Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) und werden oft zuerst bemerkt:
Grundumsatz
- Abfall der Körpertemperatur → Kältegefühl, Kälteüberempfindlichkeit
- Vermindertes Schweißbildung (Hypohidrose)
- Teigige, kühl-trockene Haut vor allem im Gesicht und an Händen und Füßen
- Glanzloses struppiges Haar
- Gewichtszunahme (bei schlechtem Appetit)
Kardial (Herzkreislauf)
- Normal bis Bradykardie (zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute) [HMV ↓, Zyanose]
- Blutdruck: diastolisch ↑
- Auswurfleistung des Herzens ↓
- Peripherer vaskulärer Widerstand ↑
- Renin-Angiotensin-System: aktiviert
Gastrointestinal (Magen-Darm-Trakt)
- Obstipation (Verstopfung)
Nervensystem und Psyche
- Antriebslosigkeit
- Müdigkeit, Schwäche (erhöhtes Schlafbedürfnis)
- Stimmungstief
Weiteres
- Hypercholesterinämie (Fettstoffwechselstörung; zu hoher Cholesterinspiegel im Blut)
- Hypertriglyzeridämie (Fettstoffwechselstörung; zu hoher Triglyceridspiegel im Blut)
- Myxödem – ödematöse Auftreibung der Unterhaut durch Einlagerung von Glykosaminoglykanen; Haut ist pastös und zeigt dabei ein nicht eindrückbares Ödem (Schwellung), das nicht lageabhängig ist
- Periphere Ödeme – Schwellung der Beine durch Wassereinlagerungen
Begleitsymptome
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Anämie (Blutarmut)
- Alopecia diffusa (diffuser Haarausfall)
- Dyspnoe (Atemnot)
- Dysphonie (heisere Stimme) [Beachte: Differentialdiagnosen: Bronchialkarzinom (Lungenkrebs), Larynxkarzinom (Kehlkopfkrebs), Schilddrüsenkarzinom]
- Hypakusis (Schwerhörigkeit)
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Hyporeflexie (herabgesetzte Intensität eines oder mehrerer Reflexe)
- Hypoventilation (eingeschränkte Lungenbelüftung) und respiratorische Insuffizienz/ Störung der äußeren (mechanischen) Atmung bezeichnet, die zu einer Minderbelüftung der Lungenbläschen führt (Myxödemkoma; hypothyreotes Koma)
- Karpaltunnelsyndrom – Nervenkompressionssyndrom an der Hand
- Konzentrationsschwäche
- Menorrhagie – verstärkte und verlängerte Regelblutung (7-14 Tage)
- Oligo- oder Amenorrhoe – zu seltene bis gar keine Regelblutung
- Muskelkrämpfe, -steifigkeit
- Parästhesien (Missempfindungen)
- Rechts-, Linksherzdilatation (dauerhafte Ausweitung der Herzkammer) mit evtl. Hydroperikard/Ansammlung seröser Flüssigkeit im Herzbeutel [EKG: Low Voltage von P- und T-Welle und QRS-Komplex]
- Struma (Schilddrüsenvergrößerung)
- Schwerhörigkeit
- Vermehrtes Auftreten von Aborten (Fehlgeburten)
- Verminderte Libido (Geschlechtstrieb)
- Verwirrtheit
- Zerebelläre Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie), die durch pathologische Veränderungen im Kleinhirn (Cerebellum) ausgelöst ist)
Symptome bei Kindern mit angeborener Hypothyreose
Die Stoffwechsellage ist meistens hypothyreot, kann aber auch euthyreot (normale Schilddrüsenfunktion) sein.
Bei angeborener Hypothyreose treten die Symptome verzögert auf, da die Schilddrüsenhormone der Mutter das Kind noch während der ersten 4-12 Lebenswochen versorgen!
Frühe Symptome
- Trinkschwäche
- Obstipation (Verstopfung)
- Ikterus neonatorum prolongatus – Gelbfärbung der Haut, bei Säuglingen normal, aber hier verlängert
- Bewegungsarmut
- Vergrößerte Zunge
- Nabelhernie (NabelbruchI
- Muskelhypotonie
- respiratorische Insuffizienz (Atemschwäche)
- Struma (nur bei intrauterin (in der Gebärmutter) erworbener Hypothyreose)
Späte Symptome
- Geistige Behinderung (schwere Intelligenzdefizite)
- Muskelschmerzen
- Verzögertes Wachstum mit dysproportioniertem Kleinwuchs
- Verlangsamte Gesichtsreifung (vergröberte Gesichtszüge)
- Leise Stimme
- Myxödeme – die Haut (inkl. Unterhaut und Fettgewebe) ist teigig geschwollen, kühl, trocken und rau, vor allem an den Extremitäten und im Gesicht; die Patienten sehen aufgeschwemmt aus
- Innenohrschwerhörigkeit
- Strabismus (Schielen)
- spastisches Gangbild
Symptome bei alten Patienten
Bei alten Patienten besteht häufig die Gefahr, dass typische Symptome der Schilddrüsenunterfunktion fehlinterpretiert werden. Klassische Symptome der Hypothyreose im Alter (Altersverteilung: 50.-70. Lebensjahr) dafür sind:
- Hypercholesterinämie (Fettstoffwechselstörung; zu hoher Cholesterinspiegel im Blut)
- Bradykardie (< 60 Schläge/Minute)
- kalte, blasse Haut
- Patienten frieren werden müde, leicht erschöpfbar und lethargisch
Hypothyreotes Koma (Myxödemkoma)
Die Terminologie Myxödemkoma ist irreführend, da meisten kein Koma vorliegt.
Beim Myxödemkoma handelt es sich um ein lebensbedrohliches Endstadium einer unbehandelten Hypothyreose (sehr selten; schlechte Prognose) mit folgenden Symptomen:
Grundumsatz
- Hypothermie (Unterkühlung; < 34 °C) [Beachte: Je niedriger die Körpertemperatur, desto höher ist die Mortalität (Sterberate)]
Beachte: Aufgrund einer Infektion kann auch Fieber bestehen!
Kardial (Herz-Kreislauf)
- Bradykardie [Pulsverlangsamung (< 60 Schläge/Minute; Sinusbradykardie bzw. AV-Block) HMV (Herz-Minuten-Volumen) ↓, Zyanose (Blausucht); ggf. auch Perikarderguss (Herzbeutelerguss)]
- Hypotonie (niedriger Blutdruck)
- Schock bis Tod
Pulmonal (Atmung/Lunge)
- Alveoläre Hypoventilation (pathologische Verminderung der normalen Lungenbelüftung; eingeschränkte Lungenbelüftung) mit Hyperkapnie (erhöhter Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut) [Gefahr der Bronchopneumonie (sekundäre Pneumonie (Lungenentzündung), die sich aus einer absteigenden Bronchitis entwickelt)]
Gastrointestinal (Magen-Darm-Trakt)
- Obstipation (Verstopfung) [ggf. Magenatonie (Magenlähmung) und paralytischer Ileus (Darmverschluss durch Darmlähmung)]
Dermal (Haut)
- Myxödem – teigige Haut/ödematöse Auftreibung der Unterhaut durch Einlagerung von Glykosaminoglykanen; Haut ist pastös und zeigt dabei ein nicht eindrückbares Ödem (Schwellung), das nicht lageabhängig ist; es zeigt sich dabei:
- aufgedunsenes Gesicht, große Zunge, geschwollene Hände; trockene, raue, kühle Haut
Nervensystem und Psyche
- Lethargie
- Depression
- Bewusstseinseintrübung (Somnolenz) bis Koma
- ggf. Kleinhirnsymptome (Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination), Adiadochokinese/Unfähigkeit, rasch aufeinander folgende, entgegengesetzte Bewegungen durchzuführen)
- ggf. Epilepsie (auf dem Boden einer Hyponatriämie/Natriummangel)
Weiteres
- Hypoglykämie (Unterzuckerung)
- Hyponatriämie (Natriummangel)
- evtl. Zeichen einer Nebennierenrindeninsuffizienz (v. a. bei sekundärer Hypothyreose)
Mögliche Auslöser eines hypothyreoten Komas:
- Alkohol
- Stressereignisse (z. B. Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Operation, Unfall), die sich auf eine unerkannte Hypothyreose aufpfropft
- Infektionen
- Medikation: Substanzen, die zu einer Hypoventilation führen: Opiate, Narkotika, Sedativa
- Operationen
- Kälteexposition