Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) – Operative Therapie
Die Lebertransplantation (LTx) ist bei Morbus Wilson ein lebensrettendes Verfahren, wenn die Erkrankung trotz konservativer Therapie fortschreitet oder akut lebensbedrohliche Zustände auftreten. Die wichtigsten Indikationen umfassen:
Indikationen (Anwendungsgebiete)
1. Fulminantes Leberversagen
- Akute, massive Leberzellnekrose (Untergang von Leberzellen) aufgrund einer Kupferüberladung, gekennzeichnet durch:
- Schwere Koagulopathie (Blutgerinnungsstörung) – INR (International Normalized Ratio, standardisierter Laborwert zur Beurteilung der Blutgerinnung) > 2,0 trotz Vitamin-K-Substitution.
- Hepatische Enzephalopathie (Leberbedingte Gehirnerkrankung) – Zeichen einer fortgeschrittenen Hirnbeteiligung.
- Hyperbilirubinämie (Erhöhte Bilirubinkonzentration im Blut) – Deutliche Bilirubinerhöhung (> 20 mg/dl).
- Zusätzliche Kriterien – Nachweis stark erniedrigter Ceruloplasminspiegel (Transportprotein für Kupfer) (< 0,1 g/l) und erhöhte Kupferkonzentrationen im Urin oder Serum.
2. Dekompensierte Leberzirrhose (Schrumpfleber)
- Irreversible Leberschäden mit Symptomen einer portalen Hypertension (PH; Pfortaderhochdruck) und Organinsuffizienz (Organversagen):
- Aszites (Bauchwassersucht) – Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum trotz maximaler medikamentöser Therapie.
- Ösophagusvarizenblutung (Blutung aus erweiterten Speiseröhrenvenen) – Lebensbedrohliche Blutungen, die nicht kontrollierbar sind.
- Hepatische Enzephalopathie (Leberbedingte Gehirnerkrankung) – Rezidivierende oder persistierende neuropsychiatrische Symptome.
- Child-Pugh-Klasse C (Klassifikation des Schweregrads der Lebererkrankung) – Endstadium der Leberinsuffizienz (Funktionsstörung der Leber) mit schlechter Prognose.
3. Ausgeprägte neurologische Symptomatik
- Schwere, therapieresistente neurologische Manifestationen, die trotz medikamentöser Kupferchelation (Kupferbindung und -ausscheidung mit Medikamenten wie D-Penicillamin, Trientin) und Zinktherapie progredient verlaufen:
- Dystonie (Bewegungsstörung mit Muskelkrämpfen) – Schwere motorische Einschränkungen.
- Tremor (Muskelzittern) und Dysarthrie (Sprechstörung) – Hochgradige Beeinträchtigung der Lebensqualität.
- Kognitive Defizite (Einschränkungen der Denk- und Gedächtnisleistung) – Fortgeschrittene Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten.
4. Weitere mögliche Indikationen
- Therapieresistenz – Versagen der konservativen Therapie trotz optimaler Kupferchelation und Zinksubstitution (medikamentöse Kupferausscheidung durch Zinkergänzung).
- Leberkarzinom (Leberkrebs) – Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (Leberzellkarzinom) bei fortgeschrittener Leberzirrhose.
- Schwerer Mangel an Leberproteinen (Eiweißen) – Hypalbuminämie (niedriger Albuminspiegel im Blut) und Gerinnungsstörungen, die auf eine Leberfunktionsstörung hinweisen.
Ergänzende Überlegungen zur LTx
- Die Lebertransplantation beseitigt die Ursache der Kupferüberladung, da die transplantierte Leber die normale Kupferhomöostase (Kupferregulation im Körper) wiederherstellt.
- Nach der Transplantation ist eine lebenslange immunsuppressive Therapie (Therapie zur Unterdrückung des Immunsystems) erforderlich.
- Prognose: Bei rechtzeitiger LTx gute Überlebensraten und Verbesserung der Lebensqualität, auch bei neurologischer Beteiligung.