Sick Building-Syndrom (SBS) – Prävention
Zur Prävention des Sick-Building-Syndroms (SBS) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Psycho-soziale Situation
- Stress – psychischer und sozialer Stress am Arbeitsplatz
Innenraumklima
- Beleuchtung: Unzureichende oder grelle Beleuchtung kann die Symptome verschärfen.
- Geruchsbelastungen: Belastung durch unangenehme oder starke Gerüche, z. B. durch Reinigungsmittel oder Schadstoffe.
- Lärm: Erhöhte Lärmbelastung am Arbeitsplatz wirkt stressverstärkend.
- Luftfeuchtigkeit: Überheizte Räume und unzureichende Luftfeuchtigkeit fördern die Symptome.
- Ungenügendes Lüften: Fehlende Frischluftzufuhr verstärkt Schadstoffbelastungen in Innenräumen.
Umweltbelastung
Schadstoffe in Innenräumen können durch folgende Quellen freigesetzt werden:
-
Baumaterialien und Einrichtungsgegenstände
- Bodenbeläge.
- Dämmmaterialien.
- Spachtelmassen und Dichtungsmassen.
- Möbel, Teppichböden und Teppichkleber.
- Farben, Lacke und Holzschutzanstriche.
- Hydrophobierungsmaßnahmen (Feuchteschutz).
-
Elektronische Geräte
- Drucker und Elektrogeräte.
- Klimaanlagen (insbesondere bei mangelhafter Wartung).
-
Schädlingsbekämpfungsmittel:
- Insektizide (gegen Insekten).
- Akarizide (gegen Milben und andere Spinnentiere).
- Rodentizide (gegen Nagetiere).
- Larvizide (gegen Insektenlarven und Milben).
- Schimmelpilze und Mykotoxine
- Mykotoxine (z. B. Mycophenolsäure, Sterigmatocystin, Trichothecene), freigesetzt durch folgende Schimmelpilze [1]:
- Aspergillus versicolor (häufigster Indoor-Schimmelpilz).
- Penicillium brevicompactum.
- Stachybotrys chartarum.
- Schimmelpilze verbreiten sich in feuchten Gebäuden, insbesondere auf Tapeten, und sind in der Atemluft nachweisbar.
- Mykotoxine (z. B. Mycophenolsäure, Sterigmatocystin, Trichothecene), freigesetzt durch folgende Schimmelpilze [1]:
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention des Sick-Building-Syndroms müssen schadstofffreie Materialien und eine ausreichende Belüftung der Innenräume gefördert werden.
- Stoßlüftung: Regelmäßiges Stoßlüften sorgt für einen intensiven Luftaustausch und reduziert Schadstoffbelastungen.
- Arbeitsräume: Alle 60 Minuten lüften.
- Besprechungsräume: Alle 20 Minuten lüften.
- Schadstoffarme Baumaterialien: Vermeidung von Produkten mit hohen VOC-Werten (engl. Volatile Organic Compound) und schadstoffarmen Alternativen bevorzugen.
- Raumklimatisierung: Regelmäßige Wartung und Reinigung von Klimaanlagen zur Vermeidung von Schadstoff- und Schimmelbelastungen.
- Arbeitsplatzgestaltung: Ergonomisch gestaltete und stressfreie Arbeitsplätze, inklusive ausreichender Beleuchtung und Lärmschutz.
- Mitarbeiterschulung: Sensibilisierung der Belegschaft für Lüftungsverhalten und schadstoffarme Nutzung von Arbeitsmaterialien.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühe Anzeichen des Sick-Building-Syndroms zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Schadensbegrenzung einzuleiten.
- Früherkennung und Diagnostik:
- Erfassung typischer Symptome (z. B. Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen, Müdigkeit) bei betroffenen Personen.
- Analyse der Innenraumluft auf Schadstoffe und potenzielle Allergene.
- Beseitigung von Schadstoffquellen:
- Identifikation und Entfernung von belastenden Baumaterialien oder Möbeln.
- Reinigung und Sanierung bei Schimmelbefall.
- Arbeitsplatzmaßnahmen:
- Anpassung der Lüftungsintervalle und Einführung von schadstoffarmen Arbeitsmaterialien.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention konzentriert sich auf die langfristige Behandlung von Beschwerden und die Vermeidung von Komplikationen bei Personen, die bereits Symptome des Sick-Building-Syndroms entwickelt haben.
- Langzeitmanagement:
- Regelmäßige Überprüfung und Verbesserung der Innenraumqualität.
- Umgestaltung belasteter Arbeitsplätze oder Wohnräume.
- Medizinische Betreuung:
- Behandlung chronischer Beschwerden, wie Atemwegsreizungen oder Hautsymptome.
- Unterstützung bei psychischen Belastungen durch Arbeitsplatzkonflikte oder Stress.
- Schulung und Beratung:
- Aufklärung der Betroffenen über Maßnahmen zur Schadstoffvermeidung und Selbsthilfestrategien.
- Integration von Entspannungstechniken, um stressbedingte Symptome zu minimieren.
Literatur
- Aleksic B et al.: Aerosolization of mycotoxins after growth of toxinogenic fungi on wallpaper. Applied and Environmental Microbiology 23 June 2017, doi: 10.1128/AEM.01001-17