Reine LDL-Erhöhung (Hypercholesterinämie) – Operative Therapie

Die operative Therapie spielt bei der Behandlung einer reinen LDL-Erhöhung (Hypercholesterinämie) aufgrund der Effektivität moderner Pharmakotherapie nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie kann jedoch in bestimmten Ausnahmefällen, insbesondere bei schweren Formen wie der homozygoten familiären Hypercholesterinämie, eine Option sein.

1. Lebertransplantation (LTx)

  • Indikation:
    • Homozygote familiäre Hypercholesterinämie: Genetischer Defekt der LDL-Rezeptoren, der auf keine medikamentöse oder apheretische Therapie anspricht.
  • Wirkung:
    • LDL-Senkung um bis zu 80 % durch den Einbau funktionierender LDL-Rezeptoren in der transplantierten Leber.
  • Einschränkung:
    • Aufgrund der hohen Invasivität und Risiken (Transplantationskomplikationen, Immunsuppression) wird diese Therapie nur in seltenen Ausnahmefällen durchgeführt.

2. Partieller Ileum-Bypass

  • Beschreibung:
    • Ausschaltung von etwa 15 % des terminalen Ileums (unterer Dünndarmabschnitt) durch operative Überbrückung (Bypass).
    • Führt zu einer verminderten Rückresorption von Gallensäuren, was die hepatische LDL-Cholesterin-Synthese hemmt.
  • Wirkung:
    • LDL-Senkung um 25–38 %.
  • Einschränkung:
    • Nebenwirkungen wie Malabsorption von Fetten, Gallensäureverlustsyndrom, Durchfälle und Steatorrhoe (Fettstühle) begrenzen die Anwendbarkeit.
    • Heutzutage durch moderne lipidsenkende Pharmakotherapien ersetzt.

3. Portokavaler Shunt (PSS)

  • Beschreibung:
    • Schaffung einer Gefäßverbindung zwischen dem Pfortadersystem (Blutfluss von Darm, Magen und Milz zur Leber) und der Vena cava inferior (untere Hohlvene).
    • Umgehung des hepatischen Stoffwechsels, wodurch die LDL-Synthese reduziert wird.
  • Wirkung:
    • LDL-Senkung um bis zu 25 %.
  • Einschränkung:
    • Hohe Invasivität und das Risiko für schwerwiegende Komplikationen (z. B. hepatische Enzephalopathie).
    • Wie der Ileum-Bypass wird dieses Verfahren heute nicht mehr routinemäßig eingesetzt.

Hinweis zu operativen Therapiemöglichkeiten

Aufgrund der hohen Effektivität moderner lipidsenkender Medikamente wie:

  • Statine
  • PCSK9-Inhibitoren
  • Ezetimib
  • Bempedoinsäure

sind operative Verfahren wie der partielle Ileum-Bypass und der portokavale Shunt nahezu obsolet geworden.

Ausnahmefälle:
Sollten diese chirurgischen Eingriffe aus anderen Indikationen erforderlich sein, ist deren lipidsenkender Effekt zu berücksichtigen. In solchen Fällen kann eine Anpassung oder der Verzicht auf die medikamentöse Therapie in Betracht gezogen werden.

Zusammenfassung

Die chirurgischen Therapieoptionen zur LDL-Senkung, wie der partielle Ileum-Bypass oder der portokavale Shunt, sind aufgrund moderner Pharmakotherapie nicht mehr Teil des Standardvorgehens. Eine Lebertransplantation bleibt bei bestimmten schweren genetischen Erkrankungen eine mögliche, aber selten genutzte Option.