Natriummangel (Hyponatriämie) – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Korrektur des Natriumhaushaltes
  • Rehydratation (Flüssigkeitsausgleich), soweit erforderlich

Therapieempfehlungen

  • Soweit eine kausale Ursache vorliegt: Mitbehandlung der verursachenden Erkrankung (z. B. Hypothyreose/Schilddrüsenunterfunktion)
  • Hyponatriämie bei Hypovolämie: Korrektur der Volumendepletion (Wasserverlust) mit NaCl (0,9 %) i. v.
  • Hyponatriämie bei Euvolämie/Normovolämie:
    • leichte klinische Fälle: Flüssigkeitsrestriktion (≤ 1 L/d)
    • symptomatische Hyponatriämie: maximal 3 Boli von 3 %iger NaCl-Lösung, 2 ml/kgKG, bis zur Besserung der Symptomatik 
    • schwere klinische Fälle:
      • hypertone NaCl-Infusionen (3 %); Cave: zu rasche Na-Anhebung (Ziel < 8-12 mmol/L in den ersten 24 h, nicht mehr als 18 mmol/L in 48 h)
      • Notfall (Krampfanfall, gravierende Hirndrucksymptomatik): Bolustherapie, d. h. 1- 2 ml 3%iger NaCl-Lösung (Kochsalzlösung) pro kg/KG pro Stunde für 2-4 Stunden
        Ziel im Notfall: Anhebung des Serumnatriums um 2-4 mmol/l in 2-4 Stunden
        Faustregel: 1 ml/kg KG 3%iger NaCl-Lsg. hebt S-Na um 1 mmol/l
      Beachte: Vorliegen von Erkrankungen (z. B. Hypothyreose/Schilddrüsenunterfunktion etc.) und/oder auslösende Medikamente
  • Hyponatriämie bei Hypervolämie: Therapie der Grundkrankheit; bei schwerer Symptomatik erfolgt zur Akuttherapie die Bolusgabe einer 3 %iger Natriumchlorid(NaCl)-Lösung.
  • SIAD (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion): Vasopressin-V2-Rezeptorantagonisten (Vaptane): Tolvaptan
    Indikationen:
    • chronisches SIAD, wenn andere Therapieansätze ohne Erfolg sind, bzw. Flüssigkeitsrestriktion eine bedeutsame Einschränkung der Lebensqualität beinhaltet
      • Falls die obige Maßnahme nicht wirkt, nicht angezeigt oder nicht umsetzbar ist, können ein Schleifendiuretikum (z. B. Furosemid) plus Kochsalz oder alternativ auch Harnstoff eingesetzt werden:
        In einer retrospektive Fall-Kontrollstudie konnte zeigen werden, dass es unter einer Harnstofftherapie zu einem deutlichen Anstieg der Natriumkonzentration auf ca. 6 mmol/l innerhalb von 4 bis 5 Tagen kommt; dieses ging einher mit einem ebenfalls signifikanten Anstieg der Harnkonzentration, ohne dass es zu einem Anstieg des Serumkreatinins und ohne eines Absinkens der glomerulären Filtrationsrate (GFR) kam [1].
    • akute Fälle, wenn eine Substitution mit 3%iger NaCl-Lösung nachteilig ist (z. B. Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Leberzirrhose/irreversible (nicht umkehrbare) Schädigung der Leber, die mit einem ausgeprägten Umbau des Lebergewebes einhergeht)

Beachte:

  • Falls sich eine Hyponatriämie innerhalb kurzer Zeit (< 48 h) entwickelt hat, kann die Korrektur des Natriumhaushaltes aggressiver erfolgen als bei einer chronischen Hyponatriämie, da die Adaptation des Gehirns an die Hypoosmolarität des Extrazellulärvolumens (ECV) noch nicht abgeschlossen ist. In diesen Fällen liegt im Regelfall eine klinische schwere Symptomatik vor.
  • Eine Hyponatriämie bei asymptomatischen Patienten kann langsam angegangen werden.
  • Bei Gefahr einer osmotischen Demyelinisierung wegen Überkorrektur wird mit 5 %iger Glucoselösung, nachrangig mit Desmopressin. behandelt.

Korrektur von Hyponatriämie (Natriummangel) und Hypernatriämie (Natriumüberschuss)

Formel: Δ [Na+] P = ([Na+] I + [K+] I - S-Na+) / (GKW + 1)

Die Formel beschreibt die Veränderung der Plasmakonzentration von Natrium (Δ [Na+] P) nach Gabe einer Infusionslösung mit einer bestimmten Konzentration von Natrium ([Na+] I ) und Kalium ([K+] I ); alle Konzentrationen sind in mmol/L angegeben, das Gesamtkörperwasser (GKW) in Liter.
Das Gesamtkörperwasser beträgt bei Männern im mittleren Alter 60 %, bei Frauen im mittleren Alter 50 %, bei älteren Männern 50 % und bei älteren Frauen 45 % des Körpergewichtes. Das Extrazellulärvolumen (EZV) trägt zu 40 %, das Intrazellulärvolumen (IZV) zu 60 % zum Gesamtkörperwasser bei.

Literatur

  1. Rondon-Berrios H et al.: Urea for the Treatment of Hyponatremia. CJASN November 2018, 13 (11) 1627-1632; doi: https://doi.org/10.2215/CJN.04020318