Verzögerte Pubertät (Pubertas tarda) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine verzögerte Pubertät (Pubertas tarda) hinweisen:

Mädchen

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine verzögerte Pubertät bei Mädchen und werden oft zuerst bemerkt:

  • Ausbleiben der Pubertätsentwicklung: Keine Brustentwicklung (B1) bis zum Alter von 13 Jahren; nachfolgend wird eine typische Pubertätsentwicklung beschrieben:
    • Thelarche (Brustentwicklung): beginnt im Alter von 9 bis 12 Jahren
    • Pubarche (Schambehaarung): beginnt im Alter von 10 bis 12 Jahren
    • Wachstumsschub: ca. ein Jahr, nachdem die ersten Pubertätszeichen sichtbar werden, setzt ein Wachstumsschub ein; der Wachstumsschub ist mit ca. 18 Jahren abgeschlossen
    • Menarche (erste Regelblutung): findet im Alter von 11 bis 14 Jahren statt
  • Ausbleiben der Menarche (primäre Amenorrhoe) (bei annähernd allen Betroffenen): Keine Menstruationsblutung bis zum Alter von 16 Jahren, eventuell früher diagnostiziert bei fehlender Pubertätsentwicklung.
  • Stehenbleiben einer begonnenen Pubertätsentwicklung: Keine weiteren Fortschritte in der Brustentwicklung oder anderen Pubertätsmerkmalen nach Beginn (in 30-50 % der Fälle)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Psychosoziale Auswirkungen:
    • Niedriges Selbstwertgefühl durch verzögerte Entwicklung im Vergleich zu Gleichaltrigen (bei etwa 50-70 %)
    • Angst oder depressive Verstimmungen aufgrund sozialer Isolation oder Druck (bei etwa 30-50 % der Betroffenen)
  • Anhaltender kindlicher Habitus: Fehlen typischer pubertärer Veränderungen wie männlich/weiblicher Körperproportionen (bei etwa 50-70 %)
  • Veränderte Körperzusammensetzung:
    • Geringere Muskelmasse im Vergleich zu Gleichaltrigen (bei etwa 40-60 %)
    • Erhöhte Fettmasse, insbesondere bei hormonellen Störungen wie Hypogonadismus (bei etwa 20-40 %)
  • Hautveränderungen: Trockene oder unreine Haut durch hormonelle Dysbalancen (bei etwa 20-30 % der Fälle)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Wachstumsverzögerung ohne andere Symptome: Kann bei milden Formen auftreten und erst im Verlauf auffällig werden (in 20-30 % der Fälle)
  • Leichte Erschöpfung oder Müdigkeit (in 10-20 % der Fälle)

Jungen

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine verzögerte Pubertät bei Jungen und werden oft zuerst bemerkt:

  • Ausbleiben der Pubertätsentwicklung: Hodenvolumen < 3,5 ml und ausbleibendes Peniswachstum; nachfolgend eine typische Pubertätsentwicklung:
    • Erstes echtes Pubertätszeichen: Vergrößerung des Hodens von präpubertär 1-3 ml auf > 3 ml, üblicherweise im Alter von 9-12 Jahren (Mittelwert: 11 Jahre)
    • Zunahme des Hodenvolumens oder der Hodenlänge: Erwartet ab ca. 12 Jahren (Schwankungsbreite: 10-14 Jahre)
    • Pubarche (Schambehaarung): Erwartet ca. 6 Monate später, mit etwa 12,5 Jahren (Schwankungsbreite: 9-15 Jahre)
    • Wachstumsschub: Setzt zusammen mit der Achselbehaarung ab etwa 14 Jahren ein
  • Stehenbleiben einer begonnenen PubertätsentwicklungKeine weitere Zunahme des Hodenvolumens oder Peniswachstums nach initialem Auftreten pubertärer Merkmale

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Verminderte Muskelmasse und Kraft: Häufig beobachtet bei hormonellen Störungen (bei etwa 30-50 % der Patienten)
  • Erhöhte Fettmasse: Häufig bei hormonellen Ursachen wie Hypogonadismus (bei etwa 20-40 % der Fälle)
  • Psychosoziale Auswirkungen:
    • Niedriges Selbstwertgefühl: Durch Entwicklungsverzögerung im Vergleich zu Gleichaltrigen (bei etwa 50-70 % der Betroffenen)
    • Angst oder depressive Verstimmungen: Häufig durch soziale Isolation oder Mobbing (bei etwa 30-50 % der Patienten)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeine Wachstumsverzögerung: Kann isoliert auftreten, bevor die Pubertas tarda erkannt wird (bei etwa 20-30 % der Patienten)
  • Schwächegefühl und Müdigkeit: Häufig durch zugrunde liegende hormonelle oder chronische Erkrankungen (bei etwa 10-20 % der Fälle)

Wichtiger Hinweis!

  • Bei Mädchen liegt bei einer Pubertas tarda in bis zu 80 % eine Erkrankung zugrunde. Bei Jungen ist dies in circa 50 % der Fall.