Diabetische Polyneuropathie – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine diabetische Polyneuropathie hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine diabetische Polyneuropathie und werden oft zuerst bemerkt:
- Kribbeln: Kribbelnde oder prickelnde Empfindungen in den Händen und Füßen; treten bei etwa 60-80 % der Patienten auf
- Ameisenlaufen: Kribbeln oder "Ameisenlaufen"; tritt bei etwa 50-70 % der Betroffenen auf
- Taubheitsgefühl: Bei etwa 40-60 % der Betroffenen, besonders in den Füßen und Zehen
- Brennen: Häufiger in den Füßen und Beinen; tritt bei 30-60 % der Patienten auf, besonders nachts
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer diabetischen Polyneuropathie:
- Fehlendes Wärme- oder Kälteempfinden: Tritt bei etwa 40-50 % der Patienten auf
- Pelzigkeitsgefühl: Ein häufig beschriebenes Symptom bei etwa 30-50 % der Betroffenen
- Schwellungsgefühl: Subjektiv wahrgenommen, aber nicht immer sichtbar; bei etwa 30 % der Patienten
- Stechen: Häufige stechende Schmerzen; bei 30-50 % der Patienten
- Muskelkrämpfe: Treten bei etwa 20-40 % der Patienten auf
- Muskelschwäche: Wird bei etwa 20-30 % der Patienten beobachtet
- Schmerzlose Wunden: Gefährlich, da sie unbemerkt bleiben; treten bei 10-20 % der Patienten auf
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe): Treten bei 10-20 % der Betroffenen auf, meist in den Beinen
- Ulkus (Geschwür): Geschwüre treten bei etwa 10-15 % der Patienten auf, besonders an den Füßen.
- Fußdeformitäten (als Hinweis auf eine diabetische Neuroosteoarthropathie): Fußdeformitäten wie der Charcot-Fuß treten bei 5-10 % der Patienten auf.
- Schweißsekretionsstörungen: Werden bei 20-30 % der Betroffenen beobachtet
- Hypo- oder Anhidrosis: Verminderte oder fehlende Schweißbildung; bei etwa 20 % der Betroffenen
- Gestörte Hypoglykämiewahrnehmung: Tritt bei etwa 10-20 % der Patienten auf, insbesondere bei insulinpflichtigen Diabetikern
- Vertigo (Schwindel): Schwindel wird bei ca. 10 % der Patienten beobachtet; ein Hinweis auf autonome Nervenschädigung
- Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit): Plötzliche Ohnmacht; tritt bei etwa 5-10 % der Patienten auf
Sensible und motorische Störungen (= sensomotorische diabetische Polyneuropathie) treten meist gleichförmig an beiden Beinen und/oder Händen auf, sie sind also symmetrisch (= distal-symmetrische Polyneuropathie). Dazu zählen:
Sensible Missempfindungen
- Ameisenlaufen
- Brennen
- Fehlendes Wärme- oder Kälteempfinden
- Kribbeln
- Pelzigkeitsgefühl
- Schwellungsgefühl
- Stechen
- Taubheitsgefühl
Motorische Symptome
- Muskelkrämpfe
- Muskelschwäche
- Muskelzucken
- Schmerzen
Beachte:
- Bei der subklinischen Neuropathie, d. h. kein Vorliegen von Symptomen und klinischen Befunden, sind quantitative neurophysiologische Tests bereits positiv.
- Bei einem Viertel der Patienten mit einer peripheren sensomotorischen diabetischen Polyneuropathie (Synonym: diabetische sensomotorische Polyneuropathie, DSPN) ist diese vollkommen schmerzlos.
- Bei Vorliegen einer sensomotorischen Neuropathie, muss mit etwa 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit mit einer zugleich bestehenden kardiovaskulären autonomen Neuropathie (KADN) gerechnet werden (s. u. "Weitere Symptome").
Weitere Symptome
- Gangunsicherheit
- Schmerzlose Wunden
- Ödeme – Wassereinlagerungen im Gewebe
- Ulkus (Geschwür)
- Fußdeformitäten (als Hinweis auf eine diabetische Neuroosteoarthropathie)
- Hypo- oder Anhidrosis – verminderte Fähigkeit zu schwitzen bis zur Unfähigkeit zu schwitzen
- Gestörte Hypoglykämiewahrnehmung (gestörte Wahrnehmung der Unterzuckerung)
- Kardiale bzw. vaskuläre Symptome (Herz- und Gefäßsymptome)
- Orthostatische Hypotonie* – erniedrigter Blutdruck durch eine Fehlsteuerung der Gefäße
- Nächtliche Blutdruckerhöhungen** [Umkehr der normalen zirkadianen Rhythmik]
- Frequenzstarre* – Herzfrequenz kann nicht gesteigert oder verlangsamt werden
- Ruhetachykardie** (ein schneller, anhaltender Herzrhythmus von mehr als 100 Schlägen pro Minute in Ruhe)
- Ventrikuläre Arrhythmien** (Herzrhythmusstörung, die lebensbedrohlich ist, da sie zu Kammerflimmern und zum plötzlichen Herztod führen kann) [nachweisliche Verlängerung der QT-Dauer]
- Belastungsintoleranz und linksventrikuläre Dysfunktion** [eingeschränkter Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks unter Belastung; verminderte linksventrikuläre Auswurffraktion in Ruhe und unter Belastung]
- Gastrointestinale Symptome*
- Dyspeptische Beschwerden (Reizmagen)
- Dysphagie (Schluckstörung)
- Odynophagie (Schmerzen beim Schlucken)
- abdominelle Beschwerden
- Nausea (Übelkeit)/Emesis (Erbrechen)
- Völlegefühl
- Meteorismus (Blähungen)
- Gastroparese (Magenlähmung) – verzögerte Magenentleerung ohne Vorliegen einer mechanischen Obstruktion; Symptome: frühe Sättigung, postprandiales ("nach der Mahlzeit") Völlegefühl, Oberbauchschmerzen, Würgereiz, Übelkeit (20-30 %), Sodbrennen (15 %), Obstipation (10-20 %), rezidivierende Diarrhöen (Durchfälle; 5-10 %) und Erbrechen nach Nahrungsaufnahme; mögliche Folgeerkrankungen: Malnutrition (Mangelernährung) durch rezidivierendes Erbrechen und eine gesteigerte Infektionsrate durch Aspirationspneumonie (Lungenentzündung, die durch das Einatmen von Fremdstoffen (hier: Mageninhalt) bedingt ist).
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Typ-1-Diabetiker mit 5,2 %; Typ-2-Dabetiker 4,2 % - Diarrhoe (Durchfall)
- Obstipation (Verstopfung)
- Stuhlinkontinenz (Unfähigkeit, den Darminhalt sowie auch Darmgase willkürlich im Enddarm zurückzuhalten)
- Mononeuropathien (Schädigung eines einzelnen peripheren Nerven; selten)
- lumbale Plexopathie (5 %)
- Okulomotoriusparese (1 %)
- thorakolumbale Radikulopathie (0,5 %)
- Urogenitale Symptome*
- Miktionsstörungen (Blasenfunktionsstörungen/Blasenentleerungsstörungen):
- Miktionsfrequenz, Restharn, Harnwegsinfekte (HWI), Harnstrahlabschwächung, Notwendigkeit der Bauchpresse, Harninkontinenz
- Erektile Dysfunktion (ED; Erektionsstörungen)
- Miktionsstörungen (Blasenfunktionsstörungen/Blasenentleerungsstörungen):
- Vertigo* (Schwindel)
- Schweißsekretionsstörungen
- Synkope* (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)
*Hinweise für eine autonome diabetische Neuropathie
**Hinweise für eine kardiovaskuläre autonome diabetische Neuropathie (KADN)
Weitere Hinweise
- Ein frühes Auftreten neuropathischer Schmerzen spricht für eine diabetische Genese.
- Frühe Gangstörungen, Befall der Arme oder eine ausgeprägte Asymmetrie sprechen eher gegen eine diabetische Genese.