Metabolisches Syndrom – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Einstellung vorhandener Grunderkrankungen auf optimale Werte
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Alkoholrestriktion (Verzicht auf Alkohol)
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Steigerung der körperlichen Aktivität!
  • Regelmäßige Untersuchungen der Füße und des Schuhwerks (Fußpflege) wg. Risikos eines diabetischen Fußes
  • Ausreichend schlafen! (ideal ist ein Schlafpensum zwischen 6,5 und 7,5 Stunden
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Mobbing
    • Seelische Konflikte
    • Stress
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Nitrosamine (krebserregende Stoffe)
    • Beryllium
    • Blei

Adipositas-Chirurgie/Bariatische Operationen

Bei schwer übergewichtigen Patienten ist ggf. ein Magenbypass (künstlich verkleinerter Magen) im Sinne der metabolischen Chirurgie angezeigt. Nach einer Studie von Schauer et al. haben 42 Prozent der Diabetiker nach der Operation einen normalen HbA1c (Laborparameter zur Bestimmung des Blutzuckers über die vergangenen Tage bzw. Wochen/HbA1c ist sozusagen das "Blutzuckerlangzeitgedächtnis") [2]. In einer weiteren Studie von Mingrone erzielten sogar 75 % der Patienten eine Remission des Diabetes mellitus [3].

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten, da eine Infektion häufig zur Verschlechterung der vorliegenden Erkrankung führen kann:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Pneumokokken-Impfung

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Ernährungsmedizin

  • Diäten ohne ärztliche Betreuung führen fast nie zum gewünschten Ergebnis.
  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse → dauerhafte Umstellung der Ernährung
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • energiereduzierte Mischkost
    • Fastenkuren meiden
    • Nahrung auf 3 Mahlzeiten am Tag verteilen, keine Zwischenmahlzeiten
    • purinarme Ernährung
    • Die Mahlzeiten von Diabetikern sollten 15-20 % Proteine (Eiweiß), 30 % Fette und 50-60 % Kohlenhydrate enthalten.
    • Nahrung mit einer geringen Kaloriendichte (definiert als Kilokalorien pro Gramm) wählen. Am größten ist der Effekt, wenn der Patient zum einen wenig Fett isst – Fett hat die höchste Kaloriendichte (9,3 kcal/g) – und zusätzlich bevorzugt Nahrung mit hohem Wassergehalt konsumieren – also Obst, Gemüse oder fettarme Suppen. Teilnehmer, die sich an diese Diätempfehlungen hielten, hatten nach einem Jahr im Schnitt 7,9 kg abgenommen, Adipöse mit ausschließlich fettarmer Nahrung nur 6,4 kg [1].
    • Aufnahme von Triglyceriden (Neutralfette, Nahrungsfett), enthalten in Butter, Margarine, Öl, Fleisch, Wurst, Milch, Eiern, Nüssen, reduzieren
    • Verzehr von Lebensmitteln mit Monosacchariden (Einfachzucker) und Disacchariden (Zweifachzucker) stark einschränken
    • Zuckeraustauschstoffe (Fructose, Sorbit, Xylit) erhöhen die Triglyzeridbildung und sollten zudem im Rahmen einer Hyperurikämie gemieden werden. Fructosehaltige Getränke führen bei circa 5 % der Patienten zum Anstieg der Harnsäure-Serumspiegel.
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte) – Ballaststoffe sind wichtig für die Bindung und Ausscheidung von Gallensäuren, wodurch der Cholesterinspiegel gesenkt wird
    • Die tägliche Trinkmenge sollte mindestens 2 Liter betragen, damit die Niere zur Harnsäureausscheidung ein ausreichendes Flüssigkeitsangebot hat.
    • Aufnahme von Kochsalz < 6 g/Tag ("mäßig natriumarme Diät")
    • Lakritze wegen blutdrucksteigernder Wirkung nur selten verzehren 
    • langsames und bewusstes Kauen, sodass sich ein Sättigungsgefühl einstellen kann
  • ggf. auch Harnalkalisierung (Nahrungsergänzungsmittel)
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining) → sportliche Aktivität ist eine wichtige Maßnahme zur Gewichtsreduktion und führt dazu, das Gewicht anschließend dauerhaft zu halten. Zudem lassen sich die erhöhten Fettwerte bei einer Hyperlipoproteinämie sowie der Glucose-Serumspiegel (Blutzuckerspiegel) senken und die Insulinempfindlichkeit verbessern.
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Verhaltenstherapie: Zunächst muss wie bei jeder Essstörung der Wille des Betroffenen vorhanden sein, das Übergewicht und damit auch die zahlreichen damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu reduzieren. Dies wird mit Hilfe von Verhaltenstherapie erreicht. Ist dieser Schritt getan, gilt es, die Ernährung sinnvoll umzustellen.
  • Ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Schulungsmaßnahmen

  • In einer Diabetikerschulung wird den Betroffenen vor allem der richtige Umgang mit dem Insulin gezeigt, die Wichtigkeit der Blutzuckerselbstkontrolle und der angepassten Ernährungsweise vermittelt. Weiterhin kann in solchen Gruppen ein gegenseitiger Erfahrungsaustausch stattfinden.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Deutscher Diabetiker Bund e. V., Bundesgeschäftsstelle
    Goethestr. 27, 34119 Kassel
    Tel.: 0 5 61/703 47 70, Fax: 0 5 61/703 47 71, E-Mail: info@diabetikerbund.de, Internet: www.diabetikerbund.de

Literatur 

  1. Ello-Martin JA, Roe LS, Ledikwe JH, Beach AM, Rolls BJ: Dietary energy density in the treatment of obesity: a year-long trial comparing 2 weight-loss diets. Am J Clin Nutr. 2007 Jun;85(6):1465-77.
  2. Schauer PR, Kashyap SR, Wolski K et al.: Bariatric Surgery versus Intensive Medical Therapy in Obese Patients with Diabetes. NEJM 2012; 366: 1567-76
  3. Mingrone G, Panunzi S, De Gaetano A et al.: Bariatric Surgery versus Conventional Medical Therapy for Type 2 Diabetes. NEJM 2012; 366: 1577-85