Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) – Prävention

Zur Prävention der Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme – Um einer Dehydratation vorzubeugen, muss ausreichend und gleichmäßig über den Tag verteilt getrunken werden:
      • Tägliche Trinkmenge ca. 1,5-2 Liter/Tag bzw. 35 ml Wasserzufuhr durch Getränke (= Trinkmenge) und feste Nahrung/kg KG/Tag 
      • geeignet sind: Mineralwasser, Früchte- und Kräutertees, Saftschorlen oder Brühen
    • Inadäquater und nicht ausreichender Ersatz verloren gegangener Flüssigkeit durch Sport, Sauna, hohe Umgebungstemperaturen, Erkrankungen wie Erbrechen und Durchfall, Fieber

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Hitze (Hitzetag: > 30 °C; Wüstentag: > 35 °C)

Präventionsmaßnahmen bei Hitze

  • Ernährung
    • Es sollte auf eine ausreichende Trinkmenge (z. B. natriumreiches Mineralwasser, isotonische Sportgetränke bzw. Fruchtsaftschorlen im Verhältnis 3/4 bis 2/ 3 Wasser zu 1/4 bis 1/3 Saft) geachtet werden.
    • Soweit keine Krankheiten (z. B. Herzinsuffizienz/Herzschwäche) den Flüssigkeitsbedarf beschränken – pro Kilogramm Körpergewicht 35 ml (ab dem 65. Lebensjahr: 30 ml) Wasser pro Tag; bei starkem Schwitzen erhöht sich die Trinkmenge auf über 3 Liter/Tag; zu beachten ist, nur wenn der Urin hell ist, ist die Flüssigkeitszufuhr ausreichend!
    • Bei großer Hitze sollte Wasser mit einem Natriumgehalt von 400-800 mg/l getrunken werden; ggf. salzreiche Ernährung bzw. Einnahme von Salztabletten bei hitzeexponierten Personen; ebenfalls ist eine ausreichende Zufuhr von Magnesium und Kalium erforderlich – nach mehrstündiger Dauerbelastung gehen über den Schweiß etwa 300 mg Kalium/Liter verloren.
    • Verzicht auf Alkohol und Drogen!
  • Kleidung
    • Beim Aufenthalt im Freien sollte stets eine Kopfbedeckung getragen werden.
    • Es sollte eine leichte, luftdurchlässige und keine eng anliegende Kleidung getragen werden.
    • Die Kleidung sollte möglichst hell sein, um den Körper nicht zusätzlich durch gespeicherte Wärme zu belasten..
    • Es sollte stets eine Sonnenbrille mit optimalem UV-Schutz (UV400) getragen werden; diese blockiert alle UV-Strahlen unter 400 nm (UV-A, -B, -C).
  • Körperliche Aktivität
    • Vor schwerer Anstrengung sollte der Körper an das neue Klima gewöhnt werden (ausreichende Akklimatisierung).
    • Eine Hitzeakklimatisation (Hitzegewöhnung) erfolgt nur durch körperliche Aktivität und dauert etwa 4 bis 5 Tage.
    • Nutzen Sie zum Training die kühlen Morgenstunden oder die Abendstunden.
    • Bei hoher Schattentemperatur körperliche Aktivitäten einschränken.
    • Bereits ab 28 °C kann es bei einer anstrengenden sportlichen Betätigung (insbesondere bei Ausdauersportarten) zu Kreislaufproblemen, einem Sonnenstich, einem Hitzschlag oder zu einer Dehydrierung (Austrocknung) führen.
    • Bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 % oder Ozonwerten von über 180 μg/m3 Luft ist von einem intensiven Lauftraining abzusehen.
    • Freizeitaktivitäten nur in dem Maße, dass diese unter Berücksichtigung von Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung nicht zu einer körperlichen Überlastung führen!
    • Bei hohen Temperaturen sollte die letzte Mahlzeit vor einer sportlichen Aktivität mindestens zwei Stunden zurückliegen.
    • Bei Ausdauersport maximal mit 30 bis 40 Minuten beginnen bei reduzierter Intensität; die Herzfrequenz sollte nicht mehr als 10 Schläge höher als normal sein.
  • Körperpflege und Abkühlung
    • Häufig kalt duschen ohne Reinigungs- bzw. Waschmittel (um einer Talgverarmung vorzubeugen); ggf. reicht es aus, die Arme bis über die Ellenbogen in kaltes Wasser zu halten oder die Waden durch Wassertreten in einem Eimer mit kühlem Wasser zu erfrischen.
  • Medikamente: Einige Medikamente können die Thermoregulation negativ beeinflussen bzw. eine Exsikkose (Austrocknung) provozieren:
    • Anticholinergika, Antidepressiva: Steigerung der Wärmeproduktion und somit Erhöhung der Körpertemperatur, was zu vermehrtem Schwitzen und damit auch zu Elektrolyt-Verlusten führt!
    • Betablocker: Reduzierung des Herzzeitvolumens (Herzleistung), was die Hitzeadaptation beeinträchtigen kann.
    • Diuretika und ACE-Hemmer/ Angiotensin II-Rezeptor-Antagonisten: Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) und/oder Elektrolytimbalance (Imbalance des Körpersalzgehaltes)  durch eine Hyponatriämie (Natriummangel) 
    • Neuroleptika, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI): Hemmung der zentralen Thermoregulation
    • Muskarin-Rezeptorantagonisten: Verminderung der Schweißsekretion und damit Gefahr der Überhitzung
    • Sedierung durch dopaminerge und Parkinson-Arzneimittel: Senkung der Wahrnehmung der Hitzeerschöpfung bzw. Verminderung des Durstgefühls und damit Gefahr der Austrocknung
    • Das Landesgesundheitsamt in Niedersachsen (NLGA) weist auf Risiken durch weitere Arzneien hin. Dazu zählen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Antiarrhythmika, Biguanide, H1-Antihistaminika, Pseudoephedrin, Sulfonamide und Sulfonylharnstoffe.
    • Beachte: 
      • Eine Dehydratation kann zu einer erhöhten Toxizität von Wirkstoffkonzentrationen im Körper führen (z. B. Lithium).
      • Bei transdermalen Systemen (z. B. Fentanyl-Pflaster) kann es zu einer verstärkten Wirkstofffreisetzung und damit zu Überdosierungen kommen.
    Reiseberatung: Bei Reisen in Ländern mit heißem oder feuchtheißem Klima ist eine Beratung bzgl. der Einnahme von Medikamenten erforderlich!