Metabolisches Syndrom – Symptome – Beschwerden

Multisystemische Manifestationen und Symptome beim metabolischen Syndrom

Hautmanifestationen

Einige Hautmanifestationen können Hinweise für ein beginnendes metabolisches Syndrom liefern und dadurch eine frühzeitige Diagnose und Therapie ermöglichen:

  • Acanthosis nigricans (schmutzigbraune bis -graue Hautveränderungen, meist beidseitig symmetrisch in Achselhöhlen, Gelenkbeugen sowie im Nacken- und Geschlechtsbereich) und multiple weiche Fibrome → Hinweis auf Insulinresistenz (verminderte oder aufgehobene Wirkung des Hormons Insulin) und pathologische Glukosetoleranz (milde Form der Blutzuckererhöhung mit Nüchternwerten von 100-120 mg/dl)
  • Xanthome und Xanthelasmen → Hinweis auf Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung)
  • Mykosen (Pilzerkrankungen: Candida-Infektionen; Tinea) und Pruritus (Juckreiz) (- 40 % der Diabetiker) → Hinweis auf Diabetes mellitus Typ 2
  • Akne und Hirsutismus ( vermehrte Terminalbehaarung (Langhaare) der Frau, gemäß dem männlichen Verteilungsmuster) → Hinweis auf polyzystisches Ovarsyndrom (PCO-Syndrom; Symptomenkomplex, der durch eine hormonelle Funktionsstörung der Ovarien (Eierstöcke) gekennzeichnet ist)

Adipositas

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Adipositas und werden oft zuerst bemerkt:

  • BMI (Body-Mass-Index) > 25: Ein BMI über 25 gilt als Übergewicht, ab > 30 als Adipositas (Fettsucht)
  • Androide Körperfettverteilung (Apfeltyp): Fettansammlung überwiegend abdominal (Bauchbereich); Waist-to-Hip-Ratio (WHR) ≥ 94 cm beim Mann, ≥ 80 cm bei der Frau; bei etwa 60-80 % der Betroffenen

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Adipositas:

  • Frühzeitige Probleme des Bewegungsapparates:
    • Coxarthrose (Hüftarthrose) (bei etwa 40-60 % der Betroffenen)
    • Gonarthrose (Kniearthrose) (bei etwa 40-60 % der Betroffenen)
    • Degenerative Wirbelsäulenbeschwerden: Beobachtet bei ca. 30-50 %, insbesondere bei starkem Übergewicht
  • Hinweise auf eine Schlafapnoe: Charakterisiert durch Schnarchen und Atemaussetzer; tritt bei etwa 40-60 % der Patienten mit Adipositas auf
  • Neigung zu Varikosis (Krampfadern), Thrombosen und Thrombophlebitiden (Venenentzündungen): Bei ca. 30-50 %, durch erhöhte venöse Belastung und Fettverteilung
  • Ödeme (Wassereinlagerungen): Besonders häufig bei stark adipösen Patienten; bei etwa 30-40 % der Fälle

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Vermehrtes Schwitzen nach den Mahlzeiten: Tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf
  • Psychosoziale Auswirkungen: Niedriges Selbstwertgefühl, soziale Isolation oder depressive Verstimmungen; bei ca. 40-60 % der Betroffenen, abhängig von der Schwere der Adipositas
  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Durch gestörte Immunfunktion und chronische Entzündungen; bei etwa 20-40 % der Patienten

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit: Bei etwa 30-50 % der Betroffenen, insbesondere durch Schlafapnoe oder Bewegungsbeschwerden
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine arterielle Hypertonie und werden oft zuerst bemerkt:

  • Kopfschmerzen: Häufig morgens, vor allem im Bereich des Hinterkopfes, bessern sich nach dem Aufstehen; tritt bei ca. 30-50 % der Patienten mit unkontrollierter Hypertonie auf
  • Palpitationen (Herzstolpern): Treten bei etwa 20-40 % der Patienten auf
  • Vertigo (Schwindel): Bei etwa 20-30 % der Betroffenen

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der arteriellen Hypertonie:

  • Nervosität: Tritt bei etwa 20-30 % der Patienten auf
  • Ohrensausen (bei ca. 10-20 %)
  • Visusverschlechterung (abnehmende Sehschärfe): Symptom einer hypertensiven Retinopathie (Netzhautveränderungen durch längeren Bluthochdruck); bei ca. 10-20 % der Patienten
  • Vorübergehende Sehstörungen: Unscharfes oder eingeschränktes Sehen; bei ca. 10-20 % beobachtet
  • Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen): Kann bei hypertensiven Krisen auftreten; bei ca. 10-15 %
  • Transitorische ischämische Attacke (TIA): Neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen, die sich im Gegensatz zum Apoplex (Schlaganfall) innerhalb von 24 Stunden wieder zurückbilden; bei ca. 5-15 %, insbesondere bei starkem oder chronischem Bluthochdruck
  • Epistaxis (Nasenbluten): Besonders bei hypertensiven Krisen; tritt bei ca. 5-10 % der Patienten auf
  • Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit): Selten, aber möglich; bei ca. 5-10 % der Betroffenen

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Zeichen der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder koronaren Herzkrankheit (KHK):
    • Belastungsdyspnoe (Atemnot bei Belastung): Bei etwa 30-50 % der Betroffenen
    • Angina pectoris (plötzliche Brustenge) (bei ca. 10-20 %)
  • Erektile Dysfunktion (Erektionsstörungen): Häufiges Symptom bei Männern mit Hypertonie; bei ca. 30-40 % beschrieben
  • Nykturie (nächtliches Wasserlassen): Tritt bei ca. 20-30 % der Patienten auf

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Leichte Ermüdbarkeit (bei ca. 30-50 %)
  • Schweißausbrüche: Treten bei etwa 10-20 % der Betroffenen auf

Dyslipoproteinämie

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Dyslipoproteinämie und werden oft zuerst bemerkt:

  • Arcus lipoides corneae: Fettablagerungen im Auge, besonders vor dem 50. Lebensjahr bei Männern und 60. Lebensjahr bei Frauen; bei ca. 40-60 % der Patienten mit Dyslipoproteinämie
  • Xanthome der Haut und Sehnen: Erhabene, kleine weißliche Fettablagerungen; typisch bei familiären Dyslipoproteinämien; treten bei etwa 30-50 % der Betroffenen auf
  • Xanthelasmen: Symmetrische gelblich-weiße Ablagerungen an den Augenlidern und inneren Augenwinkeln; bei ca. 20-30 % der Patienten beobachtet

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Dyslipoproteinämie:

  • Angina pectoris ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend): Durch koronare Herzkrankheit ausgelöst; tritt bei ca. 20-40 % der Patienten auf
  • Planare Xanthome: Im Hautniveau liegende Fettablagerungen; typisch für die Handinnenflächen und Kniekehlen; bei etwa 20-30 %
  • Eruptive Xanthome: Aufbrechende Fettablagerungen; häufig bei schweren Formen von Hypertriglyzeridämie; bei ca. 10-20 % der Betroffenen
  • Akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung): Häufig bei stark erhöhten Triglyceridwerten; tritt bei ca. 5-10 % der Patienten mit Dyslipoproteinämie auf

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Steatosis hepatis (Fettleber): Fettablagerungen in der Leber, besonders bei Hyperlipidämie; bei ca. 30-50 % der Betroffenen
  • Stenosen (Verengungen) der peripheren und Halsarterien: Verengungen, die zu Minderperfusion führen; bei ca. 20-30 % der Patienten mit fortgeschrittener Dyslipoproteinämie
  • Claudicatio intermittens ("Schaufensterkrankheit"): Schmerzen in den Beinen durch unzureichende Sauerstoffversorgung bei Arterienverengungen; bei ca. 10-20 % der Betroffenen
  • Neurologische Symptome der Minderperfusion (unzureichende Blutversorgung): Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen durch unzureichende Blutversorgung; häufig bei fortgeschrittener Arteriosklerose; bei ca. 10-20 % der Fälle

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit oder Leistungsminderung: Häufig bei chronischen Stoffwechselstörungen; bei ca. 30-50 % der Betroffenen
  • Leichte Schwellungen oder Rötungen: Können bei eruptiven Xanthomen auftreten

Diabetes mellitus Typ 2

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Diabetes mellitus Typ 2 und werden oft zuerst bemerkt:

  • Polydipsie (vermehrter Durst): Bei etwa 50-70 %, insbesondere bei unbehandeltem Diabetes
  • Polyurie (vermehrtes Wasserlassen): Tritt bei etwa 40-60 % der Patienten auf
  • Gewichtsabnahme: Trotz normaler oder erhöhter Kalorienaufnahme; bei ca. 20-40 % der Betroffenen, häufig in der Frühphase

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines Diabetes mellitus Typ 2:

  • Müdigkeit: Tritt bei ca. 50-70 % der Patienten auf
  • Parästhesien (Missempfindungen) in den Beinen: Typisch für diabetische Neuropathie; bei ca. 40-60 % der Patienten mit längerem Krankheitsverlauf
  • Erektile Dysfunktion (Erektionsstörungen): Tritt bei ca. 30-50 % der Betroffenen auf
  • Verzögerte Wundheilung: Bei ca. 30-50 %; häufig mit Hautinfektionen assoziiert
  • Pruritus (Juckreiz): Besonders an den Genitalien und bei Hautinfektionen; beobachtet bei ca. 30-40 %
  • Sehstörungen: Unscharfes Sehen durch schwankende Blutzuckerwerte; bei etwa 20-30 % der Betroffenen

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Hautinfektionen: Furunkulose (bakterielle Infektion mehrerer Haarbälge gleichzeitig) oder Candidamykose (Pilzinfektion mit dem Pilz Candida albicans); bei ca. 20-40 %, besonders bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten
  • Rezidivierende (wiederkehrende) therapieresistente Infekte: Z. B. Harnwegsinfektionen; treten bei ca. 20-30 % der Patienten auf
  • Schmerzen in den Beinen: Unspezifisch, oft durch diabetische Neuropathie oder Durchblutungsstörungen; bei ca. 20-30 %
  • Balanitis (Eichelentzündung): Häufig bei Männern mit unkontrolliertem Blutzucker; bei ca. 10-20 %
  • Bauchschmerzen (bei etwa 10-20 %) 

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeine Leistungsminderung: Bei etwa 40-60 %
  • Lethargie (Antriebslosigkeit): Bei ca. 30-50 % der Patienten

Hyperurikämie (Gicht)

Akuter Gichtanfall

Der erste Anfall erfolgt vorwiegend nachts. Die Arthritis urica (Harnsäuregicht) ist meist monoartikulär (betrifft nur ein Gelenk). In den folgenden Nächten kann es zu Rezidiven kommen. Des Weiteren ist es möglich, dass mehrere Gelenke nacheinander befallen werden.
Die Arthritis urica ist im Regelfall der Indikator der Gichterkrankungen (Prävalenz in einer Allgemeinpraxis: 1,5 %).

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen akuten Gichtanfall und werden oft zuerst bemerkt:

  • Gelenkbezogene Symptome und Beschwerden:
    • Podagra – heftige Gelenkschmerzen im Großzehengrundgelenk; andere häufig betroffene Gelenke sind das Knie- und das Sprunggelenk
    • Gerötet
    • Überwärmt
    • Stark geschwollen
    • Starke Schmerzen – zumeist abrupt auftretend
    • Starke Berührungsschmerzen
    • Eingeschränkte Funktion

Es treten hiermit die typischen Merkmale einer Inflammation (Entzündung) auf: Rubor (Rötung), Calor (Überwärmung), Tumor (Schwellung), dolor (Schmerz) und Functio laesa (gestörte Funktion des Gewebes, Körperteils oder Organs).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Generelle Abgeschlagenheit: Bei ca. 20-30 % der Betroffenen
  • Ausstrahlung des Schmerzes: Kann auf angrenzende Bereiche übergehen; bei ca. 10-20 % beobachtet
  • Fieber: Kann bei schweren oder ausgedehnten Entzündungen auftreten; bei ca. 10-20 % der Patienten
  • Schüttelfrost: Bei starkem Entzündungsprozess; bei ca. 5-10 %
  • Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute) (selten)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit: Bei begleitender systemischer Entzündungsreaktion; bei ca. 10-20 %
  • Cephalgie (Kopfschmerzen): Bei schwereren systemischen Verläufen möglich (ca. 5-10 %)
  • Emesis (Erbrechen) (selten)

Normalerweise klingt die Symptomatik nach 7-10 Tagen auch ohne Therapie ab und hinterlässt oft Schuppung und Hautjucken über dem betroffenen Gelenk.

Bei Frauen über 65 Jahren sind häufig auch die Fingermittel- und -endgelenke betroffen, seltener tritt hier ein akuter Gichtanfall im Bereich der unteren Extremitäten auf.

Chronische Gicht

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine chronische Gicht und werden oft zuerst bemerkt:

  • Harnsäurekristallablagerungen in Gelenken: Führen zu Entzündungen und Schäden; bei ca. 40-70 % der Betroffenen beobachtet
  • Gelenkdeformationen: Durch chronische Entzündungen und Schäden; bei ca. 30-50 % der Patienten mit fortgeschrittener Gicht
  • Tophi (Gichtknoten aus Harnsäurekristallen): Ablagerungen an Prädilektionsstellen (Körperregionen, an denen die Erkrankung bevorzugt auftritt) wie Ohrknorpel, Augenlider, Nasenflügel, Schleimbeutel und Streckseiten der Ellenbogengelenke; treten bei ca. 30-50 % der Patienten mit unbehandelter chronischer Gicht auf

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der chronischen Gicht:

  • Häufige Schmerzanfälle: Oft mit Entzündungen in den betroffenen Gelenken; treten bei ca. 60-80 % der Patienten auf
  • Nephrolithiasis (Nierensteine): Durch hohe Harnsäurespiegel begünstigt; bei ca. 20-40 % der Betroffenen
  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche): Fortschreitende Einschränkung der Nierenfunktion durch Harnsäurekristalle; bei ca. 20-30 % dokumentiert
  • Bursitis (Schleimbeutelentzündung): Typisch an Stellen mit hoher mechanischer Belastung; bei ca. 10-20 % der Fälle beobachtet

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Einschränkung der Gelenkfunktion: Häufig durch wiederholte Entzündungen und Gelenkschäden; bei ca. 30-50 % der Patienten
  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Besonders im Bereich der Gelenke durch chronische Tophi; bei ca. 10-20 % beschrieben
  • Schwellung der Parotis (Ohrspeicheldrüse) (bei ca. 5-10 %)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Chronische Müdigkeit: Häufig durch anhaltende Schmerzen und Entzündungen; bei ca. 20-30 % der Betroffenen
  • Schwächegefühl: Besonders bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf; bei ca. 10-20 %