Umweltfaktoren – Folgen des Klimawandels

Landwirtschaft

  • In südlichen Ländern sind die Ernteerträge geringer als noch vor einigen Jahren.

Menschen und Krankheiten

Atmungssystem

  • Zunahme des warmen Klimas
    • Dadurch wird sich die Heuschnupfensaison (Rhinitis allergica) deutlich ausdehnen.
      Der Grund ist eindeutig: manche Pollen werden früher fliegen – andere wiederum werden bis weit in den Oktober fliegen.
      In Frankreich und Italien sind Ambrosia-Allergien bereits zu einem massiven Problem geworden. Die Ambrosia-Pflanze (Traubenkraut; Beifuß-Ambrosie) kann während der Blütezeit von Mitte Juli bis Mitte Oktober Atemnot und Asthma auslösen. Eine Berührung der Pflanze kann zudem zu Pruritus und Hautrötungen führen.
      Beachte: Inzwischen befindet die Pflanze auch in Deutschland. Das Gewächs findet sich an Straßenrändern oder in Privatgärten.
    • Während der Pollenflugzeit Zunahme an Asthmaanfällen; ebenso Zunahme akuter Bronchospasmen nach einem Sturm während der Pollenflugzeit.
  • Starke Exposition von schädlichen Umwelteinflüssen wie verkehrsbedingte (Stickoxide, Feinstaub) und sekundär gebildeter Luftschadstoffe 
    • Zunahme der Ozonwerte
      Dieses führt zu: Reizung der Schleimhäute, Entzündungsreaktionen der Atemwege mit Beeinträchtigung der Lungenfunktion und der körperlichen Leistungsfähigkeit.
      Betroffene: Patienten mit Asthma bronchiale [4]

Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)

  • Stress (hier: Hitzestress) – an heißen Tagen bis zu 14 % mehr Gewaltverbrechen; Suizidrate liegt ebenfalls deutlich höher [5]

Haut und Unterhaut

  • Atopische Dermatitis (Neurodermitis) wg. starker Exposition von schädlichen Umwelteinflüssen wie verkehrsbedingte (Stickoxide, Feinstaub) und sekundär gebildeter Luftschadstoffe (Ozon) [4]
  • Hautalterung (u. a. Faltenbildung)
  • Hautkrebsvorstufen (aktinische Keratose)
  • Hautkrebs (Basalzellkarzinom, malignes Melanom, Plattenepithelkarzinom der Haut)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten

  • Milde Winter und die Hitze nach langer Regenperiode schaffen ideale Bedingungen für Mücken und Zecken. Es ist daher von einem stark erhöhten Borreliose- (Lyme-Borreliose) und Frühsommer-Meningoenzephalitis-Risiko auszugehen.
  • Weitere Ausbreitung der Schafzecke. Sie verbreitet das sogenannte Q-Fieber, das sich ähnlich wie eine Sommergrippe verhält. Diese Erkrankung äußert sich mit Fieber, Schüttelfrost, Mattigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen. In etwa fünf Prozent der Fälle bekommen die Infizierten eine Pneumonie (Lungenentzündung) oder Hepatitis (Leberentzündung).
  • Die in seltenen Fällen tödlich verlaufende West-Nil-Virus-Infektion wird im Zusammenhang mit dem Klimawandel als mögliche neue Infektionskrankheit (West-Nil-Fieber) in Europa diskutiert [1].
  • Tropische Insekten schaffen zunehmend den Weg nach Europa. Möglicherweise kommen auf diesem Wege tropische Erkrankungen zu uns wie: Denguefieber, Malaria, Leishmaniose etc.
    Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin geht davon aus, dass vom Denguefieber (übertragen von der asiatischen Tigermücke (Stegomyia albopicta, früher Aedes albopictus)) circa 2,5 Milliarden Menschen bedroht sind [2].
    Die asiatische Tigermücke kommt seit 2007 als invasives Neozoon auch in Deutschland vor. Unter Neozoon versteht man Arten, die sich mit menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet etabliert haben, in dem sie zuvor nicht heimisch waren.
    So ist damit zu rechnen, dass Malaria sich mit steigenden Temperaturen auch in Regionen ausbreiten wird, die bislang für die Überträger der Krankheit, die Anopheles-Mücken, zu kühl waren. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin geht davon aus, dass davon circa 2,4 Milliarden Menschen bedroht sind [2].
    Die Leishmaniose, eine Tropenkrankheit, ausgelöst durch parasitäre Protozoen (Einzeller), ist inzwischen in Südfrankreich angekommen. Überträger ist die Sandmücke. Diese ist bereits in Baden-Württemberg angekommen.
  • Inzwischen ist das West-Nil-Virus (WNV) in Deutschland angekommen; Dengue-Fieber und Chikungunya stehen mit ihrem Krankheitsübertrager Aedes albopictus mit einem Bein in der Tür (Stand: 1. Juni 2023).
    Autochthone WNV-Übertragungen sind innerhalb Deutschlands vorwiegend aus Berlin, großen Teilen Brandenburgs, Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie kleineren Teilen Thüringens gemeldet worden.
  • Zunahme von Zoonosen (Tierseuchen), das sind Krankheiten durch Erreger, die vorwiegend Tiere infizieren, die aber jederzeit auf den Menschen übertragen werden können. Zu diesen Krankheiten zählen: Hanta-Virus-Infektionen (betroffen ist bereits Bayern und Baden-Württemberg; die Krankheit kann zu Nierenversagen führen (Hantavirus in Deutschland; Überträger: Hirschmäuse); erste Symptome einer Sin-Nombre-Hanta-Virus-Infektion (Besucher des Yosemite-Nationalparks, USA) sind: Müdigkeit, Fieber und Muskelschmerzen; darüber hinaus kann es zu Cephalgie (Kopfschmerzen), Vertigo (Schwindel), Schüttelfrost, Erbrechen, Diarrhoe und Bauchschmerzen (Abdominalschmerzen) kommen; 4-10 Tage nach der ersten Krankheitsphase können zusätzliche Symptome auftreten: Husten, Dyspnoe und zunehmende Atembeschwerden (Hantavirusinduziertes pulmonales Syndrom, HPS; Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten): 30-40 Prozent!), die Leptospirose und die Tularämie (Hasenpest). Diese Krankheiten nehmen ihren Ursprung in Nagetierpopulationen.
  • Anstieg der Wassertemperaturen von Nord- und Ostsee: Zunahme von Wundinfektionen durch Vibrio vulnificus (einem entfernten Verwandten des Cholera-Erregers).
  • Zunahme von Salmonellose wegen Zunahme der Umgebungstemperatur.
    Ab einer Umgebungstemperatur von 5 °C steigt die Inzidenz (Neuerkrankungsrate) um 5-10 % je °C an wöchentlichem Temperaturanstieg.

Diverses

  • Mehr Hitzetote bei Kleinkindern, älteren Menschen und Kranken.
    Todesursachen: Myokardinfarkt (Herzinfarkt), kardiovaskuläre Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Atemwegs- und Stoffwechselstörungen.
    Betroffene: Menschen mit chronischen Krankheiten der Atemwege und des Herzkreislaufsystems

Menschen, Tiere und Gebäude

  • Naturkatastrophen (Hochwasser, Stürme) scheinen häufiger aufzutreten.
    Der Einfluss des Menschen auf den Klimawandel wurde von Forschern des Kanadischen Zentrums für Klimamodelle in einer wissenschaftlichen Studie erhärtet. Parameter wie Bodentemperatur, Meeresspiegeldruck, Temperatur der Erdatmosphäre und der Ozeane dienten als Grundlage dieser Studie [3].

Literatur

  1. Gemeinsame Pressemitteilung des Bernhard-Nocht-Instituts, des Paul-Ehrlich-Instituts und des Robert Koch-Instituts. Herausgeber: Robert Koch-Institut Nordufer 20 D-13353 Berlin http://www.rki.de
  2. Ebert B, Fleischer B: Globale Erwärmung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 2005.
  3. Zhang X, Zwiers FW, Hegerl GC, Lambert FH, Gillet NP, Solomon S, Stott PA, Nozawa T: Detection of human influence on twehtieth-century precipitation trends. Nature. 2007 Jul 26;448(7152):461-5
  4. Heuson C, Traidl-Hoffmann C: Bedeutung von Klima- und Umweltschutz für die Gesundheit mit besonderer Berücksichtigung von Schädigungen der Hautbarriere und allergischen Folgeerkrankungen. Bundesgesundheitsbl. 2019;61:684-96
  5. Pollak D: The Climate Crisis and Mental Health: What Will You Do? American Psychiatric Association (APA) Annual Meeting, online. Vortrag , 1.-3.5.2021