Metabolisches Syndrom – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des metabolischen Syndroms dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Hypertonie (Bluthochdruck), koronare Herzkrankheit (KHK; Erkrankung der Herzkranzgefäße), Schlaganfälle oder Herzinfarkte)?
  • Bestehen in Ihrer Familie Fälle von Diabetes mellitus oder einer Insulinresistenz?
  • Sind bei Ihren Angehörigen Fettstoffwechselstörungen bekannt (z. B. erhöhte Triglyzeride, erhöhtes LDL-Cholesterin, erniedrigtes HDL-Cholesterin)?
  • Ist bei Verwandten eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) diagnostiziert worden?
  • Gibt es in Ihrer Familie eine familiäre Häufung von Adipositas (Übergewicht mit erhöhtem Taillenumfang)?
  • Sind Gichtanfälle oder erhöhte Harnsäurewerte in Ihrer Familie bekannt?

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie in Ihrem Beruf körperlich aktiv oder haben Sie eine überwiegend sitzende Tätigkeit?
    • Sind Sie körperlichen Belastungen oder Stress am Arbeitsplatz ausgesetzt?
  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen (z. B. familiäre Konflikte, finanzielle Sorgen, Stress)?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Herz-Kreislauf-Symptome:
    • Sind Ihnen Symptome wie plötzlich aufgetretene Brustenge (Angina pectoris) oder Brustschmerzen aufgefallen?*
    • Strahlen diese Brustschmerzen aus? Wenn ja, wohin?*
    • Treten die Beschwerden in Ruhe oder unter Belastung auf?*
    • Leiden Sie dabei unter Atemnot (Dyspnoe) oder Luftnot?*
    • Haben Sie Herzrhythmusstörungen, wie Herzstolpern (Extrasystolen) oder Herzrasen (Tachykardie)?*
    • Haben Sie Schwellungen oder Wassereinlagerungen in den Beinen? (Ödeme)?
    • Wurde bei Ihnen ein erhöhter Blutdruck (arterielle Hypertonie) festgestellt? Falls ja, wie hoch sind die Werte?
    • Haben Sie in letzter Zeit unerklärliche Gewichtszunahme oder vermehrte Einlagerungen von Fettgewebe am Bauch?
  • Stoffwechselbezogene Symptome:
    • Wurde bei Ihnen bereits ein erhöhter Nüchternblutzucker oder eine gestörte Glukosetoleranz festgestellt?
    • Sind Ihnen erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie, Hypertriglyzeridämie) bekannt?
    • Heilen Wunden bei Ihnen schlechter oder langsamer als üblich?*
    • Haben Sie vermehrten Durst (Polydipsie) oder vermehrtes Wasserlassen (Polyurie)?*
    • Haben Sie eine dunkle Verfärbung der Haut, insbesondere in Hautfalten (z. B. Achseln, Nacken)? (Acanthosis nigricans als Hinweis auf Insulinresistenz)
  • Neurologische Beschwerden:
    • Haben Sie häufig Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsprobleme?
    • Haben Sie ein Kribbeln (Parästhesien) oder Taubheitsgefühl in den Füßen oder Händen bemerkt?*
    • Fühlen Sie eine allgemeine Schwäche oder Muskelschmerzen?
  • Schlafstörungen:
    • Haben Sie Schlafprobleme, wie z. B. Schlafapnoe oder starkes Schnarchen?*
    • Fühlen Sie sich morgens nicht ausgeruht oder haben Sie tagsüber starke Müdigkeit?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Sind Sie übergewichtig? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
  • Haben Sie insbesondere im Bauchbereich zugenommen (abdominelle Adipositas mit erhöhtem Taillenumfang ≥ 94 cm beim Mann, ≥ 80 cm bei der Frau)?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
    • Welche Nahrungsmittel essen Sie häufig?
    • Essen Sie fettreich oder zuckerhaltig?
    • Essen Sie viel Salzhaltiges?
  • Wie viel Flüssigkeit trinken Sie täglich, und welche Getränke bevorzugen Sie?
  • Haben Sie in der Vergangenheit Diäten gemacht? Mit welchem Erfolg?
  • Bewegen Sie sich täglich ausreichend?
  • Treiben Sie regelmäßig Sport? Wenn ja, wie oft und welche Sportarten?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen bei Ihnen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder Adipositas?
    • Wurde bei Ihnen eine nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) diagnostiziert?
    • Wurde eine Osteoporose oder reduzierte Knochendichte festgestellt?
    • Leiden Sie unter Gichtanfällen oder erhöhtem Harnsäurespiegel?
    • Wurde eine Einschränkung der Nierenfunktion oder eine Mikroalbuminurie festgestellt?
  • Operationen:
    • Wurden in der Vergangenheit größere chirurgische Eingriffe durchgeführt?
    • Haben Sie bereits eine bariatrische Operation (z. B. Magenbypass, Schlauchmagen) hinter sich?
  • Allergien:
    • Haben Sie bekannte Allergien, insbesondere gegen Medikamente?
    • Bestehen Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln?

Medikamentenanamnese

Nachfolgende Medikamente steigern den Appetit oder vermindern den Energieverbrauch – erhöhtes Körpergewicht ist die Folge.

  • Antipsychotika (Neuroleptika)
    • Amisulprid, Aripiprazol, Clozapin, Haloperidol, Melperon, Olanzapin (stark), Quetiapin, Risperidon (mäßig), Ziprasidon (gering), Zuclopenthixol
    • Alimemazin, Chlorpromazin (stark), Perphenazin, Promethazin (mittel), Promazin (leicht), Thioridazin, Triflupromazin
  • Hormone
    • Insulin (stark)
    • Cortisol und deren Derivate (stark)
    • Androgene: Testosteron und Androstendion (mittel)
    • Kontrazeptiva: Ethinylöstradiol (gering)
    • Östrogene, außer Ethinylöstradiol (sehr gering)
    • Gestagene (sehr gering)
  • Phasenprophylaktika
    • Lithium, Valproat (stark), Carbamzepin (mäßig), Gabapentin, Lamotrigin, Topiramat (gering)
  • Tri- und heterozyklische Antidepressiva
    • Amitriptylin, Doxepin, Maprotilin, Mirtazapin, Trimipramin (stark), Clomipramin, Imipramin, Nortriptylin, Opipramol, Mianserin (mäßig)
    • Citalopram, Fluoxetin, Flavoxamin, Moclobemid, Sertralin, (gering)
  • Weitere Pharmaka mit adipogener Wirkung
    • Alpha-2-Agonisten (α2-Adrenozeptor-Agonisten) (sehr gering) wie beispielsweise Midodrin
    • Betablocker (gering): Nicht selektive Betablocker (z. B. Carvedilol, Propranolol, Soltalol) [Hemmung der Insulinausschüttung; stärker als die selektiven Betablocker]; Selektive Betablocker (z. B. Atenolol, Bisoprolol, Metoprolol)
    • Glinide (Nateglinid, Repaglinid)
    • Glitazone (Thiazolidindione: Pioglitazon, Rosiglitazon)
    • Sulfonylharnstoffe (mittel) (Glibenclamid, Gliclazid, Glimepirid, Gliquidon, Tolbutamid)
    • Thiazolidindione (gering) wie beispielsweise Rosiglitazon

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.