Gedeihstörung – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik einer Gedeihstörung dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte genetische Erkrankungen, die mit Wachstums- oder Stoffwechselstörungen in Verbindung stehen (z. B. Zöliakie, Mukoviszidose, endokrine Erkrankungen wie Hypophyseninsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen, Wachstumsstörungen)?
  • Bestehen in Ihrer Familie Fälle von ausgeprägtem Kleinwuchs oder Entwicklungsverzögerungen?
  • Gibt es bekannte Fälle von Malabsorptionssyndromen oder chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Gibt es möglicherweise belastende Umweltfaktoren (z. B. Schadstoffexposition, Schichtarbeit, finanzieller Stress)?
  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder eine belastende familiäre Situation?
  • Besucht Ihr Kind eine öffentliche Einrichtung (Krippe, Kindergarten, Schule)?
  • Hat Ihr Kind regelmäßige soziale Kontakte (z. B. Spielgruppe, Sportverein)?
  • Gibt es Anzeichen für emotionalen oder psychosozialen Stress, der das Essverhalten oder die Entwicklung Ihres Kindes beeinflussen könnte?

Aktuelle Anamnese / Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Welche Auffälligkeiten haben Sie bei Ihrem Kind bemerkt?
  • Ist Ihnen aufgefallen, dass Ihr Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen körperlich nicht so weit entwickelt ist?
  • Besteht eine unzureichende Gewichtszunahme oder ein gestörtes Größenwachstum?
  • Hat sich der Stuhlgang verändert (Menge, Konsistenz, Häufigkeit, Fettauflagerungen, Blutbeimengungen)?
  • Gibt es Schmerzen beim Stuhlgang?
  • Hat Ihr Kind häufig Bauchschmerzen? Falls ja:
    • Gibt es ein zeitliches Auftreten oder einen Zusammenhang mit der aufgenommenen Nahrung?
  • Zeigt Ihr Kind Zeichen von chronischer Erschöpfung, Müdigkeit oder Reizbarkeit?
  • Hat Ihr Kind häufig Infektionen oder wirkt es allgemein geschwächt?
  • Besteht eine auffällige Trockenheit oder Schwellung der Haut (z. B. Ödeme oder Aszites bei Proteinmangel)?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Hat sich der Appetit Ihres Kindes in letzter Zeit verändert?
  • Was isst Ihr Kind täglich?
  • Ist die Ernährung ausgewogen?
  • Besteht eine einseitige Ernährung oder Verdacht auf Mangelernährung?
  • Gibt es auffällige Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel oder Probleme mit der Nahrungsaufnahme (z. B. Kau- oder Schluckbeschwerden, vermehrtes Erbrechen nach dem Essen)?
  • Besteht eine bekannte Nahrungsmittelallergie oder Unverträglichkeit (z. B. Zöliakie, Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz)?
  • Gibt es Hinweise auf eine Malabsorption oder Gedeihstörung aufgrund chronischer Magen-Darm-Probleme?

Eigenanamnese

  • Bestehen bekannte Vorerkrankungen, die mit einer Gedeihstörung assoziiert sein können (z. B. Zöliakie, Mukoviszidose, chronische Darmerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Wachstumsstörungen, Stoffwechselerkrankungen)?
  • Wurden bereits Operationen durchgeführt, die die Nahrungsaufnahme oder den Stoffwechsel beeinflussen könnten?
  • Wurde eine Strahlentherapie durchgeführt?
  • Besteht ein vollständiger Impfstatus?
  • Bestehen bekannte Allergien gegen Nahrungsmittel oder Medikamente?
  • Gibt es eine Medikamenteneinnahme, die das Wachstum oder den Stoffwechsel beeinflussen könnte?

Medikamentenanamnese

  • Werden Medikamente eingenommen, die sich auf das Wachstum oder den Stoffwechsel auswirken können (z. B. Kortikosteroide, Chemotherapeutika, Schilddrüsenhormone)?
  • Werden Medikamente zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verabreicht, die möglicherweise den Appetit reduzieren könnten?
  • Liegt eine Chemotherapie mit Zytostatika vor, die zu Wachstumsverzögerungen führen könnte?

Umweltanamnese

  • Besteht eine mögliche Belastung durch Umweltgifte oder Schadstoffe?
  • Sind in der häuslichen Umgebung Faktoren vorhanden, die eine Mangelernährung oder Gedeihstörung begünstigen könnten (z. B. schlechte hygienische Verhältnisse, unzureichende Nahrungszufuhr, soziale Vernachlässigung)?

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.