Kwashiorkor – Prävention

Zur Prävention des Kwashiorkor (Proteinmangelernährung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung:
    • Proteinarme (eiweißarme) Ernährung: Insbesondere in Regionen mit begrenztem Zugang zu proteinreichen Nahrungsmitteln.
    • Mikronährstoffarme Ernährung: Ein Mangel an essenziellen Vitaminen und Mineralstoffen verschärft die Symptome des Kwashiorkor.
    • Einseitige Ernährung: Hoher Anteil an stärkehaltigen Lebensmitteln wie Maniok, Reis oder Mais ohne ausreichende Proteinzufuhr.
    • Mangel an Muttermilch: Unzureichendes Stillen oder zu frühes Absetzen von Muttermilch erhöht das Risiko bei Säuglingen.
    • Hungerperioden: Saisonale oder krisenbedingte Nahrungsknappheit in vulnerablen Bevölkerungsgruppen.
  • Genussmittelkonsum:
    • Alkohol: Chronischer Konsum kann die Aufnahme und den Stoffwechsel von Nährstoffen beeinträchtigen.
  • Psycho-soziale Faktoren:
    • Armut: Begrenzt den Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln.
    • Bildungsmangel: Fehlendes Wissen über ausgewogene Ernährung und die Bedeutung von Proteinen.
    • Migration und Vertreibung: Erhöht das Risiko von Ernährungsunsicherheit und Unterernährung.

Umweltfaktoren:

  • Naturkatastrophen und Konflikte: Unterbrechen die Lebensmittelversorgung und erhöhen das Risiko für Unter- und Fehlernährung.
  • Ungünstige landwirtschaftliche Bedingungen: Reduzieren die Verfügbarkeit von proteinreichen Nahrungsmitteln wie Hülsenfrüchten.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährungsmaßnahmen:
    • Proteinanreicherung: Einführung proteinreicher Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Milchprodukte, Fisch, Eier und Fleisch.
    • Supplementierung: Gabe von Vitaminen (z. B. Vitamin A) und Mineralstoffen (z. B. Zink, Eisen).
    • Fortifizierung von Grundnahrungsmitteln: Anreicherung von Reis, Mehl und Speiseöl mit Mikronährstoffen.
    • Förderung des Stillens: Exklusives Stillen bis zum 6. Lebensmonat und ergänzende Ernährung bis mindestens zum 2. Lebensjahr.
  • Bildung und Aufklärung:
    • Ernährungsbildung: Sensibilisierung für die Bedeutung von Proteinen und ausgewogener Ernährung.
    • Mutter-Kind-Ernährungsprogramme: Unterstützung von Frauen während Schwangerschaft und Stillzeit zur Vermeidung von Mangelzuständen.
  • Soziale Unterstützung:
    • Ernährungshilfe: Bereitstellung von Lebensmitteln in Krisensituationen durch staatliche und internationale Organisationen.
    • Armutsbekämpfung: Verbesserung der wirtschaftlichen Lage durch Förderprogramme und Mikrokredite.
  • Gesundheitliche Vorsorge:
    • Impfungen: Schutz vor Infektionskrankheiten, die den Nährstoffbedarf erhöhen.
    • Behandlung von Parasitosen: Verminderung von Nährstoffverlusten durch Würmer und andere Parasiten.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Anzeichen des Kwashiorkor frühzeitig zu erkennen und schnell zu behandeln, um schwere Komplikationen zu verhindern.

  • Screening: Regelmäßige Gewichtskontrollen und Überwachung des Wachstums bei Risikogruppen, insbesondere Kinder unter 5 Jahren.
  • Therapie bei ersten Anzeichen:
    • Ernährungsunterstützung: Hochprotein- und hochkalorische Diäten, ergänzt durch spezielle therapeutische Lebensmittel wie F-75 und F-100 Milch.
    • Medikamentöse Therapie: Behandlung von Infektionen, Gabe von Zink und Multivitaminen.
    • Hydratation: Elektrolytausgleich zur Vermeidung von Flüssigkeitsdefiziten.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Rehabilitation und die Vermeidung von Rückfällen bei Patienten mit Kwashiorkor.

  • Langfristige Ernährungsrehabilitation:
    • Einführung einer stabilen, proteinreichen Ernährung, die den Nährstoffbedarf deckt.
    • Überwachung des Ernährungsstatus durch regelmäßige medizinische Kontrollen.
  • Rehabilitation von Folgeschäden:
    • Behandlung von Wachstumsstörungen und anderen langfristigen Komplikationen.
    • Unterstützung bei kognitiven Beeinträchtigungen durch gezielte Förderprogramme.
  • Psychosoziale Betreuung:
    • Beratung der Familien zur nachhaltigen Sicherstellung einer ausgewogenen Ernährung.
    • Integration in soziale Unterstützungssysteme zur Förderung von Bildung und wirtschaftlicher Sicherheit.