Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie häufig Schilddrüsenerkrankungen?
- Gibt es in Ihrer Familie Erbkrankheiten?
Soziale Anamnese
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Welche Symptome sind Ihnen aufgefallen?
- Gewichtszunahme bei schlechtem Appetit
- Kältegefühl (Frieren)
- Müdigkeit
- Schwäche
- teigige, kühl-trockene Haut vor allem im Gesicht und an Händen und Füßen
- Wassereinlagerungen
- trockene Haut
- vermindertes Schwitzen
- Haben Sie weitere Beschwerden wie beispielsweise:
- diffuser Haarausfall
- langsamer Puls
- Atemnot
- heisere Stimme
- Schwerhörigkeit
- Konzentrationsschwäche
- verlängerte Monatsblutung (7-14 Tage)
- verlängerte Zyklusabstände (35-90 Tage) bzw. Ausbleiben der Monatsregel länger als 3 Monate
- Muskelkrämpfe, -steifigkeit
- verminderte Libido
- Verwirrtheit
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Hat sich der Stuhlgang verändert? (Verstopfung)
- Hat sich Ihr Körpergewicht ungewollt verändert? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Ernähren Sie sich ausgewogen? (mögliche Erklärung für die Gewichtsveränderung)
- Achten Sie auf eine ausreichende Jodzufuhr? (Seefisch, jodiertes Speisesalz)
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (Schilddrüsenerkrankungen)
- Strahlentherapie
- Operationen
- Allergien
Medikamentenanamnese
- Amiodaron (Antiarrhythmikum, das zu über 30 % aus Jod besteht) → Amiodaron-induzierte Hypothyreose (Amiodaron getriggerte autoimmune Thyreoiditis)
- Antibiotika
- Aminosalicylsäure – Mittel zur Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Ethionamid (Antibiotikum, das strukturell zu den Thionamiden zählt)
- p-Aminosalicylsäure (Antibiotikum zur Tuberkulose-Behandlung)
- Rifampicin (Antibiotikum aus der Gruppe der Ansamycine)
- Sulfisoxazol
- Antikonvulsiva
- Carbamazepin (Klasse der Dibenzazepine)
- Phenobarbital (Epilepsiebehandlung sowie zur Narkosevorbereitung)
- Phenytoin (Hydantoin-Derivat, das als Arzneistoff zur Dauerbehandlung der Epilepsie eingesetzt wird)
- Antiretrovirale Medikamente Stavudin
- Atypische Neuroleptika (insb. Clozapin und Quetiapin)
- Bexaroten – Retinoid-Analogon, das zur Behandlung des kutanen T-Zell-Lymphoms zugelassen ist
- HCV-Proteaseinhibitoren (Telaprevir)
- Hormone
- Antiöstrogene wie Aminoglutethimid (Aromatasehemmer)
- Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Ipilimumab, Pembrolizumab, Nivolumab
- Interleukin (IL)-2
- Jodhaltige Kontrastmittel: bei Hypothyreose, egal ob subklinisch oder manifest, stellt Jod-haltiges Kontrastmittel kein Problem dar [Erwähnung an dieser Stelle, da dieses häufig falsch eingeschätzt wird]
- Lithium → Lithium-induzierte Hypothyreose
- Orale Tyrosinkinase-Hemmer (Sunitinib, Imatinib)
- Thalidomid (Contergan)
- Thyreostatika (Carbimazol)
- Zytokine
- Interferon--alpha (IFN-α)