Kaliumüberschuss (Hyperkaliämie) – Prävention

Zur Prävention einer Hyperkaliäme (Kaliumüberschuss) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung

    • Fasten – Eine verringerte Kalorienaufnahme kann zu einer Verschiebung des Kaliumhaushalts führen, insbesondere bei vorbestehenden metabolischen Störungen.
    • Vermehrte Zufuhr von Kalium – Eine Hyperkaliämie durch vermehrte Zufuhr von Kalium mit der Nahrung tritt nur bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion auf (häufigste Ursache einer Hyperkaliämie).

Medikamente

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) – Hemmen die renale Ausscheidung von Kalium.
  • Kaliumsparende Diuretika – Führen zu einer verminderten Ausscheidung von Kalium über die Nieren.
  • RAAS-Hemmer (ACE-Hemmer, AT1-Blocker, Aldosteronantagonisten) – Erhöhen die Kaliumspiegel durch Hemmung der Renin-Angiotensin-Aldosteron-Achse, insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Medikamentenmanagement: 

  • Leitlinien empfehlen ein Absetzen oder die Anpassung von Medikamenten mit pharmakologischer RAAS-Hemmung bei Kaliumwerten von 5-6 mmol/l. Nachfolgend Empfehlungen zur RAAS-Inhibitoren (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System-Hemmer) bei Hyperkaliämie:

Nachfolgend Empfehlungen zur RAAS-Inhibitoren (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System-Hemmer) bei Hyperkaliämie:

Leitlinien Kalium (mmol/l) Empfehlungen zu RAAS-Inhibitoren
European Society of Hypertension (ESH)/European Society of Cardiology (ESC), Hypertonieleitlinie [1]  - ACE-Hemmer, AT1-Blocker, Aldosteronantagonisten bei Hyperkaliämie kontraindiziert
Kidney Disease Outcomes Quality Initiative (KDOQI) [2] > 5 Dosisreduktion des ACE-Hemmers/AT1-Blockers um 50 %; absetzen, wenn die Konzentration nach 2 Wochen immer noch > 5 mmol/l liegt
  > 5,5 ACE-Hemmer/AT1-Blocker sollten nicht oder nur mit Vorsicht verwendet werden
American College of Cardiology Foundation (ACCF)/American Heart Association (AHA) [3] > 5,5  Dosisreduktion oder Absetzen von ACE-Hemmern, AT1-Blockern, Aldosteronantagonisten

Legende

  • ACE (Angiotensin-converting enzyme)
  • AT 1-Blocker (Angiotensin-II-Rezeptor-Typ-1-Blocker)

Beachte: Das Absetzen von RAAS-Inhibitoren sollte sich insbesondere bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und Herzinsuffizienz (Herzschwäche) an diesen Leitlinien orientieren, da diese Patientengruppen besonders von der Therapie profitieren. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz führt die RAAS-Inhibition zur Verlangsamung der Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) und einem sekundären Nierenschaden. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz reduziert die RAAS-Inhibition die profibrotischen Umbaumechanismen des Myokards (Herzmuskel) und verringert die Myokardhypertrophie (Herzmuskelvergrößerung). Diese Klientel erfährt dadurch eine deutliche Senkung der Mortalität (Sterberate).

  • Ernährungsanpassung
    • Kaliumarme Ernährung – Besondere Empfehlung für Risikopatienten (z. B. Niereninsuffizienz) mit Fokus auf eine kaliumreduzierte Diät durch Vermeidung von stark kaliumhaltigen Lebensmitteln wie Trockenfrüchten, Avocados, Kartoffeln und Nüssen.
    • Mikronährstoffergänzung – Ergänzung von Natrium und anderen Elektrolyten zur Stabilisierung des Elektrolythaushalts.
  • Hydrationsstatus
    • Vermeidung exzessiver Flüssigkeitsretention – Überwachung des Flüssigkeitshaushalts, insbesondere bei Patienten mit Herz- oder Niereninsuffizienz, um eine reduzierte renale Kaliumausscheidung zu verhindern.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühzeitig Anzeichen einer Hyperkaliämie zu erkennen und zu behandeln.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige Kontrolle der Serum-Kaliumwerte bei Patienten mit Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz oder RAAS-Inhibition.
    • Überwachung von Symptomen wie Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Parästhesien (Missempfindungen).
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Anpassung der Ernährung zur Reduktion der Kaliumaufnahme (z. B. Vermeidung von kaliumreichen Lebensmitteln wie Bananen, Orangen, Tomaten).
    • Einsatz von Kaliumbindern (z. B. Patiromer oder Natrium-Zirkoniumzyklosilikat) zur Senkung des Serumkaliums.
    • Anpassung der Medikation (z. B. Dosisreduktion oder Absetzen kaliumerhöhender Medikamente).

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die Vermeidung von Komplikationen und die Langzeitbetreuung bei chronischer oder rezidivierender Hyperkaliämie.

  • Langzeittherapie
    • Regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Ernährung und Medikation bei Risikopatienten.
    • Aufklärung der Patienten über Symptome und Auslöser einer Hyperkaliämie.
  • Rehabilitation
    • Förderung eines gesunden Lebensstils mit angepasster Ernährung und Flüssigkeitszufuhr.
    • Nachsorge bei Patienten, die eine schwere Hyperkaliämie durchlebt haben, um Rückfälle zu vermeiden.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Schulung und Beratung von Patienten und Angehörigen zur Umsetzung von Änderungen im Lebensstil.
    • Unterstützung bei der Einhaltung therapeutischer Maßnahmen und regelmäßiger Kontrolluntersuchungen.

Literatur

  1. ESH/ESC Task Force for the Management of Arterial Hypertension (2013) 2013 Practice guidelines for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension (ESH) and the European Society of Cardiology (ESC): ESH/ESC Task Force for the Management of Arterial Hypertension. J Hypertens 31(10):1925-1938
  2. Kidney Disease Outcomes Quality Initiative (KDOQI). VA/DoD Clinical Practice Guideline
  3. Yancy CW, Jessup M, Bozkurt B et al (2013) 2013 ACCF/AHA guideline for the management of heart failure: executive summary: a report of the American College of Cardiology