Isolierte HDL-Erniedrigung (Hypercholesterinämie) – Folgeerkrankungen

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine Hyperlipoproteinämie (hier: isolierte HDL-Erhöhung) wg. Endpunkt "Atherosklerose" (Arteriosklerose /Arterienverkalkung) mit bedingt sein können:

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Sehstörungen 

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Chronische Wunde (schlecht heilende Wunden)

Herzkreislaufsystem* (I00-I99)

  • Aneurysma (Gefäßausweitungen)
  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Atherosklerose (Arterienverkalkung)
  • Herzklappenerkrankungen
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Koronare Herzkrankheit (KHK, Verengung oder Verschluss von Herzkranzgefäßen/Herz-versorgende Gefäße), frühzeitige – die HDL-Cholesterinkonzentration ist invers (umgekehrt) mit dem Risiko für KHK assoziiert  (s. u. Prognosefaktoren)
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – fortschreitende Verengung bzw. Verschluss der die Arme/ (häufiger) Beine versorgenden Arterien, meist aufgrund von Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Leberfibrose – bindegewebiger Umbau der Leber mit Funktionseinschränkung
  • Portale Hypertonie (portale Hypertension; Pfortaderhochdruck) – durch die Leberfibrose bedingter Pfortaderhochdruck

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Mesenterialinfarkt – Verschluss der den Darm versorgenden Gefäße mit Nekrose (Absterben) des betroffenen Abschnittes

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Morbus Alzheimer – es wird ein Zusammenhang zwischen dem Apolipoprotein E und der Entstehung dieser derzeit nicht-heilbaren Erkrankung vermutet
  • PRIND (prolonged ischaemic neurological deficit) (auf deutsch: prolongierte-ischämisch-neurologische Defizite)
  • Transitorische ischämische Attacke (TIA) – plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu neurologische Störungen führt, die sich innerhalb von 24 Stunden zurückbilden

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • Urolithiasis (Harnsteine) – bei Patienten mit erniedrigtem HDL-Spiegel (je nach Studie < 40 bzw. 45 mg/dl bei Männern und < 50 bzw. 60 mg/dl bei Frauen) (ca. 17 %) [4]

*Bislang wird dem HDL-Cholesterin eine protektive kardiovaskuläre Wirkung nachgesagt. Epidemiologische Studien erbrachten hierfür zahlreiche Hinweise.
Jetzt stellt eine Mendel-Randomisierung-Studie die Grundlage für die protektive Wirkung von HDL-Cholesterin infrage. Die Forschungsgruppe [3] überprüfte, ob eine Genvariante, die das HDL-Cholesterin ansteigen lässt, mit einem niedrigen Myokardinfarktrisiko (Herzinfarktrisiko) einhergeht. Das Ergebnis war negativ, die Träger mit der Genvariante erlitten nicht häufiger und nicht seltener als andere Personen einen Herzinfarkt!

Prognosefaktoren

  • Der Zusammenhang zwischen HDL‑Cholesterin (HDL-C) und dem Risiko einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) ist nicht linear; ab einem HDL‑C von etwa 60 mg/dl (1,5 mmol/l) ist keine weitere Verbesserung der Prognose mehr zu erkennen [1].
  • Studien zeigen, dass sehr hohe Konzentrationen des HDL‑C wieder mit einer Zunahme des KHK-Risikos einhergehen können [2].
  • HDL-Werte und Mortalitätsrisiko (Sterberisiko): In einer norwegischen Analyse von drei Kohortenstudien zeigte sich, dass die Mortalität bei HDL-Serumwerten von 50-70 mg/dl ist am geringsten ist, darunter oder darüber steigt sie an (U-Kurve). Des Weiteren konnte beobachtet werden, dass bei niedrigen HDL-Werten vermehrt kardiovaskuläre Todesursachen auftraten, Alkohol-assistierte Todesursachen wurden bei hohen HDL-Werten beobachtet [5].
    Einschränkung: HDL-Bestimmung nur zu Studienbeginn; keine Anamnese (Krankengeschichte) zum Alkoholkonsum.

Literatur

  1. Di Angelantonio E, Sarwar N, Perry P et al.: Major lipids, apolipoproteins, and risk of vascular disease. JAMA 2009 Nov 11;302(18):1993-2000. doi: 10.1001/jama.2009.1619.
  2. van der Steeg WA, Holme I, Boekholdt SM et al.: High-density lipoprotein cholesterol, high-density lipoprotein particle size, and apolipoprotein A‑I: significance for cardiovascular risk: the IDEAL and EPIC-Norfolk studies. J Am Coll Cardiol 2008 Feb 12;51(6):634-42. doi: 10.1016/j.jacc.2007.09.060.
  3. Voight BF et al.: Plasma HDL cholesterol and risk of myocardial infarction: a mendelian randomisation study. Lancet, Early Online Publication, 17 May 2012 doi:10.1016/S0140-6736(12)60312-2
  4. Besiroglu H et al.: Association between blood lipid profile and urolithiasis: A systematic review and meta‐analysis of observational studies. Int J Urol. 2019 Jan;26(1):7-17. doi: 10.1111/iju.13781. Epub 2018 Aug 27.
  5. Mørland JG et al.: Associations between serum high-density lipoprotein cholesterol levels and cause-specific mortality in a general population of 345 000 men and women aged 20–79 years. Int J Epidemiol 2023; https://doi.org/10.1093/ije/dyad011