Subklinische Inflammation – Prävention

Zur Prävention der subklinischen Inflammation (engl. "silent inflammation") muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Erhöhte Zufuhr gesättigter Fettsäuren (engl. saturated fatty acids, SFA) [1].
    • Erhöhte Zufuhr von Lebensmitteln mit hohem glykämischen Index – Führt zur Erhöhung der NF-κB-Aktivierung und NF-κB-Bindung in mononuklearen Zellen [2].
    • Verzehr belasteter Lebensmittel – Lebensmittel, die mit Pestiziden, Schwermetallen oder anderen Schadstoffen belastet sind.
    • Verzehr prozessierter/verarbeiteter Lebensmittel – Häufige Aufnahme von Lebensmitteln mit Zusatzstoffen.
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Z. B. Eisenmangel, der niedriggradige Entzündungen triggern kann. Patienten mit Eisenmangel (Serumspiegel des löslichen Transferrinrezeptors > 28,1 nmol/l) zeigten höhere IL-6- und hsCRP-Werte als Teilnehmer ohne Eisendefizit [3].
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Regelmäßiger oder übermäßiger Konsum erhöht die Entzündungsneigung.
    • Tabak (Rauchen) – Führt zu systemischer Inflammation durch oxidative Stressmechanismen.
  • Körperliche Aktivität
    • Extreme körperliche Arbeit – Erhöht die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen.
  • Psycho-soziale Situation
    • Chronischer Stress (Dauerstress) – Fördert die Aktivierung von Stresshormonen wie Cortisol, die entzündungsfördernd wirken.
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
    • Androide Körperfettverteilung (abdominales/viszerales Fett, Apfeltyp) – Produziert entzündungsfördernde Substanzen wie Fetuin A, TNF-Alpha und IL-6.
    • Normwerte des Taillenumfangs:
      • Männer: < 94 cm (IDF 2005), < 102 cm (DAG 2006).
      • Frauen: < 80 cm (IDF 2005), < 88 cm (DAG 2006).

Röntgenstrahlen

  • Radiatio (Strahlentherapie) – Führt zu einer Aktivierung entzündlicher Prozesse.
  • Ionisierende Strahlen – Können oxidativen Stress und damit verbundene Entzündungen auslösen.

Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Feinstaub – Führt zu systemischer Inflammation über oxidative Stressmechanismen.
  • Gefährliche Arbeitsstoffe – Kontakt mit toxischen Chemikalien.
  • Kunststoffe – Z. B. Mikroplastik mit potenziell entzündungsfördernden Effekten.
  • Pestizide/Insektizide – Belastung aus der Umwelt oder über Lebensmittel.
  • Schwermetalle – Z. B. Blei oder Quecksilber, die entzündliche Prozesse fördern können.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung
    • Antioxidantienreiche Ernährung – Vermehrte Aufnahme von Obst und Gemüse, das reich an antioxidativen Vitaminen (z. B. Vitamin C, Vitamin E) und sekundären Pflanzenstoffen ist.
    • Ballaststoffreiche Kost – Ballaststoffe können entzündungshemmend wirken, indem sie eine gesunde Darmflora fördern.
    • Reduktion gesättigter Fettsäuren – Verzicht auf stark verarbeitete und fettreiche Lebensmittel.
  • Lebensstilinterventionen
    • Rauchstopp – Vermeidung von Tabak reduziert systemische Entzündungsmarker.
    • Moderater Alkoholkonsum – Begrenzung des Alkoholgenusses auf ein moderates Maß.
    • Stressmanagement – Integration von Techniken wie Yoga, Meditation oder Achtsamkeitsübungen.
  • Umweltmaßnahmen
    • Vermeidung von Schadstoffen – Reduktion der Exposition gegenüber Feinstaub, Schwermetallen und Pestiziden durch persönliche Schutzmaßnahmen und bewusste Lebensmittelauswahl.
    • Gesunder Arbeitsplatz – Maßnahmen zur Minimierung der Belastung durch gefährliche Arbeitsstoffe.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühe Anzeichen einer subklinischen Inflammation zu erkennen und gezielt zu behandeln.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige Bestimmung von Entzündungsmarkern wie hsCRP, IL-6 und TNF-Alpha bei Risikopatienten.
    • Monitoring des Mikronährstoffstatus (z. B. Eisen, Vitamin D, Magnesium).
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Ernährungsumstellung – Erhöhung der Aufnahme entzündungshemmender Lebensmittel (z. B. Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure), Kurkuma (Curcumin), grüner Tee).
    • Behandlung von Mikronährstoffmängeln – Substitution von Eisen, Vitamin D und anderen fehlenden Vitalstoffen.
    • Medikamentöse Interventionen – Einsatz entzündungshemmender Medikamente bei persistierenden Entzündungswerten nach ärztlicher Indikation.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die Vermeidung von Komplikationen und die Langzeitbetreuung bei chronischer Inflammation.

  • Langzeittherapie
    • Regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Ernährung und Medikation bei chronisch erhöhten Entzündungsmarkern.
    • Schulung der Patienten zur nachhaltigen Umsetzung eines entzündungshemmenden Lebensstils.
  • Rehabilitation
    • Förderung eines gesunden Lebensstils mit individuell angepasster Ernährung und Bewegung.
    • Nachbetreuung bei Patienten mit chronischen entzündlichen Erkrankungen, um Rückfälle zu vermeiden.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Aufklärung und Beratung der Patienten und ihrer Familien über Risikofaktoren und präventive Maßnahmen.
    • Unterstützung bei der Bewältigung von Stress und psychischen Belastungen, die Entzündungen fördern könnten.

Literatur

  1. Calder PC, Ahluwalia N, Albers R et al.: A consideration of biomarkers to be used for evaluation of inflammation in human nutritional studies. Br J Nutr 12013 Jan;109 Suppl 1:S1-34. doi: 10.1017/S0007114512005119.
  2. Hu Y, Block G, Norkus EP et al.: Relations of glycemic index and glycemic load with plasma oxidative stress markers. Am J Clin Nutr 2006 Jul;84(1):70-6; quiz 266-7.
  3. Wieczorek M et al.: Iron deficiency and biomarkers of inflammation: a 3-year prospective analysis of the DO-HEALTH trial Aging Clin Exp Res 2022;34, 515-525 https://doi.org/10.1007/s40520-021-01955-3