung führt zu einem erheblichen Verlust an Muskelmasse (Kachexie), verminderter Immunabwehr und erhöhtem Risiko für Infektionen. Bei Kindern kann es zu Wachstumsstörungen und Entwicklungsverzögerungen kommen.
Prognose
- Kinder: Unterernährung im Kindesalter kann zu dauerhaften körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen führen, einschließlich Wachstumsverzögerungen und kognitiven Beeinträchtigungen.
- Erwachsene: Bei rechtzeitiger Intervention und Behandlung können viele der gesundheitlichen Folgen rückgängig gemacht werden, jedoch bleibt das Risiko für langfristige Komplikationen bestehen, insbesondere wenn die Unterernährung über längere Zeiträume unbehandelt bleibt.
Hinweise für Patienten
- Frauen und Kinder in Entwicklungsländern leiden häufig aufgrund von sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten verstärkt unter Unterernährung.
- Essstörungen in westlichen Ländern sind eine häufige Ursache für Unterernährung und bedürfen einer spezifischen therapeutischen Behandlung.