Natriumüberschuss (Hypernatriämie) – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Liegt der Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) eine Erkrankung zugrunde, steht deren Therapie im Vordergrund (kausale Therapie).
  • Rehydratation (Flüssigkeitsausgleich)
  • Korrektur des Natriumhaushaltes 

Therapieempfehlungen

  • Bei einer Hypernatriämie durch Verlust von freiem Wasser ist reichliches Trinken meistens ausreichend.
  • Rehydratation: Bei schwereren Fällen von Dehydratation in Form einer parenteralen Rehydratation (Infusionen) – basierend auf einer Schätzung des Wasserverlustes (folgendes Beispiel: Erwachsener, 70 kg) und anhand von Symptomen ("physiologischen Weg" favorisieren, d. h. enterale Wasserverabreichung ("über den Darm")):
    • nur Durst: 2 Liter ersetzen 
    • zusätzlich trockene Haut/Schleimhäute: 2-4 Liter ersetzen
    • zusätzliche Kreislaufsymptome (am frühesten bei hypotoner Dehydratation) (Puls ↑, Blutdruck ↓, zentraler Venendruck (ZVD) ↓): > 4 Liter ersetzen
    • Cave (Achtung!):
      • Bei Exsikkose ("Austrocknung") keine Plasmaexpander (kolloidale Lösungen, deren osmotischer Druck größer ist als der des Blutplasmas) verabreichen! Sie würden das extravasale Flüssigkeitsdefizit verstärken.
      • Vorsichtige Wassersubstitution bei Herz- oder Niereninsuffizienz (Herz- und Nierenschwäche) → ZVD und Körpergewicht kontrollieren (Lungenödem!)
  • Korrektur des Natriumhaushaltes (Hinweis: chronische Hypernatriämien sollen initial langsam korrigiert werden, akute können zügig behandelt werden; Ausgleichsgeschwindigkeit von maximal 10-12 mmol/l/Tag)
    • Isotone Dehydratation ("Austrocknung")
      • Zufuhr isotonischer bzw. isoionischer Flüssigkeit (z. B. Ringer-Lösung: isotone Elektrolytlösung zur intravenösen Infusion)
    • Hypertone Dehydratation
      • Zufuhr von osmotisch freiem Wasser (5 %ige-Glucoselösung; nach Metabolisierung (Verstoffwechselung) der Glucose bleibt nur freies Wasser über) und Ersatz eines Drittels des Flüssigkeitsdefizit durch isotonische bzw. isoionische Elektrolytflüssigkeit
      • Cave: Bei einer chronischen Hypernatriämie (über einen Zeitraum von mindestens 4 Tagen) hat sich das Gehirn der Hyperosmolalität im extrazellulären Raum angepasst. Eine zu schnelle Korrektur kann zu einer zerebralen Überwässerung mit einem Hirnödem (Hirnschwellung) führen.
        Faustregel: Natriumkonzentration über einen Zeitraum von 48 Stunden um etwa 0,5 mmol/l/Stunde normalisieren.
    • Hypertone Hyperhydratation ("Überwässerung")
      • Bei vorliegender Hypervolämie kommen primär Schleifendiuretika zum Einsatz
  • Bei ausgeprägter Exsikkose ("Austrocknung"): Infusion einer isotonen Elektrolytlösung
  • Bei Vorliegen eines Diabetes insipidus s. u. der gleichnamigen Erkrankung.
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Weitere Hinweise

  • Assoziation zwischen der Geschwindigkeit der Absenkung des Natriumspiegels bei schwerer Hypernatriämie und der Mortalitätsrate (Sterberate): Ein rascher Ausgleich der Hypernatriämie führte dazu, dass die Mortalität bei Erwachsenen innerhalb von 30 Tage deutlich niedriger und der Klinikaufenthalt deutlich kürzer war als bei langsamem Vorgehen (32 Prozent versus 51 Prozent) [1].

Literatur

  1. Feigin E et al.: Rate of Correction and All-Cause Mortality in Patients With Severe Hypernatremia JAMA Netw Open. 2023;6(9):e2335415. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.35415