Natriumüberschuss (Hypernatriämie) – Einleitung
Von einer Hypernatriämie – umgangssprachlich Natriumüberschuss genannt – (Synonyme: hypertone Dehydratation; hypovolämische Hypernatriämie; Salzödem; ICD-10-GM E87.0: Hyperosmolalität und Hypernatriämie) spricht man, wenn bei einem Erwachsenen die Konzentration des Serum-Natriums über einen Wert von 145 mmol/l steigt.
Die physiologische Serum-Osmolarität hängt fast ausschließlich von der Natriumkonzentration ab. Damit geht eine Hypernatriämie mit einer Hyperosmolalität (Hyperosmolarität) einher.
Als Osmolalität wird die Summe der molaren Konzentration aller osmotisch wirkenden Teilchen pro Kilogramm Lösungsmittel bezeichnet. Bei einer Hyperosmolalität (hyperosmolal) liegt eine größere Anzahl gelöster Teilchen pro Kilogramm Flüssigkeit vor als in der Vergleichsflüssigkeit.
Man unterscheidet folgende Formen der Hypernatriämie:
- Hypovolämische Hypernatriämie (= hypertone Dehydratation/"Austrocknung"): zu hohe Natriumkonzentration mit gleichzeitig vermindertem intravasalen Volumen ("in den Gefäßen"); diese entsteht durch erhöhte Flüssigkeitsausscheidung (Urin, Schweiß) oder krankheitsbedingt oder medikamentös
- Hypervolämische Hypernatriämie (= hypertone Hyperhydratation/"Überwässerung"): zu hohe Natriumkonzentration mit gleichzeitig erhöhtem intravasalen Volumen; diese entsteht durch zu hohe Kochsalzzufuhr; alimentär: Meerwasserintoxikation (Trinken von Salzwasser) bzw. iatrogen (z. B. Infusion hypertoner Kochsalz- oder Natriumbicarbonat-Lösung oder natriumhaltige Penicillinsalze)
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) beträgt ca. 5 %.
Auf der Intensivstation gehören Störung des Natriumshaushalts mit einer Prävalenz von ca. 25 % zu den häufigsten Elektrolytstörung (Störung der Elektrolyte (Blutsalze)) und sind mit einem schlechten Patientenoutcome (Therapieergebnis) assoziiert [1].
Verlauf und Prognose: Bei einer Hypernatriämie kommt es zu Flüssigkeitsverschiebungen zwischen dem Extra- und Intrazellulärraum (Extrazellulärraum (EZR) = Intravasalraum (innerhalb der Gefäße liegend) + Extravasalraum (außerhalb der Gefäße liegend); Intrazellulärraum (IZR) = Flüssigkeit, die sich innerhalb der Körperzellen befindet). Dabei wird dem Gehirn Flüssigkeit entzogen, d. h. die Gehirnzellen dehydrieren ("Wasser entzogen"). Es kommt dadurch zuerst zu unspezifischen Symptomen (starker Durst, Schwächegefühl, Müdigkeit, Fieber, Ruhelosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten) und später zu zerebralen Symptomen (klinisches Erscheinungsbild der Hirnerkrankungen) wie Cephalgie (Kopfschmerzen), Krampfanfällen, Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen (Somnolenz/Benommenheit mit abnormer Schläfrigkeit bis zum Koma/schwere tiefe Bewusstlosigkeit, die durch das Fehlen von Reaktionen auf Ansprache gekennzeichnet ist).
Die Behandlung der Hypernatriämie muss, soweit die Ursache eine Krankheit ist, kausal ("ursächlich") behandelt werden. Ansonsten erfolgt die Behandlung symptomatisch, d. h. durch orale oder intravenöse Flüssigkeitszufuhr (z. B. 5%ige Glucoselösung und ein Drittel des Flüssigkeitsdefizit mit isotonischer Elektrolytlösung; siehe dazu unter "Medikamentöse Therapie").
Literatur
- Funk GC, Lindner G, Druml W, Metnitz B, Schwarz C, Bauer P et al.: Incidence and prognosis of dysnatremias present on ICU admission. Intensive Care Med 2010 Feb;36(2):304-11. doi: 10.1007/s00134-009-1692-0. Epub 2009 Oct 22.