Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit) hinweisen:

Initial beginnt die Erkrankung uncharakteristisch und entwickelt sich erst nach Überschreitung der Kupferspeicherkapazität schleichend. Die Patienten klagen über vorausgehende Phasen von Abgeschlagenheit, Anorexie (Appetitlosigkeit), Leistungsabfall, Müdigkeit oder unspezifischen Bauchschmerzen.

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf Morbus Wilson und werden oft zuerst bemerkt:

  • Ikterus (Gelbsucht): Ein häufiges Frühzeichen, das bei 40-60 % der Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen auftritt
  • Aszites (Bauchwassersucht): Tritt bei etwa 50 % der Patienten mit Leberzirrhose (Leberschrumpfung) auf

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild bei Morbus Wilson:

  • Bauchschmerzen, unspezifische: Treten bei vielen Patienten auf, oft im Zusammenhang mit Hepatitis oder Leberzirrhose
  • Leberfunktionsstörungen: Bei bis zu 60 % der Betroffenen sind Leberfunktionsstörungen die ersten Symptome der Erkrankung:
    • Asymptomatische Transaminasenerhöhung: Häufig zufällig entdeckt; tritt in vielen Fällen auf; mit/ohne Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung)
    • Chronische Hepatitis (Leberentzündung) mit Steatosis hepatis (Fettleber): mit/ohne Ikterus (Gelbsucht)
    • Leberzirrhose: Tritt bei etwa 20-30 % der Patienten mit chronischer Hepatitis auf; mit/ohne Aszites; ggf. Varizenblutung bei portaler Hypertension (Lungenhochdruck)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Cholelithiasis (Gallensteine): Tritt bei etwa 10-15 % der Patienten auf, besonders bei solchen mit Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen)
  • Akutes Leberversagen (ALV): Eine seltene, aber schwere Komplikation, mit/ohne Coombs-negative Hämolyse mit/ohne Nierenversagen
  • Hepatozelluläres Karzinom (HCC): Sehr selten; tritt bei weniger als 5 % der Patienten mit chronischer Leberzirrhose auf

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • In der Schwangerschaft: HELLP-ähnliches Syndrom: Tritt selten auf, ist aber eine ernste Komplikation (s. u. Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen)

Bei bis zu 60 % der Betroffenen bilden Leberfunktionsstörungen die ersten Symptome.

Organbeteiligungen von A-Z

Augensymptome

  • Hemeralopie (Nachtblindheit; Einschränkung der Sehfähigkeit bei Dämmerlicht)
  • Kayser-Fleischer-Kornealring (pathognomonischer Ring; für die Krankheit kennzeichnend) ‒ goldbraun-grünliche Verfärbung am Kornealrand durch ringförmige Kupferablagerung an der Grenze zwischen Horn- und Lederhaut; tritt bei circa 90 % der Patienten mit neurologischen Symptomen auf
  • Sonnenblumenkatarakt ‒ Form des grauen Stars

Gastrointestinale Symptome (Magen-Darm-Trakt)

  • Bauchschmerzen, unspezifische
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)

Hämatologische Symptome (Blut und blutbildende Organe)

  • Anämie (Blutarmut) (unklare)
  • Leukozytopenie (gegenüber der Norm verminderte Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut)
  • Thrombozytopenie (gegenüber der Norm verminderte Anzahl von Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut)
  • Coombs-negative Hämolyse (Auflösung von Erythrozyten durch Zerstörung der Zellmembran mit Übertritt von Hämoglobin in das Plasma)

Haut- bzw. Nägelsymptome

  • Acanthosis nigrans ‒ Hauterkrankung, die durch eine flächige Hyperpigmentierung und Hyperkeratose – vorzugsweise der Leisten und Achselregion – gekennzeichnet ist
  • Hyperpigmentation
  • Nagelsymptome: Azurblaue Lunulae (Nagelmond; Basis des Nagelbettes)
  • Spider-Nävi (Lebersternchen)

Hormonale Symptome

  • Abort (Fehlgeburt)
  • Amenorrhoe ‒ Ausbleiben der Regelblutung
  • Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion)
  • Infertilität
  • Pubertas tarda – verzögerte oder auch völlig fehlende Entwicklung der Pubertät
  • Testikuläre Dysfunktion ‒ Hormonproduktionsstörungen in den Hoden

Kardiale Symptome

  • EKG-Veränderungen, nicht näher bezeichnet
  • Herzrhythmusstörungen, nicht näher bezeichnet
  • Kardiomyopathie ‒ Herzmuskelerkrankungen, die zur eingeschränkten Herzfunktion führen

Leberbezogene Symptome

  • Bei bis zu 60 % der Betroffenen bilden Leberfunktionsstörungen die ersten Symptome (s. o.)

Muskuloskletale Symptome

  • Arthralgie (Gelenkschmerzen)
  • Knochenschmerzen
  • Muskelschwäche
  • Osteomalazie – Störung des Knochenstoffwechsels beim Erwachsenen, die zu einer Demineralisation und damit Erweichung der Knochen führt
  • Rachitis – Störung des Knochenstoffwechsels beim Kind in der Wachstumsphase, die zu einer ausgeprägten Demineralisation des Knochen und Skelettveränderungen durch Verzögerung des Knochenwachstums führt

Nephrologische Symptome

  • Nierenfunktionsstörungen wie Hyperphosphaturie (vermehrte Phosphatausscheidung über die Niere), Hypercalciurie (vermehrte Ausscheidung von Calcium im Urin), Glukosurie (vermehrte Ausscheidung von Glucose (Traubenzucker) im Urin), Kaliumverlust, Proteinurie (vermehrte Ausscheidung von Eiweiß im Urin), Peptidurie
  • Urolithiasis (Harnsteinleiden)

Neurologische Symptome

  • Akinetisch-rigides Syndrom* – Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) bzw. Bewegungsarmut (Akinese); vermehrten Muskeltonus, der sich bei passiven Bewegungen einer Extremität als erhöhter Widerstand bemerkbar macht (Rigidität)
  • Ataxie (Gangstörungen)
  • Depression
  • Dysarthrie (Sprechstörung)
  • Dysphagie (Schluckstörung)
  • Dystonie* – Vorhandensein anhaltender oder zeitweise auftretender unwillkürlicher Muskelanspannungen
  • Epileptische Anfälle
  • Feinmotorikstörungen
  • Hypersalivation (Synonyme: Sialorrhö, Sialorrhoe oder Ptyalismus) – vermehrter Speichelfluss
  • Hypomimie ‒ Bewegungsminderung der Gesichtmuskeln
  • Koordinationsstörungen
  • Parkinson-ähnliche Symptome
  • Schreibstörungen
  • Spastik und Beugekontrakturen
  • Tremor* (Zittern) (hier: Flattertremor; Flügelschlagtremor): Der Flügelschlagtremor wird als solcher bezeichnet, da der Tremor bei gebeugten Händen und Armen mit steigender Amplitude an den Flügelschlag eines Vogels erinnert (engl. "Wing-beating-Tremor").

*Neurologische Symptome, die dem Morbus Parkinson ähneln

Psychische und kognitive Störungen

  • Kognitiver Leistungsabfall
  • Konzentrationsstörung
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Psychose
  • Soziale Störungen
  • Verhaltensstörung

Initialsymptome (5. Lebensjahr – Kindesalter)

Augensymptome

  • Diskreter/unvollständiger Kayser-Fleischer-Kornealring – goldbraun-grünliche Verfärbung am Kornealrand durch ringförmige Kupferablagerung  an der Grenze zwischen Horn- und Lederhaut (Sklera); tritt bei circa 90 % der Patienten mit neurologischen Symptomen auf

Hämatologische Symptome (Blut und blutbildende Organe)

  • Anämie (Blutarmut) (unklare)
  • Leukozytopenie (gegenüber der Norm verminderte Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut)
  • Thrombozytopenie (gegenüber der Norm verminderte Anzahl von Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut)
  • Coombs-negative Hämolyse (Auflösung von Erythrozyten durch Zerstörung der Zellmembran mit Übertritt von Hämoglobin in das Plasma)

Lebersymptome

  • Asymptomatische Störungen bzw. geringe biochemische Störungen (Transaminasen ↑; Bilirubin ↑) mit/ohne Hepatosplenomegalie (Leber-und Milzvergrößerung)
  • Virusnegative akute Hepatitis (Leberentzündung) mit/ohne Ikterus (Gelbsucht)
  • Ikterische Schübe
  • Hepatosplenomegalie
  • Akutes Leberversagen (ALV)

Psychische und kognitive Störungen

  • Konzentrationsstörung