Morbus Cushing – Strahlentherapie

Die Protonenbestrahlung der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) ist eine wirksame Behandlungsoption für Patienten mit Morbus Cushing (Überproduktion des Stresshormons Cortisol durch die Hirnanhangsdrüse), wenn eine Operation nicht möglich ist oder das Adenom (gutartiger Tumor) nicht vollständig entfernt werden konnte.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Inoperable ACTH-produzierende Adenome (Tumoren der Hirnanhangsdrüse, die zu viel Corticotropin produzieren) – Wenn die Tumorlokalisation oder der Gesundheitszustand des Patienten eine Operation unmöglich macht.
  • Bleibender oder wiederkehrender Hyperkortisolismus (zu hohe Cortisolwerte im Blut) nach unvollständiger Entfernung des Tumors.
  • Unverträglichkeit gegenüber Medikamenten – Falls Medikamente wie Ketoconazol oder Metyrapon nicht eingenommen werden können.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Starke Ausbreitung des Tumors in benachbarte Strukturen (z. B. Chiasma opticus/Sehnervenkreuzung), wenn die Strahlentherapie das Risiko einer Sehbeeinträchtigung birgt.
  • Schwangerschaft – Strahlenbelastung kann das ungeborene Kind gefährden.
  • Frühere Hochdosisbestrahlung des Kopfes – Erhöhtes Risiko für Gewebeschäden oder Zweittumoren.

Verfahrensbeschreibung

Die Protonentherapie (hochpräzise Strahlentherapie mit geladenen Teilchen) erlaubt eine gezielte Behandlung des Tumorgewebes, ohne umliegende Strukturen wie den Sehnerv oder gesundes Hirngewebe unnötig zu belasten.

Therapiedurchführung

  • Behandlungsplanung: Eine genaue Bildgebung durch Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) hilft bei der präzisen Festlegung der Bestrahlungsregion.
  • Behandlungsablauf:
    • Dosis: Meistens werden 50-54 GyE (Gray-Äquivalent, Maßeinheit für Strahlendosis) verabreicht.
    • Dauer: Die Therapie erfolgt über 4-6 Wochen, mit täglichen Sitzungen.

Erfolgsaussichten und Ansprechraten

  • Langfristige Senkung der Hormonüberproduktion bei 70-80 % der Patienten innerhalb von 5 Jahren.
  • Besserung der Symptome tritt meist erst nach 6-24 Monaten ein, da die Hormonproduktion der Tumorzellen langsam zurückgeht.
  • Geringe Rückfallrate, aber eine regelmäßige Nachkontrolle ist notwendig.

Vergleich mit alternativen Verfahren

Behandlungsmethode Ablauf Vorteile Nachteile
Transsphenoidale Adenomektomie (Chirurgische Entfernung) Tumor wird durch die Nase entfernt Kann zu vollständiger Heilung führen, schnelle Wirkung Risiko für Hormonmangel, nicht immer vollständig entfernbar
Protonenbestrahlung Gezielte Bestrahlung des Tumors Sehr präzise, hohe Erfolgsquote Wirkung setzt verzögert ein, mögliches Risiko für Hormonmangel
Medikamentöse Therapie Hemmung der Cortisolproduktion Wirkt schnell, kein Eingriff nötig Langfristige Nebenwirkungen, keine Heilung des Tumors
Bilaterale Adrenalektomie (Entfernung der Nebennieren) Entfernung beider Nebennieren Cortisolwerte sofort gesenkt Lebenslange Hormonersatztherapie erforderlich

Fazit

Die Protonenbestrahlung ist eine effektive Alternative zur Operation bei Morbus Cushing, insbesondere wenn eine Entfernung des Tumors nicht möglich ist. Da die Wirkung langsam einsetzt, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig. Alternativen sind Medikamente oder eine operative Entfernung der Nebennieren, wobei die beste Behandlungsoption individuell entschieden werden muss.