Sick Building-Syndrom (SBS) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Sick-Building-Syndroms (SBS) dar.

Familienanamnese

  • Bestehen in Ihrer Familie allergische Erkrankungen, Asthma bronchiale oder andere Atemwegserkrankungen?
  • Gibt es in Ihrer Familie Personen, die ebenfalls Symptome in bestimmten Innenräumen entwickeln?

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Arbeiten Sie in einem Gebäude mit Klimaanlage oder schlechter Belüftung?
  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Stress im beruflichen oder privaten Umfeld?

Aktuelle Anamnese / Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Welche Symptome treten bei Ihnen auf:
    • Schleimhautreizungen im Nasen-Rachen-Raum, chronischer Schnupfen, Heiserkeit, Husten (bis hin zu Bronchitis), Atemwegsinfektionen?
    • Augenbrennen, Trockene Augen, Lichtempfindlichkeit?
    • trockene Haut, Juckreiz, Hautausschläge?
    • Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Empfindungsstörungen (z. B. Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Extremitäten)?
    • Übelkeit, unklare Schmerzen, geschwächte Immunabwehr mit häufigen Infektionen, verminderte Leistungsfähigkeit?
    • Verschlechterung von vorbestehenden allergischen Erkrankungen oder Asthma bronchiale?
  • Wann und in welcher Umgebung treten diese Symptome auf:
    • Wie lange wohnen oder arbeiten Sie bereits in diesem Gebäude?
    • Treten die Beschwerden ausschließlich in bestimmten Innenräumen auf?
    • Verschwinden die Symptome, wenn Sie sich längere Zeit außerhalb des Gebäudes aufhalten?
    • Sind die Symptome abhängig von der Jahreszeit oder bestimmten Wetterlagen?
  • Belastungen in der Wohn- oder Arbeitsumgebung:
    • Wird in Ihren Wohn- oder Arbeitsräumen häufig mit Desinfektionsmitteln, Reinigungsmitteln oder Duftstoffen gearbeitet?
    • Gibt es sichtbaren Schimmelbefall oder Feuchtigkeitsprobleme?
    • Haben Sie einen muffigen oder modrigen Geruch wahrgenommen?
    • Sind Sie starken Gerüchen ausgesetzt (z. B. Lösungsmittel, Lacke, Klebstoffe, Weichmacher, Farben, Teppichböden)?
    • Heizen Sie übermäßig oder nutzen Sie selten Lüftungsmöglichkeiten?
    • Wird in Ihren Räumen häufig Drucker- oder Kopierpapier genutzt?
    • Arbeiten oder wohnen Sie in der Nähe von Tankstellen, Industrieanlagen oder stark befahrenen Straßen?
    • Gibt es Klimaanlagen oder Lüftungssysteme, die selten gewartet werden?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Haben Sie Unverträglichkeiten oder allergische Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel oder Getränke?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Sind Sie Passivraucher?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Umweltstoffen (z. B. Hausstaubmilben, Tierhaare, Pollen, Chemikalien, Duftstoffe)?
    • Haben Sie bereits bekannte Atemwegserkrankungen oder Hauterkrankungen (z. B. Asthma bronchiale, Neurodermitis)?
    • Bestehen Vorerkrankungen, die eine Sensibilisierung gegenüber Umweltfaktoren begünstigen könnten?
  • Wurden bei Ihnen bereits umweltmedizinische Tests durchgeführt?
  • Wurde in der Vergangenheit eine Strahlen- oder Chemotherapie durchgeführt?

Medikamentenanamnese

  • Nehmen Sie Medikamente mit potenziell immunsuppressiver Wirkung ein (z. B. Kortikosteroide, Immunsuppressiva)?
  • Nehmen Sie regelmäßig Analgetika (Schmerzmittel), Antidepressiva oder Antihistaminika ein?

Umweltanamnese

Schadstoffe in Innenräumen, die enthalten sind in: 

  • Baumaterialien: Farben, Lacke, Klebstoffe (z. B. Teppichkleber), Dämmmaterialien, Dichtungsmassen, Spachtelmassen
  • Bauliche oder chemische Maßnahmen: Hydrophobierungsmaßnahmen
  • Möbel und Bodenbeläge: Teppichböden, Laminat, Spanplatten, Holzschutzmittel
  • Reinigungsmittel: Desinfektionsmittel, Duftstoffe, Raumsprays, Dämpfen
  • Technische Geräte: Elektrosmog durch WLAN-Router, Mobiltelefone, Drucker, Kopierer
  • Schimmelpilzbelastung: Sichtbarer oder versteckter Schimmel (z. B. unter Tapeten, in Feuchträumen, in Klimaanlagen)
  • Schimmelpilzen – Mykotoxine (Mycophenolsäure, Sterigmatocystin, Trichothecene) von Schimmelpilzen, die sich in Gebäuden auf Tapeten verbreiten und in der Atemluft nachweisbar sind [1]:
    • Aspergillus versicolor (häufigster Indoor-Schimmelpilz)
    • Penicillium brevicompactum
    • Stachybotrys chartarum
  • Insektizide oder Schädlingsbekämpfungsmittel
    • Schädlingsbekämpfungsmitteln (Insektizide gegen Insekten; Akarizide gegen Milben und andere Spinnentiere; Rodentizide gegen Nagetiere; Larvizide gegen die Larven von Insekten und Milben)
  • Luftqualität: Hoher Staubanteil, unzureichende Frischluftzufuhr, Belastung durch nahegelegene Industrie oder Verkehr

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.

Literatur

  1. Aleksic B et al.: Aerosolization of mycotoxins after growth of toxinogenic fungi on wallpaper. Applied and Environmental Microbiology 23 June 2017, doi: 10.1128/AEM.01001-17