Fettleber (Steatosis hepatis) – Prävention
Zur Prävention der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren (= metabolische Risikofaktoren)
- Ernährung
- Zu hohe Kalorienzufuhr – Besonders kohlenhydratreiche Ernährung erhöht das Risiko.
- Erhöhte Fructoseaufnahme – Fructose gilt als eigenständiger Risikofaktor für NAFLD, da sie zur ATP-Depletion (pathologisch gesteigerter Verbrauch von ATP) und hepatischen Inflammation (Leberentzündung) beiträgt [1].
- Zu viel tierisches Protein – Besonders bei älteren Menschen mit Übergewicht erhöht eine proteinreiche Diät das Risiko [5].
- Schneller Gewichtsverlust – Hungerbedingte Fettleber durch Proteinmangel bei kohlenhydratreicher Ernährung (Kwashiorkor).
- Totale parenterale Ernährung (TPE) – Infusionen ohne Einsatz des Verdauungstraktes können das Risiko einer Fettleber erhöhen.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Auch bei niedrigen Mengen (Frau: ≥ 10 g/Tag; Mann: ≥ 20 g/Tag) besteht ein Risiko für Mischformen von NAFLD und alkoholbedingter Fettleber [2].
- Tabak (Rauchen) – Steigert oxidativen Stress und begünstigt NAFLD.
- Körperliche Inaktivität
- Bewegungsmangel – Langes Sitzen (> 10 Stunden/Tag) erhöht das Risiko, unabhängig vom Sportpensum [4].
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
- Androide Fettverteilung – Abdominales/viszerales Fett (Apfeltyp) mit erhöhtem Taillenumfang (Männer: < 94 cm, Frauen: < 80 cm) erhöht das Risiko.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Genetische Belastung
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Gen: HSD17B13
- SNP: rs72613567 im Gen HSD17B13
- Allel-Konstellation: AA (53 % geringeres Risiko für eine alkoholbedingte Lebererkrankung; 30 % für eine nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH)) [6]
- Allel-Konstellation: AT (42 % geringeres Risiko für eine alkoholbedingte Lebererkrankung; 17 % für eine nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH)) [6]
- SNP: rs72613567 im Gen HSD17B13
- Gen: HSD17B13
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Ernährung
- Kaffeekonsum
- 2-3 Tassen Kaffee scheinen das Risiko für eine nicht-alkoholische Fettleber zu senken [3]
- Der Konsum von Kaffee kann aufgrund hepato- und kardioprotektiver Effekte (wg. Polyphenolen mit anti-oxidativer Wirkung) empfohlen werden. (starker Konsens) (offene Empfehlung) [2].
- Konsum freier Zucker wie Glucose (Traubenzucker; Monosaccharid/Einfachzucker), Fructose (Fruchtzucker; Monosaccharid/Einfachzucker), Saccharose (Haushaltszucker; Disaccharid/Zweifachzucker) einschränken – Eine amerikanische Studie zeigte, dass sich bei Jugendlichen, die an einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) erkrankt waren, diese unter einer zuckerarmen Diät innerhalb weniger Wochen signifikant zurückgebildet hat. Dabei wurde vor allem auf raffinierten Zucker und Süßgetränke verzichtet. Die Werte der Leberenzyme – Alanin-Aminotransferase, Aspartat-Aminotransferase, Gamma-Glutamyltransferase – verbesserten sich [7].
- Kaffeekonsum
- Körperliche Aktivität
- Regelmäßiger Sport reduziert viszerales Fett und verbessert die Insulinsensitivität.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühe Anzeichen von NAFLD zu erkennen und deren Fortschreiten zu verhindern.
- Frühzeitige Diagnostik
- Laboruntersuchungen
- Leberenzyme (ALT, AST, GGT).
- Lipidprofile und HbA1c zur Erkennung von Dyslipidämien (Fettstoffwechselstörungen) und Diabetes mellitus.
- Bildgebung
- Ultraschall der Leber zur Erkennung von Steatosen.
- Laboruntersuchungen
- Therapeutische Ansätze bei ersten Symptomen
- Lebensstiländerung
- Reduktion von Übergewicht durch Ernährungsumstellung und Bewegung.
- Medikamentöse Therapie
- Einsatz von Antioxidantien und Insulinsensitizern (senken Ihren Blutzucker, indem sie die Insulinempfindlichkeit von Muskeln, Fett und Leber erhöhen) zur Verlangsamung der Progression.
- Lebensstiländerung
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen bei bestehender NAFLD zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.
- Langzeittherapie
- Medikamentöse Intervention
- Behandlung von Folgeerkrankungen wie nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) oder Leberzirrhose (Endstadium chronischer Leberkrankheiten) mit spezifischen Medikamenten.
- Medikamentöse Intervention
- Rehabilitation und Nachsorge
- Ernährungsberatung
- Dauerhafte Anpassung der Diät zur Verhinderung von Komplikationen.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Monitoring der Leberfunktion und des Stoffwechsels.
- Ernährungsberatung
- Patientenschulung
- Aufklärung über die Bedeutung einer gesunden Lebensweise.
Literatur
- Nseir W, Nassar F, Assy N (2010): Soft drinks consumption and nonalcoholic fatty liver disease. World J Gastroenterol 16 (21): 2579-2588.
- S2k-Leitlinie: Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen. (AWMF-Registernummer: 021-025), Februar 2022 Langfassung
- Molloy JW, Calcagno CJ, Williams CD, Jones FJ, Torres DM, Harrison SA: Association of coffee and caffeine consumption with fatty liver disease, nonalcoholic steatohepatitis, and degree of hepatic fibrosis. Hepatology 2012; 55:429-436
- Ryu S et al.: Relationship of sitting time and physical activity with non-alcoholic fatty liver disease. J Hepatol 2015, online 14. September; doi: 10.1016/j.jhep.2015.07.010
- European Association for the Study of the Liver: Diet high in animal protein is associated with non-alcoholic fattyliver disease in overweight people. Science Daily April 2017
- Abul-Husn NS et al.: A Protein-Truncating HSD17B13 Variant and Protection from Chronic Liver Disease. N Engl J Med 2018; 378:1096-1106 doi: 10.1056/NEJMoa1712191
- Schwimmer JB, Ugalde-Nicalo P, Welsh JA, Angeles JE, Cordero M, Harlow KE, Alazraki A, Durelle J, Knight-Scott J, Newton KP, Cleeton R, Knott C, Konomi J, Middleton MS, Travers C, Sirlin CB, Hernandez A, Sekkarie A, McCracken C, Vos MB.: Effect of a Low Free Sugar Diet vs Usual Diet on Nonalcoholic Fatty Liver Disease in Adolescent Boys: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2019 Jan 22; 321 (3): 256-265. doi: 10.1001/jama.2018.20579
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen. (AWMF-Registernummer: 021-025), Februar 2022 Langfassung