Reine LDL-Erhöhung (Hypercholesterinämie) – Prävention

Zur Prävention der Hypercholesterinämie mit LDL-Erhöhung muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Chronische Überernährung – Führt langfristig zu einer Erhöhung des LDL-Cholesterinspiegels.
    • Hohe Kalorienaufnahme – Unterstützt die Entwicklung von Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen.
    • Hohe Aufnahme gesättigter Fettsäuren, Cholesterin und Trans-Fettsäuren – Trans-Fettsäuren (10-20 g/Tag), wie sie in Backwaren, Chips, Fast-Food-Produkten, Fertiggerichten und frittierten Speisen vorkommen, erhöhen LDL-Cholesterin signifikant [2, 3].
    • Hoher Zuckerkonsum – Verstärkt die Lipogenese (Fettsynthese) und kann den Cholesterinspiegel negativ beeinflussen.
    • Zu geringer Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren – Diese Fettsäuren fördern den HDL-Spiegel und wirken LDL-senkend.
    • Ballaststoffarme Ernährung – Ballaststoffe binden Cholesterin im Darm und senken so den LDL-Spiegel.
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an Mikronährstoffen wie Vitamin E, C und Magnesium kann die Lipidregulation beeinträchtigen.
  • Genussmittelkonsum
    • Kaffee
      • Aufgebrühter, ungefilterter Kaffee (z. B. Pressstempelkannen-Kaffee) erhöht LDL-Cholesterin aufgrund der Diterpene Cafestol und Kahweol [6, 7].
      • 3-5 Tassen Espresso pro Tag oder mehr als 6 Tassen Filterkaffee täglich führen ebenfalls zu einer signifikanten LDL-Erhöhung.
      • Löslicher Kaffee hat keinen Einfluss auf den Cholesterinspiegel.
    • Alkohol – Konsum oberhalb von 20 g/Tag bei Frauen bzw. 30 g/Tag bei Männern kann den Fettstoffwechsel negativ beeinflussen.
    • Tabak (Rauchen) – Verstärkt die LDL-Oxidation und erhöht das Risiko für atherogene Veränderungen.
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel – Reduziert die Aktivität der Lipoproteinlipase, was die LDL-Konzentration im Blut erhöht.
  • Psycho-soziale Faktoren
    • Schlafmangel – Schlafrestriktion kann den Cholesterinstoffwechsel negativ beeinflussen [1].
    • Stress – Führt zu einer Überaktivierung der Stresshormone und kann den Fettstoffwechsel stören.
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
    • Im Rahmen der DYSIS-Studie konnte kein direkter Zusammenhang zwischen BMI und LDL-Cholesterin gefunden werden, jedoch sind Adipositas und Dyslipidämie häufig assoziiert [4].

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Vergiftung mit Nicotinsäure (Niacin) – Kann zu Störungen im Fettstoffwechsel führen.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung
    • Reduktion von Trans- und gesättigten Fettsäuren – Transfette durch einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren ersetzen.
    • Erhöhung der Ballaststoffzufuhr – Regelmäßiger Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten senkt den LDL-Spiegel.
    • Regelmäßiger Verzehr von Nüssen – Walnüsse (43 g/Tag) senken das LDL-Cholesterin um rund 5 % [5].
  • Körperliche Aktivität
    • Regelmäßige Bewegung – 150 Minuten moderate Ausdaueraktivität pro Woche verbessern den Lipidstoffwechsel.
    • Krafttraining – Unterstützt zusätzlich die LDL-Senkung und fördert den HDL-Anstieg.
  • Lebensstilinterventionen
    • Rauchverzicht – Verhindert die oxidative Modifikation von LDL und reduziert atherogene Risiken.
    • Moderater Alkoholkonsum – Begrenzung auf maximal ein alkoholisches Getränk pro Tag kann den HDL-Spiegel unterstützen.
    • Stressmanagement – Achtsamkeit und Entspannungsübungen wie Yoga reduzieren Stress-induzierte Lipidstörungen.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühe Anzeichen einer Hypercholesterinämie zu erkennen und gezielt zu behandeln.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige Kontrolle des LDL- und HDL-Spiegels sowie der Triglyceride.
    • Lipidprofile als Teil der kardiovaskulären Risikobewertung.
  • Therapeutische Maßnahmen
    • Ernährungsberatung – Anpassung der Diät zur Reduktion gesättigter Fette und Erhöhung ungesättigter Fettsäuren.
    • Pharmakotherapie – Einsatz von Statinen oder anderen lipidsenkenden Medikamenten bei persistierenden hohen LDL-Werten.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die Vermeidung von Komplikationen wie Atherosklerose und die Verbesserung der Lebensqualität.

  • Langzeittherapie
    • Regelmäßige Anpassung der lipidsenkenden Therapie in Abhängigkeit von den Cholesterinwerten und dem individuellen Risikoprofil.
    • Kontrolle und Behandlung von Folgeerkrankungen wie KHK oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit.
  • Rehabilitation
    • Schulungen zu Ernährung und Bewegung als langfristige Strategie zur Risikoreduktion.
    • Individuelle Trainingsprogramme zur Gewichtsreduktion und Verbesserung des Fettstoffwechsels.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Beratung bei psychosozialen Belastungen und Motivation zur Therapieadhärenz.
    • Förderung eines gesunden Lebensstils in Selbsthilfegruppen.

Literatur

  1. Aho V et al.: Prolonged sleep restriction induces changes in pathways involved in cholesterol metabolism and inflammatory responses. doi:10.1038/srep24828
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Stellungnahme Nr. 015/2006 des BfR vom 30. Januar 2006
  3. Hahn A, Ströhle A, Wolters M: Ernährung – Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2006
  4. Lautsch et al.: Do blood lipids correlate to body mass index? Findings from 52.916 statin treated patients. ESC 2016 Abstract 
  5. Bamberger C et al.: A Walnut-Enriched Diet Reduces Lipids in Healthy Caucasian Subjects, Independent of Recommended Macronutrient Replacement and Time Point of Consumption: a Prospective, Randomized, Controlled Trial. Nutrients 2017, 9(10), 1097; doi:10.3390/nu9101097
  6. Poole R et al.: Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. BMJ 2017; 359. doi.org/10.1136/bmj.j5024
  7. Svatun AL, Løchen ML, Thelle DS, Wilsgaard T: Association between espresso coffee and serum total cholesterol: the Tromsø Study 2015-2016. Open Heart. 2022 Apr;9(1):e001946. doi: 10.1136/openhrt-2021-001946.

Leitlinien

  1. Visseren FLJ ez al.: 2021 ESC Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice: Developed by the Task Force for cardiovascular disease prevention in clinical practice with representatives of the European Society of Cardiology and 12 medical societies With the special contribution of the European Association of Preventive Cardiology (EAPC). European Heart Journal August 2021. doi.org/10.1093/eurheartj/ehab484