Gicht (Hyperurikämie) – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Gichtattacke: Kühlung, Ruhigstellen und Hochlegen der Extremität; Gabe eines Analgetikums/Schmerzmittel (z. B. Indometacin)
- Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
- Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag) bzw. ggf. auf Alkohol verzichten. Ein täglicher Alkoholkonsum von 100 g führt zu einem deutlichen Anstieg der Harnsäure im Blut. Bier hat einen hohen Gehalt an leicht aufnehmbaren Purinen. Alkoholfreies Bier enthält genauso viele Purine, hingegen enthält Wein keine Purine.
- Normalgewicht anstreben!
Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm.
Eine Gewichtsreduktion senkt das Risiko eine Gicht zu entwickeln [1]. Die Gewichtsreduktion sollte langsam erfolgen (keine Crash-Diäten!).- BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
- BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
- Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit:
- Vermeidung von Medikamenten, die zur Harnsäureerhöhung führen (z. B. Acetylsalicylsäure, Ciclosporin (Cyclosporin A), Diuretika (Schleifendiuretika, Thiaziddiuretika); weitere s. u. Hyperurikämie/Ursachen/Medikamente)
- Vermeidung von Umweltbelastungen:
- Beryllium
- Blei
- Beryllium
Impfungen
Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten, da eine Infektion häufig zur Verschlechterung der vorliegenden Erkrankung führen kann:
- Grippe-Impfung
- Pneumokokken-Impfung
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
- Durch eine angepasste Ernährung und Verbesserung des Lebensstils kann der Harnsäurespiegel um bis zu 18 % gesenkt werden [2]!
- Beachtung folgender spezieller ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
- Purinarme Ernährung (weniger als 3.000 mg Harnsäure pro Woche):
- Reis, Butter, Milch und Quark sind annähernd purinfrei.
- Purinarme Lebensmittel enthalten weniger als 50 mg Purin/100 g. Dazu zählen Getreide und Getreideprodukte. Gemüse und Salate, Obst, Milch und Milcherzeugnisse, Eier sowie pflanzliche Proteinalternativen.
Eine Ernährung reich an Obst (allerdings nicht mit zu viel Fructose) und Gemüse trägt auch zur Alkalisierung des Urins bei. - Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Hirse, Kichererbsen, Linsen, Sojabohnen) und Nüsse (Cashew-Kerne, Erdnüsse) enthalten zwar viele Purine, aber pflanzliche Purine scheinen weitgehend unbedenklich zu sein. Trotzdem sollten sie in Maßen verzehrt werden.
- Fisch als Bestandteil einer herzgesunden Ernährung sollte ein- bis zweimal wöchentlich verzehrt werden.
- Vegetarische Proteinquellen bevorzugen
- Die tägliche Trinkmenge sollte mindestens 2 Liter betragen, damit die Niere zur Harnsäureausscheidung ein ausreichendes Flüssigkeitsangebot hat. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der Urin alkalisiert wird, was zu einer Steigerung der Harnsäureausscheidung führt [2]. Der morgendliche Urin-pH sollte mindestens 7 betragen [3].
- Meiden bzw. nur selten verzehren:
- Fleisch (Rind, Schwein, Lamm), Innereien und Wurstwaren
- Meeresfrüchte (Krustentiere und Muscheln)
- Zuckeraustauschstoffe – Sorbit, Xylit und Fructose
- Fructosehaltige Getränke (Softdrinks, Fruchtsäfte und Obst mit hohem Fruchtzuckergehalt) führen bei circa 5 % der Patienten zum Anstieg der Harnsäure-Serumspiegel und sollten deshalb gemieden werden.
- Bier, Liköre und Spirituosen; Wein stellt für Gichtpatienten das geringste Risiko dar und darf deshalb gelegentlich genossen werden.
- Fettreiche Ernährung
- Fasten
- Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei Hyperurikämie sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
- Purinarme Ernährung (weniger als 3.000 mg Harnsäure pro Woche):
- Harnalkalisierung (Überführung des pH-Wertes des Urins aus dem sauren in einen alkalischeren Bereich)! (Nahrungsergänzungsmittel mit beispielsweise Magnesium-, Kalium- und/oder Calciumcitrat)
- Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels (neben Magnesium-, Kalium- und/oder Calciumcitrat auch Vitamin C (Aufnahme sollte 1 g täglich nicht überschreiten))
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können. - Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.
Sportmedizin
- Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
- Regelmäßiges körperliches Training (mind. 2-3 x pro Woche)
- Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
- Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.
Schulungsmaßnahmen
- Wegen schlechter Therapieadhärenz bei Gichtpatienten ist eine umfassende Patienteninformation ebenso wichtig wie die medikamentöse Therapie!
Der Patient sollte über die Ursachen und den Verlauf einer Hyperurikämie/Gicht, die Maßnahmen zur Lebensstilveränderung (s. o.) und Notwendigkeit der regelmäßigen Medikamenteneinnahme informiert werden.
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de - Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V.
Friedrich-Ebert-Ring 38, D-56068 Koblenz
Telefon: 0261-309231, Fax: 0261-309232, E-Mail: info@dgpr.de Internet: www.dgpr.de
Literatur
- Choi HK et al.: Obesity, weight change, hypertension, diuretic use, and risk of gout in men: the health professionals follow-up study. Arch Intern Med, 2005. 165(7): p. 742-8.
- Khanna D, Fitzgerald JD, Khanna PP et al.: American College of Rheumatology guidelines for management of gout. Part 1: systematic nonpharmacologic and pharmacologic therapeutic approaches to hyperuricemia. Arthritis Care Res (Hoboken). 2012 Oct;64(10):1431-46. doi: 10.1002/acr.21772.
- Remer T, Manz F: Potential renal acid load of foods and its influence on urine pH. J Am Diet Assoc 1995; 95: 791-7
Leitlinien
- Khanna D, Fitzgerald JD, Khanna PP et al.: American College of Rheumatology guidelines for management of gout. Part 1: systematic nonpharmacologic and pharmacologic therapeutic approaches to hyperuricemia. Arthritis Care Res (Hoboken). 2012 Oct;64(10):1431-46. doi: 10.1002/acr.21772.
- S1-Leitlinie: Gicht: Akute Gicht in der hausärztlichen Versorgung. (AWMF-Registernummer: 053-032b), September 2013 Kurzfassung Langfassung
- S2e-Leitlinie: Gicht: Häufige Gichtanfälle und Chronische Gicht. (AWMF-Registernummer: 053-032a), März 2019 Langfassung
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Gicht. (AWMF-Registernummer: 060-005), August 2024 Langfassung