Porphyrien – Operative Therapie

Die Porphyrien sind eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, die durch Defekte in der Häm-Biosynthese gekennzeichnet sind. Bestimmte Formen können zu schwerwiegenden Komplikationen führen, die eine Lebertransplantation (LTx, Verpflanzung einer Spenderleber) als Ultima Ratio (letzte Behandlungsoption) erforderlich machen.

Lebertransplantation bei akuter intermittierender Porphyrie (AIP)

Die akute intermittierende Porphyrie (AIP) ist eine hereditäre (erblich bedingte) Stoffwechselstörung, die auf einem Mangel an hepatischer Porphobilinogen-Desaminase (PBG-D, Enzym der Häm-Synthese in der Leber) beruht. Dieser Enzymdefekt führt zu einem exzessiven Anstieg von Porphobilinogen (PBG) und Delta-Aminolävulinsäure (ALA), was zu wiederkehrenden, potenziell lebensbedrohlichen Attacken mit neurologischen und viszeralen Symptomen (Symptome, die vom Darm ausgehen) führt.

Indikationen für eine Lebertransplantation bei AIP

  • Therapierefraktäre (nicht auf Behandlung ansprechende) akute Porphyrieattacken, trotz maximaler konservativer Therapie mit Hämin-Infusionen und Glukose.
  • Chronische, progrediente (fortschreitende) neurologische Defizite, die mit rezidivierenden Attacken assoziiert sind.
  • Lebensbedrohliche autonome Dysfunktion (Störungen des unbewussten Nervensystems), einschließlich schwerer Bluthochdruckkrisen und paralytischer Ileus (Darmverschluss aufgrund von Lähmung).

Erwartete Vorteile der Lebertransplantation bei AIP

  • Heilung der AIP durch Ersatz der defizienten Leber mit einer gesunden Spenderleber, die funktionstüchtige PBG-D produziert.
  • Normalisierung der Porphyrinvorläufer (PBG, ALA) im Blut, wodurch die Attacken dauerhaft gestoppt werden [1].

Besondere Herausforderungen bei der LTx in der Protoporphyrie

  • Persistenz der Protoporphyrine nach der Transplantation, da die Erkrankung primär erythropoetisch (im Knochenmark) bedingt ist.
  • Erhöhtes Risiko für Leberarterienthrombosen aufgrund der Protoporphyrin-induzierten Gefäßtoxizität.
  • Phototoxizität (Lichtempfindlichkeit) nach der Transplantation, da Protoporphyrine weiterhin systemisch zirkulieren.

Langfristige Strategien nach Transplantation

  • Reduktion der Protoporphyrinspiegel durch Gallensäuren oder Hämin-Infusionen, um das Risiko eines Rezidivs zu minimieren.
  • Photoprotektion (Lichtschutzmaßnahmen), da betroffene Patienten weiterhin empfindlich auf Sonnenlicht reagieren können.
  • Regelmäßige Kontrolle der Eisenhomöostase, da Protoporphyrinakkumulation häufig mit gestörter Eisenverwertung assoziiert ist.

Zusammenfassung der Lebertransplantation bei Porphyrien

Porphyrie-Form Indikationen für LTx Risiken & Herausforderungen Prognose
Akute intermittierende Porphyrie (AIP) Refraktäre Attacken, progrediente neurologische Schäden, autonome Dysfunktion Hohes Risiko für arterielle Thrombosen, lebenslange Immunsuppression Heilung möglich, neurologische Schäden evtl. irreversibel
Protoporphyrie (EPP, sekundäre Porphyrien) Leberzirrhose (Schrumpfleber), schwere Cholestase (Gallestau), Leberversagen Persistierende Protoporphyrine, Thrombosen  

Literatur

  1. Dowman JK, Gunson BK, Mirza DF et al.: Liver transplant for acute intermittent porphyria is complicated by a high rate of hepatic artery thrombosis. Liver Transpl 18: 195-200, 2012. doi: 10.1002/lt.22345