Diabetischer Fuß – Einleitung

Das diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine schwerwiegende Komplikation des Diabetes mellitus, die durch Ulzerationen (Geschwürbildung), schlecht heilende Wunden und eine Kombination aus Neuropathie (Nervenschädigung), Ischämie (Durchblutungsstörung) und Infektionen gekennzeichnet ist. Diese Triopathie führt zu erheblichen Risiken, einschließlich Amputationen, wenn nicht rechtzeitig interveniert wird.

Synonyme und ICD-10: Diabetisches Fußsyndrom, DFS; ICD-10-GM E14.5-: Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus, mit diabetischem Fußsyndrom, als entgleist bezeichnet

Anatomie und Funktionen

Da das diabetische Fußsyndrom eine Folge von Nervenschädigungen (Neuropathie) und Durchblutungsstörungen (Ischämie) ist, sind die Funktionen der Nerven und Blutgefäße entscheidend. Bei Neuropathie sind die sensorischen, motorischen und autonomen Nerven betroffen, was zu einem Verlust des Schmerzempfindens, Muskelschwäche und Hautveränderungen führt. Durch die Ischämie wird die Blutversorgung der unteren Extremitäten beeinträchtigt, was die Heilung von Wunden erschwert und das Infektionsrisiko erhöht.

Charakteristische Laborbefunde

  • Erhöhter HbA1c-Wert: Ein HbA1c-Wert von > 7 % zeigt eine chronische Hyperglykämie (Überzuckerung), die das Risiko für die Entwicklung des diabetischen Fußsyndroms erhöht.
  • Erhöhte Entzündungsmarker:
    • C-reaktives Protein (CRP): Erhöhte Werte können auf eine akute Infektion hinweisen.
    • Leukozytose: Ein erhöhter Leukozytenwert (Anzahl weißer Blutkörperchen) weist auf eine systemische Infektion hin.
  • Niedrige Albuminwerte: Hypoalbuminämie kann auf eine chronische Entzündung und Proteinverlust durch Wunden hinweisen.
  • Erhöhte Blutfettwerte: Dyslipidämie (z. B. hohe LDL- und Triglyceridspiegel) ist häufig bei Diabetes und kann die atherosklerotischen Prozesse verstärken.
  • Nierenschädigung: Erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte können auf eine begleitende diabetische Nephropathie hinweisen, die die Prognose weiter verschlechtert.

Formen der Erkrankung

  • Neuropathisches Ulkus: Ulzerationen, die hauptsächlich durch Neuropathie bedingt sind, ohne wesentliche Beteiligung der arteriellen Durchblutung. Diese Läsionen treten häufig an druckbelasteten Stellen auf und sind schmerzarm.
  • Ischämisches Ulkus: Ulzerationen, die hauptsächlich durch eine arterielle Durchblutungsstörung (diabetische Angiopathie) verursacht werden. Diese Ulzera treten oft an den Zehen oder am Fußrand auf und sind schmerzhaft.
  • Neuroischämisches Ulkus: Eine Kombination aus neuropathischen und ischämischen Faktoren, die zu besonders schwer heilenden Wunden führen.

Ursachen

  • Chronische Hyperglykämie: Führt zur Schädigung der Nerven und Blutgefäße, was das Risiko für die Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms erhöht.
  • Unzureichende Blutzuckerkontrolle: Trägt maßgeblich zur Entwicklung von Neuropathie und Angiopathie (Gefäßerkrankungen) bei.
  • Infektionen: Aufgrund der verminderten Immunabwehr bei Diabetikern kommt es häufiger zu bakteriellen Infektionen der Haut und des Weichgewebes.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel:
Tritt am häufigsten bei über 50-jährigen Patienten mit Typ-2-Diabetes auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz des Fußulkus liegt bei 2-10 % aller Diabetiker, wobei die Rate bei über 50-Jährigen auf 5-10 % ansteigt.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Bei jüngeren Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes liegt die Prävalenz bei 1,7-3,3 %.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Häufig bleibt die Entwicklung des diabetischen Fußsyndroms unbemerkt, bis Ulzerationen auftreten. Diese Geschwüre können sich schnell ausbreiten und infizieren, was zu schwerwiegenden Komplikationen wie Gangrän und Amputationen führen kann.

Prognose

  • Die Prognose ist stark abhängig von der Früherkennung und einer aggressiven Behandlung. Eine rechtzeitige Therapie kann die Heilung fördern und Amputationen verhindern.
  • Diabetische Fußulzera neigen zu rezidivierendem (wiederkehrendem) Verlauf. Die Rezidivraten betragen 34 % nach 1 Jahr, 61 % nach 3 Jahren und 70 % nach 5 Jahren.
  • Amputationsrate: Es wird geschätzt, dass etwa 70 % aller Amputationen der unteren Extremitäten auf Diabetespatienten entfallen. Dies verdeutlicht die schwerwiegenden Folgen des diabetischen Fußsyndroms und unterstreicht die Bedeutung einer frühzeitigen und umfassenden Versorgung zur Vermeidung von Amputationen.

Hinweise für Patienten

  • Patienten sollten ihre Füße regelmäßig auf Anzeichen von Wunden oder Veränderungen überprüfen und eine frühzeitige medizinische Versorgung suchen, um Komplikationen zu vermeiden.

Komorbiditäten

Jeder zweite Patient mit einem diabetischen Fußsyndrom (DFS) leidet an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK; fortschreitende Verengung bzw. Verschluss der die Arme/ (häufiger) Beine versorgenden Arterien, meist aufgrund von Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)).

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes. (AWMF-Registernummer: nvl-001), Mai 2023 Langfassung